Marienburg

Vierter Tag - Hildesheim > Königslutter: 94 Kilometer

Wer denkt das man Zuglärm mit Ohrenstöpseln erfolgreich bekämfen kann befindet sich auf dem Holzweg. Die Bahnstrecke neben der sich mein Schlafplatz befand war nahezu minütlich von Zügen befahren und jedes mal wenn einer vorbei zog wackelte und vibrierte die Erde. so habe ich eine recht unruihige Nacht hinter mich gebracht und bin heute morgen sehr zeitig aufgebrochen. Frühstück fiel etwas spartanisch aus - ich hoffte das ich im nächsten Ort eine offene Bäckerei finde.

Schon nach wenigen Kilometern kam ich an Schloss Marienburg vorbei - und an einem Erdbeerstand dessen Personal mich nachdrücklich darauf hin wies das heute der letzte Verkaufstag währe - danach würde es hier nie wieder Erdbeeren geben...

Schloss Marienburg

So kam es das das heutige Frühstück eher frugal bestimmt war - es gab Erdbeeren satt denn schließlich sollten es ja die letzten auf diesem Erdball sein.

Dann folgte ich weiter dem Radweg Richtung Hildesheim. Niedersachsen hat genau wie NRW einen Online Radroutenplaner. Obwohl das Layout sich ähnlich wie bei dem für NRW gibt war ich anfänglich von der Site enttäuscht. man kann bei Niedersachsen nicht auswählen ob man über Radwege, durch schöne Landschaft oder eben auf kürzestem Weg über Straßen geführt werden will. Wenn man aber Zwischenziele eingibt die an Straßen liegen dann führt einen der Routenplaner Niedersachsen über eine Kompromiss-Strecke - in meinem Fall entlang der B1 und über Radwege die parallel zur B1 verlaufen. (die B1 ist teilweise als Schnellstraße ausgebaut und auf diesen Abschnitten für Radfahrer nicht befahrbar.) Die Meinungen dazu was ein Radweg ist lassen in Niedersachsen auch schon mal eine 20 Zentimeter breite Sandpiste Karriere machen aber in NRW bekommt man dafüt gern mal ne Treppe in seinen Kurs mit eingebaut - da tun sie sich alle nichts,,,

Gegen elf Uhr war ich in Hildesheim - die Erdbeeren hatten sich als nicht die optimalste Grundlage für einen Start in den Tag herausgestellt und ich war froh das just an meiner Strecke eine Gastronomie war die mit Frühstück warb und offen hatte. Die offizielle Frühstückszeit war zwar schon vorbei aber ich durfte mich an dem noch aufgebauten Rest-Buffet bedienen "sie dürfen alles aufessen was da noch steht..."

Dieses attraktive Angebot konnte ich leider nicht voll ausschöpfen :-( Ich habe mir noch ein Brötchen für Unterwegs geschmiert und die Gelegenheit genutzt meine Route bis Helmstedt weiter zu planen.

Die Landschaft entlang dieser Strecke ist hügelig und landwirtschaftlich geprägt - aber wirklich sehr schön wenn man sie einfach an sich vorüber ziehen lassen kann.

Als ich in Königslutter eintrudelte war es kurz vor sechs - kurz noch beim Supermarkt die Getränkevorräte ergänzt und einen Einheimischen nach Unterkünften gefragt. Campingplätze gibt es nicht in der näheren Umgebung, aber man habe wohl einige Hotels. Das Online-Buchungsportal beschied mir das aktuell die Preise für ein Zimmer in der Stadt bei 60€ anfängen - ich entschied mich das ich weiterradeln würde und in Hinterland nach einem Platz zum Schlafen suchen würde.

Gleich der nächste Ort, Rottdorf, versprach gute Chancen auf ein Plätzchen Wiese. Also kurvte ich durch den Ort und fragte bei Leuten an deren Grundstücke ein geeignetes Wiesenstück grenzt an ob ich dort für die Nacht mein Zelt aufschlagen könne. Die Ergebnisse dieser Anfragen waren eher frustran. DIe meisten wohnten zur Miete und konnten keine solche Entscheidung fällen. Der Rest hatte unverholen keine Lust auf ein Zelt in ihrem Vorgarten. mit teilweise offenem Mißtrauen wurde ich beobachtet ob ich denn nun auch wirklich wieder aus der Einfahrt verschwinde - eine eigenartige Stimmung...

Ein ANwohner gab mir einen Hinweis auf ein Wiesenstück auf dem immer wider Leute zelten würden - man müsse nur den Besitzer fragen. Alle Menschen die an die betreffende Wiese angrenzten waren aber nicht Besitzer der Wiese und als ich endlich dessen Wohnhaus fand war da niemand zuhause. Über eineinhalb Stunden hatte ich für nichts verplempert.

Ich radelte weiter, fest entschlossen mich ins nächste attraktive Gebüsch zu schlagen. Da kam ich an einem einzeln gelegenen Landgut vorbei - ich versuchte noch mal mein Glück - und dieses mal hatte ich welches! Der Besitzer des Hofs meinte das ich bei ihm mit einer solchen Frage genau richtig sei und das er mich heute mit meinem Rad auf der B1 gesehen hätte. Im Endefekt hatte ich einen hübschen Zeltplatz mitten auf dem Hof direkt unter einem schönen Nussbaum. Ich konnte ein Bad nutzen und in der Schlachtküche des Hof mein Essen kochen. Nach der langen Suche war das echt eine Erlösung. Ich war bald fest eingeschlafen.