Müllers Kabinett

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Mittwoch, 7.8.24: Die Fahrt geht weiter

Ursprünglich war mein Plan ja, das ich bis Lauscha fahre und dort bei Freunden mein Gespann stehen zu lassen so lange ich den GayPride in Amsterdam besuche. Außerdem galt es noch, eine virtuelle Version der aktuellen Ausstellung im Torhaus zu programmieren.

Wegen des Getriebeschadens hat sich mein Timing verändert. Zwar ist das Getriebe jetzt wieder repariert, aber ich hätte es in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht bis Lauscha geschafft. So blieb das Velostudio in Bad Karlshafen stehen

Jetzt ist es Mittwoch, der 7. August, alle Arbeiten in Dortmund sind erledigt und ich befinde mich im Zug nach Bad Karlshafen. Ich werde dort zum Frühstück bei den Freunden eintreffen, die mein Gespann bei sich untergestellt haben.

Nach dem Frühstück wird sich zeigen ob die eine Woche in der Gegend herum stehen die Störung in der Motorsteuerung behoben hat. Vielleicht war es ja Feuchtigkeit die irgendwo eingedrungen ist und vielleicht hat diese die Zeit genutzt und ist inzwischen einfach verdunstet. Für den Fall das die Elektrik immer noch rum spinnt habe ich ein neues Bedienteil und eine neue Motorsteuerung im Gepäck, die ich vorsorglich bei Fasterbikes bestellt habe. Die Techniker war sich im Telefonat nicht sicher, welches der beiden Teile die Probleme verursachen könne. Da keine Fehlercodes angezeigt wurden vermutete er das Bedienteil als Schuldigen.

Hier wird gerade das Bedienteil für den Bafang BBSHD ausgetauscht

Als wir das Gespann von seinem Parkplatz holten zeigte sich sofort das das herum Stehen keine Veränderung bei der Elektrik gebracht hat. Vor meiner Abfahrt habe ich das Bedienteil getauscht. Dann lief alles wie gewollt. Jetzt war Zeit zum Ausbruch. Auf dem Campingplatz noch zwei Gasflaschen für meinen Kocher gekauft und dann ging’s los.

Es ist ein schönes Gefühl, mit einem reparierten und verstärkten Getriebe unterwegs zu sein. Ich verließ Bad Karlshafen Weseraufwärts auf einem Radweg, der parallel zur Straße verlief. Bei ziemlich heißen Temperaturen war ich froh das mein e-bike mit half, das Gespann vorwärts zu bringen.

Auf dem Weg nach Lippoldsberg hatte die Wegeplanung eine Steigung eingebaut die ich nicht nehmen konnte - das Hinterrad drehte durch. Ich musste mit zurück rollen lassen und diesen Teil der Strecke umgehen.

Nach Lippoldsberg überquerte ich die Weser mit einer Fähre - davon gibt es hier in der Gegend quasi bei jedem Ort eine. Bei diesem Ort gibt es im Wald eine ehemalige Industrieproduktion des zweiten Weltkriegs - das Paroxol-Werk. Dorthin machte ich mich an den Anstieg. Leider sollte ich dort nie ankommen da meine Schaltung versagte - ganz so wie vor einer Woche - und nach noch nicht mal 50 Kilometern Strecke.

Das war ein ziemlich deprimierender Moment. Immerhin waren bei der Reparatur ja leistungsfähigere Haltebolzen verbaut worden wie sie auch für Tandem und Lastenrad verwendet werden. Ein Anruf bei Rohloff ergab, das die Firma in Betriebsurlaub sei und vor dem 19. August dort niemand anzutreffen sei. - was nun?

Bei der Fähre gab es einen Campingplatz - den steuerte ich an - wo es abschüssig war, ließ ich mich rollen - wo das nicht ging musste ich schieben. Der Campingplatz entpuppte sich als Stellplatz für Wohnmobile - und dort wollte mich niemand haben. Der Betreiber selbst war nicht vor Ort, aber zwei Wohnmobil-Insassen bestanden sehr nachdrücklich darauf das ich den Platz verlassen solle da es sich um einexklusiven Stellplatz für Wohnmobile handle. Ich hätte das aussitzen können, aber die Stimmung an diesem Ort war so schlecht das ich mich schiebenderweise die 3,5 Kilometer nach Gieselwerder auf den Weg machte. Es war in der Hitze eine ziemliche Asterei. Ich hielt mich mit Gedanken bei Laune in denen ich Wohnmobile von den Fluten der Weser mitgerissen imaginierte.

Endlich in Gieselwerder angekommen erlebte ich auf dem Campingplatz einen warmen Empfang und bekam ein schönes Plätzchen, etwas erhöht an der Weser gelegen. Dort versicherte man mir das im Nachbarort jemand sei der eine super Fahrradwerkstatt betreibt - das hörte sich doch gut an.

Kaum hatte ich mich eingerichtet, begann es wie aus Eimern zu schütten - ich war richtig froh, in meinem fahrbaren Schloss zu sitzen und durch das Fenster argwöhnisch auf die Weser zu schauen, ob sie auch schön in ihrem Bett bleibt.

Nach den Regen patroillierte eine Schwanfamilie den Campingplatz. Sie Suchten ein Plätzchen um gemeinschaftlich am Gras zu knabbern. Bei mir wurde es auch Zeit für’s Essen - Spagetti mit Tomatensauce - richtig einfallsreich.

Das war dann so etwa der Tagesverlauf den ich am allerwenigsten wollte - Ich denke, meine Pläne mit der Tschechei kann ich mir von der Backe putzen