Ein bisschen habe ich Sorgen das mit die Zeit flöten geht - auch wenn
es gar kein wirkliches Timing für die Fahrt gibt. Heute Morgen war es
zwar immer noch ordentlich bewölkt, aber mehr als ein sehr verhaltener
Sprühregen kam nicht mehr herunter. Also war der Entschluss gefasst:
heute geht es wieder auf die Straße!
Kelso kann es nicht so recht glauben das das eine gute Idee sein
könnte und schaut noch mal auf seinem Handy nach den Wetter-Trends.
tatsächlich ist für heute zwar jede Menge bewölkter Himmel vorher
gesagt aber kein Regen - oder wenn, dann nur ganz wenig. Zum Abschied gab es noch mal ein Frühstück mit Brot vom deutschen
Bäcker und zwei Eiern.
Das tägliche Kunststück, wie welche Sachen in welche Taschen hinein
kommen und ob das dann auch alles so passt ging heute ganz entspannt
aus. Es macht sich tatsächlich bemerkbar das ich ein paar überflüssige
Dinge nach Hause geschickt habe. Ich kann sogar ganz gut die
Tütensuppen unterbringen die ich für meine Kochversuche besorgt habe. Das Fahrrad vor's Haus geschafft und mit dem Gepäck dekoriert. Dann
hieß es Abschied nehmen.
Das Fahrgefühl auf dem mit einem neueren, härteren Stoßdämpfer
ausgestatteten Rad ist komplett anders. Es nimmt die Unebenheiten der
Straße jetzt so wie ich es eigentlich erwartet habe. Die Suche nach
einem passenden Fahrradhändler und die Dienste von David sind den
Aufwand allemal wert. Die Schlaglöcher haben endlich ihren Schrecken
verloren und ich muss nicht mehr die ganze Zeit nach dem idealen
Hinderniskurs suchen damit die Hinterrad-Schwinge nicht bricht.
Auch heute fuhr ich mit dreifachem Boden: in der Karte war der Weg
markiert, es gab die Hinweisschilder am Straßenrand und das Garmin
machte klugscheißerische Bemerkungen dazu. Inzwischen habe ich heraus
gefunden das das Gerät Probleme mit der Navigation hat wenn es auf
Batterien - in dem Fall zwei NC-Accus - läuft. Die Geschwindigkeit des
Rades lässt dem Gerät keine ausreichende Zeit sich auf der Karte zu
orientieren und meine Position und Bewegungsrichtung richtig zu
ermitteln. So habe ich es heute über USB von der Ladeschaltung am Rad
versorgen lassen. Die Navigation läuft zwar schneller, es gibt aber
immer noch exotische Ideen dazu wo ich denn nun hin zu fahren habe.
Bei eingeschalteter Navigation wird mir auf der Karte zwar auch der
aktuelle Track angezeigt, wenn das Garmin aber eine Bemerkung zur
Route macht, blendet es den Track aus und ich weiss unter Umständen
nicht mehr wo ich denn wirklich hätte hin fahren sollen. Auf diese Art
muss es das Teil in der Vergangenheit geschafft haben mich immer
wieder in die Irre zu führen. Als die Nummer heute wieder los ging
habe ich die Navigationstipps abgeschaltet und habe mich nur noch
anhand des markierten Tracks und meiner Postition und
Bewegungsrichtung auf der Karte orientiert. Mit einem Mal war das Teil
in der Lage präzise zu zeigen wo ich mich in welche Richtung bewege
und es wurde angenehm still zwischen meinen Beinen. der Weg nach
Kinross war, was das an geht eine wahre Freude - ich habe mich nur
einmal vergurkt und das auch schon nach 20 Metern gemerkt - das ist
für die aktuelle Reise Bestleistung.
Mein Weg führte mich noch mal hinaus nach South Queensferry wo ich den
Anschluss an den Radweg finden musste der mich über die Autobrücke
über den Forth führen sollte Auf der Brücke habe ich ein Pärchen aus
Hamburg getroffen die dem N1 umgekehrt folgen. Sie versprachen mir
Berge auf meinem Weg nach Kinrose - jede Menge davon und sicher auch
noch welche darüber hinaus. Da lassen wir uns doch nicht anmerken -
schließlich habe ich jetzt das beste Fahrrad der Welt!
In Dunfermline hatte ich dann eine unheimliche Begegnung der dritten
Art. Eigentlich wollte ich nur bei einer Fish&Chips-Bude Mittag
machen. Ich hatte kaum meine Bestellung aufgegeben, da stömten
Unmengen von Schülern in den Laden. Man hatte sie anscheinend dort
erwartet weil in einer Windeseile ihre Bestellungen bedient wurden.
Anscheinend nutzen die Kids die Mittagspause um in dem Imbiss oder in
den benachbarten Pizza- und Inder-Imbissen bzw. dem Supermarkt ihr
Pausengeld zu verprassen. Das Ganze machte auf mich den Eindruck als
wenn die Läden nicht ohne Grund in der Nähe der Schule platziert wurden. Noch bizarrer wurde es als die Kids mit dem Essen fertig waren. Ich
hatte mich schon beim Auffahren auf den Parkplatz gefragt warum da so
viele Möwen herum lungerten. Es gibt in der Gegend zwar immer wieder
mal ein paar davon aber eine Gang von über 30 Tieren war dann doch
auffällig. Die Kids ließen die Reste ihrer Fresspakete auf den Parkplatz fallen
und lösten dadurch eine Fressorgie mit lauter Streiterei unter den
Möwen aus. Ich kam mir vor wie bei Hitchkocks 'Die Vögel' Ich kümmerte mich darum das mein wahrhaft gigantischer Fisch und die
Pommes in mir verschwanden bevor die Meute noch auf mich aufmerksam
wurde.
Dann ging es tatsächlich in die versprochenen Berge. Zwischen
Dunfermline und Kinross liegt ein etwa 400 Meter hoher Pass der ab
Meeresniveau zu überwinden ist. Der Aufstieg da hin ist deutlich
steiler als der Pass auf dem Weg nach Edinburgh und ich kann nicht
verschweigen das ich mich mit wenig rühmlichen fünf Meilen pro Stunde
da hoch gekurbelt habe. Ich fühlte mich heute auch nicht in Bestform -
so alle 500 Meter habe ich an den Steigungen schon mal ein Päuschen
eingelegt um die Landschaft am Straßenrand zu bewundern. Das Fahrrad
lässt sich wenig elegant schieben, da ist es leichter wenn man in
Etappen einen Berg hoch strampelt. Oben auf dem Pass gab es dann einen Erstkontakt mit den von Thomas
angedrohten 'Midges'. Das sind winzig kleine Stechmücken die selbst
durch Mückengaze passen. Es lungerte dort ein Pulk dieser reizenden
Tiere herum der meine Pause dazu nutzte, doch mal zu schauen wie ich
denn so schmecke. Es wurde eine eher kurze Pause. Ob das der Grund ist
warum der Radweg in diesem Abschnitt nicht entlang der Küste verläuft
sondern durchs Landesinnere? Ich hätte drauf verzichten können. Auf der anderen Seite es Passes gab es dann gelebte
Hochgeschwindigkeit - 25 Meilen pro Stunde und sogar noch mehr währe
drin gewesen wenn mein Gepäck nicht ins Schwingen gekommen währe.
Der Campingplatz in Kinross war vorher ausgeguckt und akzeptiert auch
Zelte - es kann einem hier auch schon mal passieren das mangels
sanitärer Einrichtungen ein Campingplatz nur Wohnwagen akzeptiert. Mit
acht Pfund pro Nacht ist der Campingplatz 'Gallowhill Farm' der bisher
günstigste auf meiner Fahrt. Dafür darf man aber die Duschen mit
Münzeinwurf bespassen: für 50 Pence bekommt man acht Minuten heisses
Wasser. Leider ist der Münzeinwurf nicht in der Duschkabine, weswegen
man auch nach acht Minuten fertig sein sollte. Es wird auch eine
Waschmaschine und ein Wäschetrockner geboten die man beide gegen
Münzeinwurf nutzen kann. Außer mir sind hier zur Zeit nur Dauercamper
bzw. deren Wohnwagen. Die Stimmung ist, wie auf allen Campingplätzen
bisher, sehr entspannt.