Am Haff war es heute Nacht sehr windig und ich bin mehrmals von Blitzen wach geworden. Es hat aber weder gedonnert noch geregnet. morgens hatte der Wind alle Wolken vertrieben und die Sonne macht vom Himmel. Und gleich noch eine gute Nachricht: eine ehrliche Haut hat meinen Kompaktkamera in der Jugendherberge Prora abgegeben. Die macht jetzt dort in der Rezeption noch ein bisschen Urlaub bis ich da ein frankiertes Päckchen geschickt hin habe. Jetzt muss ich nur noch in dieser Gegend eine Post finden... Wie man vielleicht an der Aufzählung der heutigen Etappenziele feststellen kann, ich bewege mich aktuell von Metropole zu Metropole. Oder um es mal etwas deutlicher zu sagen: hier ist nicht viel los und es wird in absehbarer Zeit auch nicht viel mehr los sein. Die erste Hälfte meines Weges führte mich durch dichtes Waldgebiet. Über weite Strecken war ein schmaler, geschotterter Weg als Radweg ausgewiesen. Der war gut zu fahren und war oft völlig überwachsen, man konnte nichts weiter sehen als den grünen Tunnel mit der schmalen Schotterpiste. Währen mir nicht andauernd andere Radfahrer entgegen gekommen, ich währe mir nicht sicher gewesen ob dieser Weg überhaupt ein Ziel hat. Bei Glashütte wurde die Gegend lichter und auch wieder hügeliger. Die Orte auf meinem Weg wirkten wie ausgestorben. Kaum jemand auf der Strasse und die Hälfte der Häuser zum Verkauf angeboten und/oder unbewohnt. Ich hoffte tapfer auf eine Gelegenheit wo ich was essen könnte aber unter diesen Umständen war da nichts zu machen. Das liegt sicher nur daran das Sonntag ist... Es gibt hier riesige Getreidefelder die jetzt abgeerntet werden. Überall werkeln Mähdrescher und fahren Traktoren die gleich mehrere Anhänger voller Weizen ziehen. In Krackow dann die Sensation: ein offenes Eiscafé! Es war zwar brechend voll aber ich könnte mir einen Platz an einem Tisch mit einer anderen Radreisenden erobern. Wir fachsimpelten über unsere Strecken und über schöne Campingplätze. Ich konnte ihr da den Platz in Bellin empfehlen der auf ihrer Strecke lag und auch sehr Hundefreundlich ist - sie reiste mit ihrem Hund für den sie extra einen Anhänger am Rad hatte. Auf ihre Empfehlung hin endet meine Strecke heute in Mescherin auf dem dortigen Campingplatz. Der Ort liegt kurz vor der Polnischen Grenze und erstreckt sich 2,5 Kilometer entlang der Oder. Hier bekomme ich auch den Einstieg in den Oder-Neiße-Radweg Richtung Süden.
Bellin
08.08.2015 - Katschow - Usedom - Karnin - Ueckermünde - Bellin: 74 Kilometer
Heute Nacht waren meine Träume von schlechten Diskorhythmen und bierseligen Gegröle untermalt. Es hat auch sein Gutes wenn man sich den Tag über verausgabt hat. Dann bekommt man so was nich mit. Aktuelll habe ich eine kleine Pechsträhne. Gestern hat sich mein Netbook verabschiedet. Leider kann ich bis ich Zuhause bin keine Panoramen berechnen. Die Bilder muss ich dann einfügen wenn sie auf dem heimischen Rechner erstellt sind - ich bitte um Geduld. Außerdem kann ich mich nicht wirklich gut über Facebook weiter verbreiten da der kleine Rechner die Passwörter für meine Accounts dort mit ins Jenseits genommen hat. Also, wenn einer von Euch sich berufen fühlt die tagesaktuellen Blogeinträge über Facebook zu teilen - nur zu! Ich freu mich drüber. Seitdem ich auf Prira war vermisse ich auch die Kompaktkamera mit der ich auf die Schnelle und im Fähren Bilder geschossen habe. Eine Revision meiner Fahrradtaschen ergab das sie tatsächlich weg ist. Ich habe eine hoffnungsvolle Mail an die Jugendherberge in Prora geschickt - vielleicht hat sie ja dort jemand gefunden UND abgegeben. In der Nacht hatte es ordentlich gestürmt und gewittert. Diverse Schauer waren auf dem Campingplatz nieder gegangen und auch heute morgen war die Dache irgendwie noch nicht vorbei. Es setzte immer wieder zu kurzen Regeneinlagen an. Einen Moment spielte ich mit dem Gedanken dich einen Tag länger zu bleiben und mal so richtig auszupennen - da setzte die Partycombo an, die Onkelz-Liedrsammlung abzunudeln. Vielleicht doch ein guter Zeitpunkt seine Sachen zu packen. Als ich mit Sack und Pack den Zeltplatz verließ begann die Stimmung gerade zu kippen; man muss ja nicht alles mit machen... Es ging in Richtung Usedom (die Stadt, nicht die Insel) a wie schon gewohnt über etwas zu enge Bundesstraßen immer in Tuchfühlung mit dem reichlichen Verkehr. Anscheinend war heute so was wie ein Abreisetag denn der Verkehr begann sich bereits drei Kilometer vor Usedom zurückzustauen. Leider war ich mit meinem Rad darin gefangen und machte eine Stunde lustig Stop n Go bis Usedom in Sicht kam. Ich entschloss mich, kurzfristig die Kirche anzusehen und dabei über Weg-Alternativen nachzudenken. Es gab da diverse Radwegweiser - unter anderem einen der auf eine Fahrrad-Fähre in Karmin hin wies - das ist vielleicht die Lösung um dem Autoverkehr und dem Stau aus dem Weg zu gehen. In Karmin gibt es noch ein Brückensegment das einsam im Strom steht. Keine Ahnung warum man es nicht auch mit weg gesprengt hat als der Rest der Brücke beseitigt wurde. Früher war dieser Teil eine Zollstation für Schiffe von und nach Polen. Ganz In der Nähe setzt die Fahrradfähre über. Auf der anderen Seite angekommen habt es weiter nach Ueckermünde. Anfänglich dürfte ich mich noch über hügelige Dünungen kämpfen. Dann wurde das Gelände völlig flach. Mein Weg führte mich durch Felder die bald abgeerntet werden müssen und durch ausgedehnten Nutzwald. Hier war ich auf der Bundesstraße richtig allein. Anscheinend ist das nicht so recht die bevorzugte Urlaubsgegend. Meine Reise endet heute in Bellin. Hier gibt es einen Campingplatz direkt am Haff und die Zelte müssen auf dem Strand direkt am Wasser aufgebaut werden. Einmal Zelten mit Blick auf's Wasser - toll! Das Wetter war heute von immer wieder kehrenden kleinen Regengüssen und feuchter Schwüle im Wechsel durchsetzt. Der Himmel ist mit schwarzen Wolken behangen und das Haff hat heute ordentlich Wellengang. Vielleicht löst sich das ja heute Nacht...