Hätte mir jemand gesagt das heute morgen der Aufweck-Müllwagen vorbeikommt, ich hätte den Campingplatz gestern nicht gelobt. Sämtliche Versuche, doch noch ein bisschen länger zu schlafen sollten fehl schlagen weil ab dem Moment quasi der gesamte Campingplatz geschlossen aufstand und zu rumoren anfing. An der Frühstücks-Bank habe ich mich noch mit einer anderen Radreisenden unterhalten wie denn die Route weiter nach Süden sein könnte. Ab heute muss ich mit 'klassischer' Navigation weiter fahren weil ich mit dem defekten Netbook dem Garmin auch keine Routen mehr übertragen kann - die letzte übertragene Route endet hier in der Nähe in Garz. Der Oder-Neiße-Radweg soll recht gut ausgeschildert sein; ich lasse es auf einen Versuch ankommen. Ich muss mir ohnehin Gedanken über meine weitere Route machen. Wenn ich noch weiter Richtung Süden fahre werde ich Dortmund in der mir zur Verfügung stehenden Zeit nicht erreichen. Ich müsste dann mit der Bahn nach Hause fahren, was je nach Startpunkt mehrmaliges Umsteigen mit einem unhandlichen Fahrrad und einer Menge Gepäck bedeutet. Also werde ich heute dem Oder-Radweg bis Hohensaaten folgen. Dort zweigt ein Kanal nach Eberswalde ab. In den kommenden Tagen werde ich über Berlin dann nach Hause Radeln. Die untere Hälfte Ostdeutschlands muss ich mir wohl für später aufsparen. Der Oder-Radweg ist tatsächlich ziemlich gut ausgeschildert. Nur in den Ortschaften kann es passieren das man den Weg verliert - sooo viele Wegweiser haben sie dann dich nicht aufgestellt. Aber es ist ja so weit klar so die Oder ist und so findet sich der Weg immer wieder. Nachdem der Weg anfangs schön bewaldet verlief dürfte ich bis Hohensaaten 30 Kilometer bei Sonne und brütender Hitze der Oder folgen. wenn ich bis jetzt nich nicht braun geworden sein sollte, bietet sich jetzt de Gelegenheit. Gut das ich den Wassertank voll gemacht habe denn der Weg trifft wenig Ortschaften Wo man etwas einkaufen könnte. Also transpiriere ich mein Wasser in die Umgebung während mich die Bremsen in der Gegend als 'Essen auf Rädern' verstehen - es gibt viele Tote... Entlang des Weges gibt es regelmäßig Unterstände die Schutz vor der Sonne bieten. Leider ist es nicht immer möglich die Sehenswürdigkeiten auf der anderen Seute des Ufers zu besuchen weil einige der Brücken über den Kanal wegen baulicher Schäden gesperrt sind. Bis Hohensaaten fuhr ich fast nur über super Untergrund. Der Abzweig nach Eberswalde zog dann noch mal alle Register dessen was nicht Spass macht. Dieses mal gab es sogar was Neues: kurz vor der Schleuse Eberswalde gab es eine Schleuse über die man das Rad herüber tragen muss. Super Sache - alles Gepäck abbauen und übers Treppchen schleifen, dann das Rad hinterher und auf der anderen Seite die Sachen wieder dran basteln. Dauert alles in allem nur eine halbe Stunde in brütender Hitze mit Gebüschen voller Bremsen - ich freu mich auf mehr! Kurz danach kommt das Schiffshebewerk Eberswalde das eine Höhe von 60 Metern überbrückt. Ich habe mir die Zeit genommen den Betrieb anzusehen. Es ist schon imposant zu sehen wie so riesige Massen bewegt werden. Das Bauwerk aus den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts stößt allerdings an seine Kapazitäten. Deswegen wird gleich daneben ein neuen Schiffshebewerk errichtet. Der Campingplatz ist noch mal fünf Kilometer weiter am Ende des Orts Niederfinow gelegen. Der Empfang war herzlich und ich habe ein schönes Plätzchen gefunden. Man kann dort direkt in einem Fluss baden oder auch Kanus ausleihen. Der ganze Campingplatz ist von Obstbäumen bestanden.
Mescherin
09.08.2015 - Bellin - Ahlbeck - Glashütte - Löcknitz - Krackow - Mescherin: 80 Kilometer
Am Haff war es heute Nacht sehr windig und ich bin mehrmals von Blitzen wach geworden. Es hat aber weder gedonnert noch geregnet. morgens hatte der Wind alle Wolken vertrieben und die Sonne macht vom Himmel. Und gleich noch eine gute Nachricht: eine ehrliche Haut hat meinen Kompaktkamera in der Jugendherberge Prora abgegeben. Die macht jetzt dort in der Rezeption noch ein bisschen Urlaub bis ich da ein frankiertes Päckchen geschickt hin habe. Jetzt muss ich nur noch in dieser Gegend eine Post finden... Wie man vielleicht an der Aufzählung der heutigen Etappenziele feststellen kann, ich bewege mich aktuell von Metropole zu Metropole. Oder um es mal etwas deutlicher zu sagen: hier ist nicht viel los und es wird in absehbarer Zeit auch nicht viel mehr los sein. Die erste Hälfte meines Weges führte mich durch dichtes Waldgebiet. Über weite Strecken war ein schmaler, geschotterter Weg als Radweg ausgewiesen. Der war gut zu fahren und war oft völlig überwachsen, man konnte nichts weiter sehen als den grünen Tunnel mit der schmalen Schotterpiste. Währen mir nicht andauernd andere Radfahrer entgegen gekommen, ich währe mir nicht sicher gewesen ob dieser Weg überhaupt ein Ziel hat. Bei Glashütte wurde die Gegend lichter und auch wieder hügeliger. Die Orte auf meinem Weg wirkten wie ausgestorben. Kaum jemand auf der Strasse und die Hälfte der Häuser zum Verkauf angeboten und/oder unbewohnt. Ich hoffte tapfer auf eine Gelegenheit wo ich was essen könnte aber unter diesen Umständen war da nichts zu machen. Das liegt sicher nur daran das Sonntag ist... Es gibt hier riesige Getreidefelder die jetzt abgeerntet werden. Überall werkeln Mähdrescher und fahren Traktoren die gleich mehrere Anhänger voller Weizen ziehen. In Krackow dann die Sensation: ein offenes Eiscafé! Es war zwar brechend voll aber ich könnte mir einen Platz an einem Tisch mit einer anderen Radreisenden erobern. Wir fachsimpelten über unsere Strecken und über schöne Campingplätze. Ich konnte ihr da den Platz in Bellin empfehlen der auf ihrer Strecke lag und auch sehr Hundefreundlich ist - sie reiste mit ihrem Hund für den sie extra einen Anhänger am Rad hatte. Auf ihre Empfehlung hin endet meine Strecke heute in Mescherin auf dem dortigen Campingplatz. Der Ort liegt kurz vor der Polnischen Grenze und erstreckt sich 2,5 Kilometer entlang der Oder. Hier bekomme ich auch den Einstieg in den Oder-Neiße-Radweg Richtung Süden.