Der schattige Baum unter dem ich gestern Abend mein Zelt aufschlug ist auch der Schlafplatz vieler sehr großer Vögel die eine recht agile Verdauung haben. Dementsprechend sah das Zelt und die darauf zum Trocknen ausgelegte Wäsche auch aus. Das Zelt habe ich mit viel Wasser vor dem Zusammenpacken abgewaschen. Der Wäsche ist mit herkömmlichem Handbetrieb nicht mehr zu helfen. In der Nacht war der eine oder andere Regenschauen nieder gegangen, am Zustand meines Zeltes gemessen aber wohl nicht der Rede wert. Für heute ist uns viel Hitze und Sonne versprochen und zur Nacht der große Showdown mit einer ordentlichen Gewitterfront. Es macht nicht den Eindruck als wenn ich dem aus dem Weg gehen könnte denn meine Reichweite pro Tag führt mich auf dem Heimweg auf jeden Fall in die Schlechtwetterzone. Mir hat das heiße Wetter der letzten Tage ein bisschen zu schaffen gemacht. Die Kopfschmerzen von gestern Abend sind Inder Nacht zwar vergangen aber eigentlich sollte ich mal nen Tag Pause machen. Nun ist es aber so das ich Montag von meinen Kollegen erwartet werde. Also habe ich die Wahl zwischen zwei Tage noch mal so richtig ran klotzen und dann den Sonntag groggy erleben oder es etwas gesetzter anzugehen. Lösung zwei wurde es dann: ich fahre heute über ganz normale Strassen und Radwege nach Minden und nehme ab dort der RegionalExpress nach Oberhausen. Da muss ich bis Dortmund nicht umsteigen. Durch kleine Bauerndörfer über Radwege und Alleen fahre ich durch eine Gegend die sich äußerlich nicht vom ehemaligen Osten unterscheidet. Kurz vor Hannover treffe ich noch mal auf den Mittellandkanal - dort ist die Hindenburg-Schleuse. Na, dann habe ich ja doch auf den letzten Drücker nich ein Wasserbauwerk zu sehen bekommen. Ich fahre noch weiter bis Minden wo ich meinen Zug rechtzeitig erreiche. Wieder in der Stadt machen ich und meine kleine Spedition noch einen Abstecher ins Fink bevor ich meine Sachen in die Wohnung schaffe und zur Abwechslung mal in meinem eigenen Bett schlafe...
Isenbüttel
13.08.2015 - Kilometer - Wolfsburg - Isenbüttel: 100 Kilometer
Wild Campen auf dem Damm des Mittellandkanals hat, zumindest bei Ersttätern, so seine Qualitäten. Gestern Abend hatte ich nach dem Aufbau des Zelts ein paar Momente wo ich dachte das gleich die Polizei kommt und ich einpacken darf. Insgesamt drei Radfahrer haben über den Damm auf mein Zelt zu gehalten und sind in dem Moment wo sie mich sahen schlagartig umgekehrt und hastig weg geradelt. Passiert ist in der Nacht zum Glück nichts. In der Nacht ist ein mal ein Auto langsam am Zelt vorbei gerollt - außer das ich von dem Geräusch wach würde ist aber nichts gewesen. Als ich heute morgen meine Sachen einpackte ist die Wasserschutzpolizei gelangweilt an meinem Zeltplatz vorbei getuckert - ich muss wohl damit leben das ich nicht von Interesse bin. Der Radweg entlang des Mittellandkanals hat so seine speziellen Qualitäten. Er ist fast durchgängig geschottert und lässt sich ganz gut fahren - in der Hauptsache ist er eben. Aber eben nur wenn man ihn auch findet. Die Wege die den Mittellandkanal begleiten sind teilweise nur auf einer Seite angelegt und haben immer wieder Unterbrechungen wenn Betriebe direkten Zugang zum Kanal brauchen. So steht man immer wieder unvermittelt vor dem Problem die Fortsetzung des Wegs zu finden ohne das man so recht weiß, wie. Entlang des Kanals wimmelt es nur so von possierlichen Informationstafeln die herausstellen wie sehr man den Biotopenschutz beachtet und was es in der Gegend für tolle Tiere gibt. Es gibt auch immer wieder Fahrradständer die, wie es scheint, ohne Sinn in die Gegend gepflanzt wurden. Aber Wegweiser die einem bedeuten wo es weitergeht und wie man da hin kommt, nein die gibt es nicht. So trifft man auf dem Radweg am Mittellandkanal viel Radfahrer mit unsicheren Gesichtern und kann meist auch nicht viel zur Lösung beitragen. Vielleicht sollte ich sagen das ich trotz der Widrigkeiten Wolfsburg erreicht habe. Leider darf man mit dem Rad nicht in die Autostadt - nun, wenn ich nicht darf dann will ich auch nicht. Mein Eindruck vom Durchfahren: Wolfsburg hängt von Volkswagen in einem Maß ab wie es Bochum von Opel nie getan hat. Ich verließ die Stadt entlang des Kanals (habe den Radweg natürlich noch ein mal verloren) und versuchte hinter der Stadt einen Campingplatz zu finden. Leider sind entlang des Kanalradwegs keinerlei touristische Hinweise angebracht - er ist halt nicht wirklich als Radweg gedacht. Ich habe letztlich ein Pärchen auf einer Bank gefragt das mir den rettenden Tipp mit dem Campingplatz am Tankumsee in Isenbüttel gab. Dafür müsste ich ein Stückchen den Elbe-Seitenkanal entlang, habe dort aber schnell und unkompliziert ein Plätzchen für mich und meine vom Schotter am Mitzellandkanal völlig ergraute Ausrüstung gefunden.