BurgStargard

01.08.2015 - Burg Stargard - Neubrandenburg - Tezlin - Lebbin - Altentreptow - Demmin: 64 Kilometer

Die Jugendherberge in Burg Stargard war voll ausgebucht - das konnte ich besonders beim Frühstück merken. Im Speisesaal ging es zu wie auf einem Bahnhof.

Die Jugendherberge in Stargard

Das Bahnhofs-Feeling blieb auch beim Beladen dea Rads weil heute für  viele der Gruppen Abreisetag war. Ich ließ den Trubel hinter mir und radelte Richtung Neubrandenburg.
Gleich am Ortseingang steiß ich auf die Gedenkstätte Dreieichen.

Die Gedenkstätte Dreieichen

Ein Mahnmal für die Verbrechen der Nazis und der Soviets. Die Entstehung des Lagers ist angewandter Zynismus - die Jüdin Olga Marzahn wurde ihres Grundbesitzes enteignet um darauf das Lager zu errichten. Als die Rote Armee das Lager erreichte wurden die noch lebenden Häftlinge in ihre Heimat geschickt. Dann nutzen die Soviets das Lager bis 1958 um Verdächtige zu inhaftieren und ggf. in die Sovietunion zu deportieren. Bis 1970 wurde das Lager und die verschiedenen Massengräber als Gedenkstätte erhalten und gepflegt, war aber nie für die Öffentlichkeit zugänglich. Dann ist der Ort zunehmend verfallen. 1989 begann man mit der Rekonstruktion des noch Vorhandenen und machte das ehemalige Lager für die Öffentlichkeit zugänglich.

Auch heute noch kommen Menschen um zu trauern

Es ist auch heute noch Anlaufstelle für Menschen die ihren Verstorbenen nachtrauern auch wenn so richtig viel weder vom Lager noch von den Gräbern erhalten ist.
Neubrandenburg selbst hat beeindruckende Plattenbauten, ein schönes Stadttor und zwei Kirchen die mit zu den Beispielen für Backsteingotik gelten - in der Einen war heute ein Konzert, weswegen man nicht rein durfte und die andere war schlicht abgeschlossen - schade,

das Stadttor von Neubrandenburg

ich hätte die Architektur gerne von drinnen gesehen. Aktuell bewege ich mich auf der Route der Backsteingotik. Vielleicht habe ich ja im nächsten Ort mehr Glück.
In Tezlin traf ich zwei brütende Störche mitten im Ort und ein Dorf weiter, in Lebbin habe ich ein hübsches Bauernhofcafé aufgetan. Es ist von der Straße her ausgeschildert und hat in den Ferien täglich 14-19 Uhr offen - sonst Mittwochs bs Sonntags von 14-19 Uhr. Es gibt dort tollen Kuchen und einen ordentlichen Kaffee. Zu finden: Dorfstraße 14, Kontakt: 03961-212861

Tezlin und seine Störche

Nach wie vor ging es lustig auf und ab - der nächste größere Ort war Altentreptow - am frühen Nachmittag wirkte es verschlafen aber es gibt dort eine Backsteinkirche mit einem sehr hoen Dach - das lässt auf eine interessante Kuppel hoffen. Leider ist auch sie verschlossen ohne Hinweise wie man denn hinein kommen kann. Heute ist nicht der erste Tag wo ich vor verschlossenen Kirchen stehe die teilweise aufwändig renoviert wurden um sie der Öffentlichkeit zu erhalten. Ich bin der Erhaltung solcher Denkmäler gegenüber grundsätzlich dankbar, frage mich aber was das für einen Sinn haben soll wenn man nicht rein kommt. Ich kann mir nicht vorstellen das das die Intention der Renovierung war.
Heute hatte ich etwas Probleme eine günstige Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Ich hielt in der Gegend vor Demmin Ausschau nch einem netten Fleckchen im Wald aber der Boden war dort sehr feucht und es wimmelte überall von Pfützen mit faulig riechenden Wasser die sich bei näherem Hinsehen als Mückorama entpuppten - also wieder zurück auf die Straße und weiter suchen. Allerdings ging mir dabei die Energie aus - so blieb ich letzten Endes erschöpft im Hotel in der Hansestadt Demmin hängen. Das muss das nächste mal besser klappen!

31.07.2015 - Zehndenik - Tornow- Himmelpfort - Stargard: 75 Kilometer

Ich habe geschlafen wie ein Stein - vielleicht auch wie zwei Steine...
Als ich Morgens aus meinem Zelt schaute habe ich erst mal eine Entenfamilie in Panik versetzt - meine Schuhe waren noch da. in paar Meter weiter hatten Reisende ihre Schuhe vor der gemieteten Hütte stehen lassen - die waren jetzt über die Wiese verstreut - ein Werk von Evil Biever ;-)

Die Restauration und Pension 'Alte Ziegelei' in Zehndenik

In der Annahme das ich heute weiter dem Kanal folgen würde machte ich mch auf die Socken. Schon bald sollte sich zeigen das ich die Havel vorerst das letzte mal gesehen habe. Mein Weg führte mich in hügeliges Gelände.
In Tornow machte ich einen kurzen Zwischenhalt.

die Dorfstraße in Tornow

Nicht, das der Ort irgendwas besonders Besonderes zu bieten gehabt hätte, aber die Ortsdurchfahrt wollte ich mal stellvertretend für viele andere Örtchen in dieser Gegend fotografiert haben.

die alte Dorfkirche in Tornow

Außerdem gab es dort eine nett verfallene Dorfkirche, die leider verschlossen war. Wenn einer von Euch mal in der Gegend ist und den Bau von drinnen sehen möchte: mail an: kirchetornow@aol.com
Über parallel zur Bundesstraße angelegte Radwege führte mich mein Weg von dort weiter nach Himmelpfort. Der Ortsname geht auf eine Klostergründung durch Zisterzienser im 14. Jahrhundert zurück. Geblieben ist davon heute unter anderem das Postamt des Weihnachtsmanns in dem er sitzt und alle Briefe beantwortet die man ihm so schreibt...

Ein Badesee bei Himmelpfort - dem Ort wo der Weinhachtsmann wohnt

Sie haben aber auch einen schönen Badessee und der Ort liegt an einer Draisinenstrecke auf der eine Menge Leute auf solchen Vehikeln unterwegs waren - ich blieb mal meinem Vehikel treu. Der Radweg führte durch dichten Fichtenwald und hatte das Zeug zur Berg- und Talbahn. Gefühlt aber eher eine Bergbahn...
Nach der Ortschaft Lychen, in der übrigens 1902 die Reisszwecke durch den Uhrmacher Johan Kirsten erfunden wurde, war Schluss mit netten Radwegen - es ging über Bundesstraße weiter. Der offizielle Radweg führte über nicht wirklich verschlafene, recht enge Straßen die zwar schön anzusehen sind aber ziemlich von LKW frequentiert werden.

Eigentlich hübsche Landstraßen in Mecklenburg

So sehr es mich auch freut das der Handel in der Gegend anscheinend floriert, die Anwesenheit von mir und meiner fahrbaren Schrankwand in der Gegend war für die Trucker eine ziemliche Herausforderung.

Immer und immer wieder hörte ich hinter mir die Druckluftbremsen dieser schweren Fahrzeuge zischen; einige Male dachte ich bei dem Geräusch das ich ein Loch im Reifen hätte. Es waren aber immer Sattelschlepper die geduldig hinter mir her krochen um auf ihre Chance zum Überholen zu hoffen. Es war mir in diesen Situationen meistens nicht möglich auf den Rand neben der Straße zu fahren da beim Ausbau der Strecke anscheinend viele Leitplanken dringend mal verbaut werden mussten. Die Landstraßen in der Gegend der Mecklenburgischen Seenplatte sind stramm eingehegt...
Bis heute ging ich in der Annahme das diese Gegend flach sei und tief gelegen ist - dem ist aber nicht so. Es ist vielmehr eine Hochebene die durch locker eingewürfelte Hügel bestimmt wird.

Viele Seen habe ich bisher übrigens noch nicht gesehen - ohne das Navi hätte ich von ihrer Existenz nichts gewusst denn sie sind meist hinter dichtem Baumbestand verborgen.
Ich hatte mir für heute vorgenommen tapfer in die Pedale zu treten, egal was kommt und erst ab 17:00 nach einem Platz für die Übernachtung zu suchen. Auf die Art und Weise konnte ich im endlosen Auf und Ab alle verfügbaren Gänge des Rades ausprobieren.

Ich war gerade in die Ortschat Stargard (nicht verwechseln mit dem von der Firma Scotch vertriebenen Schutzfilm Starguard®) eingerollte als ich ein Hinweisschild zu einer Jugendherberge las. Es war genau 17:00 - na, wenn das kein Zufall ist!
In der Herberge hatten sie noch genau ein Bettchen frei - das ist jetzt meins! Ich habe die Ehre in der ehemaligen Zivi-Stube zu nächtigen - lustig im Hochbett.
Nachdem ich mich geduscht un hergerichtet hatte wollte ich dann doch noch ein bisschen in Kultur machen und machte mich daran die Burg Stargard zu besuchen. Gut, das ich das zu Fuss tat und nicht mit dem Rad. Die Burg liegt - wie sollte es auch anders sein - auf einen hohen Berg der nur über einen steilen Weg bezwungen werden kann der mit einem Pflaster aus unterschiedlich dicken, tendentiell aber eher sehr dicken, Kieselsteinen belegt ist. Da werden sich die Pferde aber früher schön bedankt haben wenn sie da eine Kutsche hoch ziehen sollten. Die Burg ist teilweise eine Ruine und ihr Inneres wurde gerade für eine größere Festivität her gerichtet, Deswegen sind leider keine Bilder vom Inneren möglich - ich bin jetzt kein ausgewiesener Bierwagen-Fan...

Burg Startguard in, äh, Stargard

Die Anlage selbst ist die einzige erhaltene mittelalterliche Höhenburg in Norddeutschland. Ihr Bau wurde 1236 begonnen und sie ist seitdem unterschiedlichen Nutzungen unterworfen gewesen - unter anderem nach dem 2. Weltkrieg als Schule, dann als Jugendhergerge und jetzt noch als Hotel.
Nach einem Zwischenstopp bei einem arglos am Wegesrand herumlungernden Italiener bin ich in mein 'Hotel' um mich dem einen oder anderen Zivi-Traum hinzugeben - gute Nacht!