Lauscha

Der Bahnhof und das Stellwerk

Lauscha hat einen Bahnhof der erkennen lässt wie wichtig die Bahnverbindung einmal für den Ort war. 1886 wurde der Ort an das Bahnnetz angeschlossen. Auf diese Art wurde der Glasindustrie das Tor zur Welt geöffnet. Bis da hin mussten die Erzeugnisse der Glasherstellung zu Fuß etwa 25 Kilometer nach Sonneberg (dem nächsten Bahnhof) transportiert werden.

Ca. 1914 wurde die Strecke von hier aus zu weiteren Orten erweitert und ein neues Bahnhofsgebäude erstellt das für einen solchen Ort einen doch sehr repräsentativen Charakter hat. Neben Schalter- und Wartehalle gab es hier auch eine große Gaststätte mit zwei Räumen.

Bis zum Mauerfall wurde auf der Strecke mit 27 Beschäftigten umfangreicher Güter- und Personenverkehr abgewickelt. Der Bahnhof hatte ein eigenes Stellwerk das heute als Baudenkmal von Eisenbahn-Enthusiasten erhalten und zu Veranstaltungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Es befindet sich quasi in dem Zustand in dem es 1999 zur Stillegung der Strecke befand.

Die Deutsche Bahn hatte beschlossen das die Tragfähigkeit der Brücken auf der Strecke nicht mehr für die Befahrung mit Zügen geeignet sind. Damit war die Verbindung zwischen Steinach und Sonneberg gekappt - diese beiden Orte sind die Bahnknotenpunkte um weiter durch die Welt zu kommen. Es ist der Hartnäckigkeit von Interessengruppen aus der Gegend zu verdanken das es heute wieder eine Bahnverbindung, immerhin zwischen Steinach und Neuhaus über Lauscha gibt. Es fahren Schienenbusse in stündlicher Taktung.

Das Bahnhofsgebäude ist vor Jahren an einen Privatmann verkauft worden der Schwierigkeiten hat, es zu erhalten bzw einer neuen Nutzung zuzuführen. Es arbeitet dort heute niemand mehr. Ein automatisches System kümmert um die Steuerung des Fahrbetriebs. Ob die Bausicherung am Dach des Bahnhofs das Gebäude auch zukünftig vor eindringender Feuchtigkeit und Fäulnis-Schäden bewahren kann ist angesichts der abrutschenden Dachpappe unwahrscheinlich. Drinnen erinnert eher wenig an einen Bahnhof. Die meisten Einrichtungsgegenstände sind entfernt worden.

das 'Schiesshaus'

Zu Zeiten der DDR war Lauscha ein gut besuchter Ferienort. Neben anderen Firmen unterhielt der Fahrzeughersteller Sachsenring dort ein großes Ferienlager. Zur Urlaubszeit hat sich die Bevölkerung der Stadt gut und gern verdoppelt.

Eine der Ferieneinrichtungen war auch das Erholungsheim der VEB Nähmaschinenwerke Altenburg. Ein hotelähnlicher Betrieb am Rand vom Lauscha, der Erscheinung nach in den späten Achtzigern des letzten Jahrhunderts gebaut. Die Einheimischen nennen es ‘das Schiesshaus’

Das Erholungsheim Altin in Lauscha

Nach dem Mauerfall wurde der Nähmaschinenhersteller reprivatisiert und in ALTIN (Altenburger Textilindustrienähmaschinen) umbenannt. Unter dem Namen Altin Erholungsheim lief der Betrieb noch eine Weile weiter, dann war aber weder der Nähmaschinenhersteller, noch der Hotelbetrieb weiter zu halten.

Die Urlauberzahlen gingen kontinuierlich zurück und potentiellen Interessenten an dem Gebäude verloren schnell ihr Interesse. Seit den frühen nuller Jahren steht das Gebäude ungenutzt. und bröselt leise vor sich hin.

Wie alle Häuser in Lauscha versucht es unbemerkt den Hang herunter zu rutschen während aus dem Berg das Wasser von hinten ins Fundament drückt.

Drinnen gibt es gepflegten Vandalismus - aber auch gelebte Entkernung. Während verlassene Gebäude in Westdeutschland meistens intensiv durchvandalisiert werden und bestenfalls die Metalldiebe raus rupfen was geht sind in Ostdeutschland schon eher die Baustoff-Liebhaber am Werk: Heizkörper ordentlich abgebaut, Fensterrahmen ausgebaut, Waschbecken und Kloschüsseln ausgebaut. Ich habe teilweise Gebäude besucht die aussahen wie ein Rohbau. Im Ferienheim ist es eine Mischung von Beidem: Die Baustoff-Liebhaber sind immer noch am Werk, aber auch der Vandalismus hat getobt - und das gründlich! Das Dach ist Dicht, aber die Feuchtigkeit kommt aus dem Berg und ist überall in den unteren Etagen deutlich wahrzunehmen. Dazu kommt noch das unter dem Anbau in dem sich früher einen Gastronomie befand ein Löschwasser-Reservoir angelegt ist. Das Gebäude liegt so hoch im Tal das der Wasserdruck nicht zum Löschen reicht. Aus dem ‘Pool’ zieht die Feuchtigkeit gründlich in die Wände so das bereits Moos an der Wand wächst. Im Wasser liegt allerhand hinein geworfener Krempel - ein paar Amphibien haben sich hier ein ruhigen Plätzchen geschaffen.

Man kann noch erahnen wie modern und groß das Gebäude seinerzeit angelegt wurde - aber ein Großteil ist halt verschwunden. In einem Kaminzimmer fand ich eine Wandplatte mit einer Grafik auf der Menschen beim Zusammenbauen von Nähmaschinen zu sehen sind. In dem Raum muss es solche Bildtafeln früher umlaufend gegeben haben.