Müllers Kabinett

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Sonntag, 11.8.24 - 'kenne ich sie aus dem Fernsehen?'

na, wer hat hier wohl viel zu lange gestanden?

Jetzt geht kein Weg mehr am Praxistest vorbei - ich war richtig früh wach, und fuhr mit meinem Gespann bereits um kurz vor neun zur Rezeption um Auszuchecken - da kam die Hiobsbotschaft vom Bedienteil des e-bikes: ‚kein Geschwindigkeitssensor erkannt!‘ - ach Du meine Güte! Der Magnet für den Sensor steckte immer noch an dem Hinterrad das ich gestern zu mir nach Hause geschickt habe. Wie konnte ich nur so dämlich sein?

Aber vielleicht gibt es ja noch Hoffnung - immerhin ist DHL ja nicht für schnellen Service bekannt. An der Rezeption den Anhänger abgestellt. Meine Satteltaschen in die Rezeption gestellt und schnell mit dem Rad zum DHL-Shop geradelt - und tatsächlich stand mein Paket immer noch da! Ich durfte mein Rad noch mal auspacken um den Magneten abzuschrauben. Kurze Zeit später war das ding dann an der Speiche, wo es eigentlich sein sollte und ich konnte endlich auschecken.

In meiner zeit vor der Rezeption haben mich ganze drei Leute darauf angesprochen ob sie mich mit dem Fahrradwohnwagen schon mal im Fernsehen gesehen haben - ich konnte versichern, das sie mich nicht gesehen hätten…

Quasi für einen Härtetest fuhr ich noch ein mal zurück nach Lippoldsberg für einen zweiten Versuch, den Berg zu erklimmen - ich hatte ja noch ein paar Fotos vor und die Steigung ist auch ein Guter Test für Thüringen, bzw. um die Frage zu klären ob ich bis nach Thüringen und vielleicht darüber hinaus fahren werde.

Die Steigung erwies sich mit der aktuell verfügbaren Übersetzung als echte Herausforderung. Ich musste auf die höchste Leistungsstufe schalten (1000 Watt) und selbst noch wie ein Tier in die Pedale treten damit ich die 30% hoch kam. Auf der gut 2 Kilometer langen Steigung musste ich sogar zwei mal eine Pause einlegen. Gute Performance ist irgendwie was anderes.

Auf dem Lippoldsberg wurde in den dreisiger Jahren in Vorbereitung für den Krieg eine getarnte Fabrik für die Produktion von Pentaerythrit aus Ethanol, das Paroxol-Werk, errichtet. Die Chemikalie ist eine Vorstufe für die Herstellung von Nitropenta bzw. Nitrosprengstoff. Es soll dort im Wald teilweise zerstörte Bunker geben. Außerdem wollte ich mir das Produktionsgelände anschauen, das inzwischen eine Reha-Klinik mit ziemlich vielen Fachrichtungen geworden ist.

Zuerst bin ich auf dem Klinikgelände herum gefallen. Wenn man es nicht weiss, irritiert vielleicht der eigenwillige Baustil - die Gebäude der ehemaligen Fabrik sind als Bunker ausgelegt und hatten Dächer auf die man zur Tarnung Bäume gepflanzt hatte. Man sieht es den Gebäuden noch immer ein bisschen an, aber insgesamt ist die Konvertierung des Baubestands in eine Nutzung als Klinik gut gelungen - wenn man mal davon absieht, das viele der Gebäude inzwischen ungenutzt aussehen und der Klinik selbst ein Flair von Lost Place geben. Reha-Kliniken haben es heutzutage nicht leicht…

Um die Bunker im Wald zu finden durfte ich ein bisschen im Unterholz herum stolpern bin ich sie fand. Die U.S-Truppen hatten zu Ende des Krieges die Gebäude zu sprengen versucht - mit wenig überzeugendem Erfolg! SO konnte ich mich in aller Ruhe mit Fotos von einem ehemaligen Ethanol-Tank befassen.

ein gesprengter Ethanoltank / Bunker - die Ruine ist von Wald überwachsen

In der Nachmittagshitze fand ich zurück zum Velostudio, wechselte von den langen Klamotten zu kurzen Sachen und machte mich zurück auf die Strecke Richtung Hann-Münden. Wobei mich mein Weg nicht weiter als auf den Campingplatz Oedelsheim führte. Dort habe ich um 17:00 mein Lager aufgeschlagen und was zu Essen gemacht.

Auf dem Platz gibt es eine Restauration namens ‚Hüftgold‘ - dort trifft sich gefühlt die ganze Gemeinde. Bei mir gab’s heute YumYum-Nudeln aus dem Foodsharing, die vorgaben, nach gerösteter Zwiebel schmecken zu wollen. Ich weiss jetzt immerhin warum sie überhaupt ins Foodsharing fanden - das waren mit Abstand die inkompetentesten Nudeln dieser Art mit denen ich mich befassen durfte! Immerhin satt haben sie gemacht - und für die Elektrolyte haben sie auch gut funktioniert - ich habe für meinen Ausflug auf den Lippoldsberg gute vier Liter Wasser verbraucht bzw. verschwitzt.

Ich habe für die Nacht einen schönen Stellplatz mit Blick auf die Weser bekommen. Die Schwalben fliegen hoch; sie kommen nur herunter, um kurz an der Oberfläche des Flusses einen Schluck Wasser zu nippen. Der Campingplatz wird von einer Spatzengang beherrscht, die sofort die Situation um meinen Camper abcheckte. Die Leute hier sind entspannt. Übrigens wurde ich kurz nach der Ankunft gefragt ob ich mit dem Anhänger schon mal im Fernsehen war…

haben alles voll im Blick - die Spatzen auf dem Campingplatz Oedelsheim