Horn

23.7.2015 - dritter Tag - Horn > Hameln > Nordstemmen: 81 Kilometer

Nach einem guten Start in den Tag könnte ich feststellen das ich heute zwar wesentlich besserer Form bin als gestern, aber die Gegend ist in der Tat noch ziemlich hügelig. Ich konnte ausgiebig alle vorhandenen Gänge des Rades ausprobieren da es in einem fort rauf und runter ging. Die Landschaft hier ist - na klar - hügelig, landwirtschaftlich und recht sehenswert.

Von Hameln habe ich nicht mehr mit bekommen als die Brücke über die Weser und das große Stauwehr direkt darunter. Die Wegführung war irgendwie so geschickt das ich die Stadt schon wieder verlassen hatte bevor ich richtig drin war. Also bin ich weiter gefahren - es lief ja gerade so gut. Ein paar Kilometer hinter Hameln machte sich die Scheibenbremse durch aufdringliche Schleifgeräusche bemerkbar. Ich dachte erst das der Bremssattel justiert werden müsste, könnte dann aber fest stellen das die Scheibe durch ausgiebiges Bremsen verbogen war.

Man kann eine solche Scheibe wohl auch falsch herum einbauen - und genau das hatte ich getan! Mit dem festen Vorsatz den Fehler heute Abend zu beheben bin ich weiter gefahren. Bis zur Jugendherberge in Hildesheim sollte es nicht reichen. Bei 81 Kilometer Strecke bin ich bei Nordstemmen auf einem lauschigen Stück Wiese hängen geblieben und habe mich der technischen Probleme am Rad gewidmet. Es war ohnehin mal Zeit das mitgeführte Zelt auszuprobieren. Zum Abendessen gabs was mit Nudeln - Die Rezeptidee für Minderbegabte: Spagetti mit Tomatensauce aus der Packung. Geht auch toll auf dem Campingkocher...

Mein Zeltplatz liegt übrigens an der Bahnstrecke nach Hildesheim. Unter anderem der Metronom verkehrt hier stündlich... Gut das bei den Kochutensilien die Ohrenstöpsel aufgetaucht sind.

22.07.2015 - Zweiter Tag - Paderborn > Horn: 25 Kilometer

Die Nacht habe in mit dem Kopf auf einem viel zu dünnen Kissen unter einer viel zu dicken Decke verbracht - Anders herum wäre bei diesen Temperaturen irgendwie besser gewesen...

In der DDR entwickelt und bis 1992 in China produziert: die 'fliegende Taube' / Developed in the GDR and produced in China until 1992: the 'Flying Pidgeon'

Vor meiner Weiterfahrt war 'Bildung und Kultur' angesagt: es ging ins Nixdorf-Museum - da wollte ich immer schon mal hin. Zugegeben ist das ziemlich nerdig aber die haben dort eine große Schreibmaschinen-Sammlung - und Schreibmaschinen finde ich immer noch toll. Leider durfte man sie nicht anfassen. Die feste Sammlung des Museums gibt unter anderem einen guten Überblick über die Entwicklung mechanisierter Rechen- und Schreibarbeit bis zu dem Punkt wo die Elektronik Einzug hielt. aber immerhin konnte ich zwischen all den Metallmonstern einer längst vergangenen Schreibkultur doch tatsächlich eine Schreibmaschine entdecken die in der DDR für den Chinesichen Markt hergestellt wurde.

Natürlich waren auch die elektronischen Rechner für mich sehr interessant. Ich habe viele alte Bekannte aus meinen vergangenen 25 Jahren wieder getroffen - leider konnte ich nicht mit ihnen kuscheln weil sie in Vitrinen eingesperrt waren ;-)

Nach einem Abstecher in die Kantine des Museums habe ich ich dann mit einiger Verspätung auf den Weg Richtung Osten gemacht - es war schon 13:00

Heute habe ich nicht so wirklich viel Strecke gemacht - ob es daran lag das sich meine Beine an ihre Arbeit wieder gewöhnen müssen oder das es so heiss war- oder vielleicht auch weil es permanent bergauf ging... Keine Ahnung - jedenfalls bin ich nicht so richtig vom Fleck gekommen. Insgesamt sollten es heute lediglich 25 Kilometer werden bis ich in Horn in der Jungendherberge gestrandet bin.

Auf dem Weg dort hin habe ich noch einen Abstecher zu den Externsteinen gemacht - auch sie wollte ich immer schon mal sehen.

Die Felsformation steht in einem kleinen Tal als währe sie vom Himmel gefallen - wirklich kurios. Als Kultstätte der Frühzeit bis ins Mittelalter hinein hat der Ort so einige Umdeutung und Umformungen erfahren, strahlt heute aber immer noch eine ziemliche Faszination aus.

Irgendwie scheint es so hügelig weiter zu gehen - man sollte nie die Rechnung ohne den Teutoburger Wald machen...

So war es schon sechs Uhr Abends als ich in Horn einrollte. Irgendwie hatte ich die Befürchtung das ich keine Schlafgelegenheit mehr finden würde wenn ich noch weiter Radeln würde. So habe ich eine Frau an einem Erdbeerstand nach einer Herberge gefragt und sie hat mir gerne weiter geholfen - in Horn gibt es eine Jugendherberge. Das Gebäude aus den Fünfzigern ist noch weitgehend original und gut gepflegt ausgestattet und strahlt einen Charme aus der mich sofort gefangen nahm...

...Quatsch! ich war einfach müde und hätte sicher auch in einem Schuhkarton Quartier bezogen wenn man ihn mir dafür angeboten hätte. morgen mache ich wieder mehr Kilometer - versprochen ;-)