Ich habe geschlafen wie ein Stein - vielleicht auch wie zwei Steine...
Als ich Morgens aus meinem Zelt schaute habe ich erst mal eine Entenfamilie in Panik versetzt - meine Schuhe waren noch da. in paar Meter weiter hatten Reisende ihre Schuhe vor der gemieteten Hütte stehen lassen - die waren jetzt über die Wiese verstreut - ein Werk von Evil Biever ;-)
Die Restauration und Pension 'Alte Ziegelei' in Zehndenik
In der Annahme das ich heute weiter dem Kanal folgen würde machte ich mch auf die Socken. Schon bald sollte sich zeigen das ich die Havel vorerst das letzte mal gesehen habe. Mein Weg führte mich in hügeliges Gelände.
In Tornow machte ich einen kurzen Zwischenhalt.
die Dorfstraße in Tornow
Nicht, das der Ort irgendwas besonders Besonderes zu bieten gehabt hätte, aber die Ortsdurchfahrt wollte ich mal stellvertretend für viele andere Örtchen in dieser Gegend fotografiert haben.
die alte Dorfkirche in Tornow
Außerdem gab es dort eine nett verfallene Dorfkirche, die leider verschlossen war. Wenn einer von Euch mal in der Gegend ist und den Bau von drinnen sehen möchte: mail an: kirchetornow@aol.com
Über parallel zur Bundesstraße angelegte Radwege führte mich mein Weg von dort weiter nach Himmelpfort. Der Ortsname geht auf eine Klostergründung durch Zisterzienser im 14. Jahrhundert zurück. Geblieben ist davon heute unter anderem das Postamt des Weihnachtsmanns in dem er sitzt und alle Briefe beantwortet die man ihm so schreibt...
Ein Badesee bei Himmelpfort - dem Ort wo der Weinhachtsmann wohnt
Sie haben aber auch einen schönen Badessee und der Ort liegt an einer Draisinenstrecke auf der eine Menge Leute auf solchen Vehikeln unterwegs waren - ich blieb mal meinem Vehikel treu. Der Radweg führte durch dichten Fichtenwald und hatte das Zeug zur Berg- und Talbahn. Gefühlt aber eher eine Bergbahn...
Nach der Ortschaft Lychen, in der übrigens 1902 die Reisszwecke durch den Uhrmacher Johan Kirsten erfunden wurde, war Schluss mit netten Radwegen - es ging über Bundesstraße weiter. Der offizielle Radweg führte über nicht wirklich verschlafene, recht enge Straßen die zwar schön anzusehen sind aber ziemlich von LKW frequentiert werden.
Eigentlich hübsche Landstraßen in Mecklenburg
So sehr es mich auch freut das der Handel in der Gegend anscheinend floriert, die Anwesenheit von mir und meiner fahrbaren Schrankwand in der Gegend war für die Trucker eine ziemliche Herausforderung.
Immer und immer wieder hörte ich hinter mir die Druckluftbremsen dieser schweren Fahrzeuge zischen; einige Male dachte ich bei dem Geräusch das ich ein Loch im Reifen hätte. Es waren aber immer Sattelschlepper die geduldig hinter mir her krochen um auf ihre Chance zum Überholen zu hoffen. Es war mir in diesen Situationen meistens nicht möglich auf den Rand neben der Straße zu fahren da beim Ausbau der Strecke anscheinend viele Leitplanken dringend mal verbaut werden mussten. Die Landstraßen in der Gegend der Mecklenburgischen Seenplatte sind stramm eingehegt...
Bis heute ging ich in der Annahme das diese Gegend flach sei und tief gelegen ist - dem ist aber nicht so. Es ist vielmehr eine Hochebene die durch locker eingewürfelte Hügel bestimmt wird.
Viele Seen habe ich bisher übrigens noch nicht gesehen - ohne das Navi hätte ich von ihrer Existenz nichts gewusst denn sie sind meist hinter dichtem Baumbestand verborgen.
Ich hatte mir für heute vorgenommen tapfer in die Pedale zu treten, egal was kommt und erst ab 17:00 nach einem Platz für die Übernachtung zu suchen. Auf die Art und Weise konnte ich im endlosen Auf und Ab alle verfügbaren Gänge des Rades ausprobieren.
Ich war gerade in die Ortschat Stargard (nicht verwechseln mit dem von der Firma Scotch vertriebenen Schutzfilm Starguard®) eingerollte als ich ein Hinweisschild zu einer Jugendherberge las. Es war genau 17:00 - na, wenn das kein Zufall ist!
In der Herberge hatten sie noch genau ein Bettchen frei - das ist jetzt meins! Ich habe die Ehre in der ehemaligen Zivi-Stube zu nächtigen - lustig im Hochbett.
Nachdem ich mich geduscht un hergerichtet hatte wollte ich dann doch noch ein bisschen in Kultur machen und machte mich daran die Burg Stargard zu besuchen. Gut, das ich das zu Fuss tat und nicht mit dem Rad. Die Burg liegt - wie sollte es auch anders sein - auf einen hohen Berg der nur über einen steilen Weg bezwungen werden kann der mit einem Pflaster aus unterschiedlich dicken, tendentiell aber eher sehr dicken, Kieselsteinen belegt ist. Da werden sich die Pferde aber früher schön bedankt haben wenn sie da eine Kutsche hoch ziehen sollten. Die Burg ist teilweise eine Ruine und ihr Inneres wurde gerade für eine größere Festivität her gerichtet, Deswegen sind leider keine Bilder vom Inneren möglich - ich bin jetzt kein ausgewiesener Bierwagen-Fan...
Burg Startguard in, äh, Stargard
Die Anlage selbst ist die einzige erhaltene mittelalterliche Höhenburg in Norddeutschland. Ihr Bau wurde 1236 begonnen und sie ist seitdem unterschiedlichen Nutzungen unterworfen gewesen - unter anderem nach dem 2. Weltkrieg als Schule, dann als Jugendhergerge und jetzt noch als Hotel.
Nach einem Zwischenstopp bei einem arglos am Wegesrand herumlungernden Italiener bin ich in mein 'Hotel' um mich dem einen oder anderen Zivi-Traum hinzugeben - gute Nacht!