NordHessen

Freitag, 07.07.2017: Beverungen-Höxter-Holzminden-Stadtoldendorf

Dann haben wir noch schnell versucht auch mir Internetzugang in Ihrer Wohnung zu ermöglichen und mit unseren Bemühungen den Router abgechossen - für mich der Zeitpunkt, meine Reise unauffällig fortzusetzen. Es war ja bereits zwölf.
Erst ging en angenehm an der Weser entlang. Zwischen Beverungen und Holzminden traf ich auf mehrere Eisenbahnbrücken Richtung Osten die durch die Teilung Deutschlands überflüssig geworden waren. Sie stehen, nach allen Regeln der Kunst verrostet, untätig in der Gegend herum. Anscheinend hat nach dem Mauerfall niemand den Wunsch verspürt, diese Strecken wieder zu eröffnen.

In Höxter suchte ich mir einen Supermarkt um mich mit Lebensmitteln für den Abend einzudecken. Dabei kam ich an ein Denkmal zu Ehren der Gefallenen des ersten Weltkriegs. Interessanterweise war das Denkmal anscheinend vor ein paar Jahren aufwändig renoviert worden. Die Tafeln, die die Namen der Toten zeigen sollten sind allerdings so leer als wenn da nie ein Name gestanden hätte.

Wär mal interessant, zu wissen warum die Namen getilgt wurden.
In Holzminden verließ ich die Weser und bog Richtung Osten ab. Die Ausläufer des Teutoburger Walds boten mir langgezogene Steigungen (welche Freude !). Inzwischen sind die Beine besser an die Steigungen gewöhnt. Ich hoffe das das NOCH besser wird denn im Harz wird es wohl so richtig Berg werden.

Kurz vorm ende der Etappe - Hügelllandschaft mit aufziehenden Gewitterwolken

Als ich in Stadtoldendorf ankam war es fünf Uhr Nachmittags - ich suchte auf der Ortsübersicht nach einem Campingplatz - und fand sogar einen. Ein bisschen neben meiner Route im Hinterland des Orts ist auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz der Campingplatz ‚Mammut‘.
Für sehr günstig fand ich dort einen Platz für mein Zelt und sogar Strom.
Eigentlich ist der Campingplatz und vor allem das restliche Gelände ein Resort für Leute sie mit ihrem SUW mal so richtig im Schlamm versaufen wollen. So fühlte ich mich mit meinem Rad ein bisschen als Fremdkörper zwischen zahlreichen Geländewagen und sogar Militär-Lastern…
In den umliegenden Bergen hingen Gewitterwolken und versprachen einen Guss wie gestern Abend. Ich baute zügig meine Zelt auf und habe das erste mal sogar Heringe verwendet - schließlich will ich ja heute Nacht nicht weg fliegen…

Donnerstag 06.07.2017: Dahl-Herbram-Neuenheerse-Wilebadessen-Niesen-Natzungen-Dalhausen-Beverungen-Bad Karlshafen

Man kann nicht nur mitVögeln ins Bett gehen, nein, man kann auch mit ihnen aufstehen. Zum Bespiel wenn sich die komplette Besatzung der umliegenden Büsche darauf verlegt, das Zelt neben dem Weizenfeld bei Sonnenaufgang zu beschimpfen.
Ignorieren half nicht. Also zimmerte ich mir ein Frühstück aus den vorhandenen Sachen und packte meine Sachen zusammen.
Meine Wasservorräte waren ziemlich am Ende und ich hoffte auf einen Supermarkt in Dahl. Dort gab es einen ‚Frisch-Kauf‘. Ein kleiner Supermarkt der sehr familiär geführt wird. Alle Kunden und Mitarbeiter sprachen sich mit Vornamen an - bis, natürlich, auf mich. Einen Moment habe ich darüber nach gedacht, den Leuten meinen Namen zu verraten, es aber dann doch bleiben lassen und ledigleich einen Sixpack Wasser erstanden.
Den habe ich dann auf Trinkflasche und Thermoskanne verteilt und so da Rad schlagartig sechs Kilo schwerer gemacht. Kunden des Ladens nahmen an meinem Rad und meinem Treiben mit Sprüchen wie ‚das sieht aber nach einer großen Reise aus‘ und Ähnlichem Anteil.
Ich habe ein bisschen gefragt wie das denn mit den Bergen in Richtung Beverungen aussehe und leider übereinstimmend die Antwort bekommen das da wohl Berge seien.
Und ob da Berge waren. Das erste mal seit langem hatte ich mit Steigungen zu kämpfen die mich in regelmäßigem Abstand zu Pausen am Straßenrand zwangen. Ich tat dann immer so als wenn ich die Landschaft betrachten würde oder es neben der Strecke interessante Blumen gäbe…
Für die nächsten Zwei Stunden ging es ausschließlich bergauf und das getankte Wasser wanderte schnell in meinen Körper und über die Haut wieder heraus. Dann ging es endlich eher Eben weiter - ich musste mich auf einer Art Hochebene befinden. 

Als ich gegen zwölf Rast auf einer Bank vor einem Haus in Nethe machte, waren schon drei Liter verbraten und ich musste die Flasche wieder auffüllen. Direkt dahinter kam noch mal eine Etappe mit Steigungen - eigentlich ein gutes Training wenn man in den Harz fahren will…
Nach der Höhe kam aber endlich eine Zeit lang gestreckter Gefällestrecken auf denen ich meine bisherigen Schleichfahrten ausgleichen konnte. Mit teilweise bis zu 50 kmh bretterte ich die Wege herunter um dann schwungvoll die sich anschließenden, kurzen Steigungen zu nehmen. Der Tag begann Spaß zu machen. Plötzlich war auch Beverungen ausgeschildert. Der Weg zu Ariane war nicht mehr weit. Entlang der Weser, an einem malerischen Atomkraftwerk vorbei fahrend hatte ich Gelegenheit, badenden Kühen zuzusehen. Dann war ich am Ziel.
Ariane ist vor kurzem umgezogen und lebt noch sehr aus dem Karton - aber die Dusche geht!
Für Morgen ist Regenwetter angesagt - Abends hat das schon mal mit einem gewaltigen Gewitter als Vorgeschmack angefangen. Unter beeindruckendem Geknalle sind Massen von Wasser vom Himmel gestürzt. Kurze Zeit nach Beginn des Unwetters hat die Sirene am Rathaus geheult. Ich habe den Ton einer solchen alten Luftschutz-Sirene seit meiner Kindheit nicht mehr gehört - und so wie sie sich anhörte stammt sie aus genau dieser zeit. Sie rief die freiwillige Feuerwehr zum Einsatz. Hoffentlich ist nicht der Blitz in eines der historischen Gebäude der Stadt eingeschlagen.