Kilometer machen nach Bad Karlshafen

Mal was Neues: richtig früh aufgestanden. Um sechs startete ich schon die Arbeiten um mich in einen herzeigbaren Zustand zu bekommen und um sieben hatte ich schon fast alles gepackt. Wieder habe ich die extra-Solarzellen aufgeschnallt - auch wenn die Batterien heute Nacht proppenvoll geladen wurden, sit die heutige Tour anspruchsvoll. Aus Paderborn heraus muss ich erst mal auf eine Hochebene und auf dem Niveau wird es immer wieder bergab und bergauf gehen.

Der Weg vom Campingplatz nach und durch Paderborn wurde von Komoot sehr straßenvermeidend geführt. Bis zu dem Zeitpunkt, wo ich die Stadt wieder verlassen sollte, wurde ich durch Parkanlagen und die Lippe-Auen geführt. Morgens um Acht war noch nicht viel los in der Stadt - fast als wenn noch alles schliefe.

Mein Weg durch Paderborn - ziemlich viel Grün entlang der Lippe

Die pittoureske Romantik fand Ihr Ende als ich entlang einer Ausfallstraße den Anstieg aus Paderborn heraus nahm. Immer noch war das Bemühen erkennbar, gute Radwege zur Verfügung zu stellen - allerdings konnte ich nicht alle Routen so nehmen wie geplant, da Absperrungen eine Passage mit dem Anhänger beschränkten. 120cm Durchfahrtbreite werden bei den Barrieren nach wie vor kreativ umgesetzt…

Mein Gespann nahm den Weg auf die Hochebene langsam aber stetig und die inzwischen heraus gekommene Sonne sorgte für den Ausgleich der aus den Batterien entnommenen Energie. Ich kam gut mit 200 Watt Unterstützung die Steigungen hoch und natürlich auch wieder herunter - allerdings schien der Anhänger irgendwie auf der Straße zu kleben.

View of the plateau behind Paderborn. A mixed landscape with fields and forest. Many wind turbines can be seen on the horizon

hinter Paderborn führt eine Steigung auf eine Hochebene mit Feldern - dort gibt es auch jeden Menge Stromerzeugung durch Windkraft

An einer passenden Stelle habe ich erst mal mehr Druck auf die Reifen gebracht - von da ab rollte alles noch viel besser.

Ich bin gut über die Strecke gekommen und es sah alles danach aus das ich gegen 18:00 tatsächlich in Bad Karlshafen eintrudeln würde.

Ich war gerade durch die Ortschaft ‚Niesen‘ durch als ich an einer Steigung meine Reiseplanung ändern musste. Sehr schnell stieg der Weg über 30% und das Hinterrad rutschte durch - erst dachte ich das dies mit dem Moos auf der feuchten Strecke zu tun hatte, aber die Ursache war eine Andere - das Zahnrad an der Schaltnabe drehte auf seiner Halterung frei.

Also: erst mal das Gespann gedreht und die Steigung bis zu einer Stelle herunter rollen gelassen wo ich auf ebenem Grund zu stehen kam. Dann eine genauere Fehleranalyse. Das Ritzel saß fest in seiner Aufnahme und drehte mit der Halterung frei. Beim Drehen war ein leichter Widerstand zu spüren, aber den konnte ich mit der Hand überwinden. Ich versuchte, Kontakt mit Rohloff aufzunehmen um telefonische eine Fehleranalyse durchzuführen. Natürlich war der Empfang an der Stelle, wo ich mich befand, unterirdisch. Es bedurfte mehrerer Anläufe da die Leitung immer wieder zusammenbrach. Dann hatten wir klar, das in meiner Schaltung anscheinend die Haltebolzen für das Getriebe abgerissen waren. Die Beschreibung des Schadens ließ darauf schließen das ich eine Schaltnabe fuhr, in der Kunststoff-Bolzen verbaut waren. Ich fragte danach, ob ich die Nabe zur Reparatur vorbei bringen könne und tatsächlich meinte der Kundensupport das ich mit dem Ding gern vorbei schauen könne.

Anschließend habe ich bei den Freunden in Bad Karlshafen angerufen um ihnen von meinem Malheur zu erzählen. Wir spielten am Telefon verschiedene Lösungen für das aktuelle Problem durch - vermutlich hatte die Nachmittagshitze Anteil daran, das ich erst spät auf die Idee kam, das Gespann in den Ort zurück zu schieben, bei einem Hof zu fragen ob ich es ein paar Tage dort stehen lassen könne und dann nur das Hinterrad auszubauen. Mehr wurde ja nicht für die Reparatur gebraucht.

Zum Glück fand ich einen Platz für das Velostudio und befand mich eine Stunde später mit dem Hinterrad zwischen den Knien auf dem Weg nach Bad Karlshafen.

Eigentlich war dort nur eine Übernachtung geplant um anschließend nach Lauscha weiter zu fahren, wo mein Gespann eine Heimat finden sollte während ich einen Terminjob in Dortmund wahrnahm. Das musste ich nun alles anders planen: Reparatur der Schaltung in Kassel und abhängen in Bad Karlshafen bis ich zu meinem Job muss - da sage noch mal Einer das ich nicht spontan sei…