muellerunterwegs

Montag, 26.8. - von Kassel Richtung Sauerland

Nach dem Frühstück konnte ich feststellen das das gestern mit einem frischen Schlauch versehene Hinterrad wieder platt war. Da konnte ich vor meinem Aufbruch erst mal das Loch im Schlauch suchen - ja, da war eines, wenn auch nur sehr Kleines - im Mantel und auch an der Innenseite der Felge gibt es nichts das zu einer Verletzung am Schlauch hätte führen können. Ich geh mal davon aus das ich nicht so doof war, ihn beim Einziehen gleich zu perforieren. Jedenfalls: Flicken drauf und alles wieder aufpumpen.

Der Weg aus Kassel heraus war von bemerkenswerter Zynik geprägt. Eine Knallersteigung nach der Nächsten! Locker 15% und mehr in irgendwelchen dubiosen Wohngebieten oder auf angrenzenden Radwegen. Auch heute zeigt sich der Controller wieder von seiner unterhaltsamen Seite: Auf der höchsten Unterstützungsstufe fluktuiert die Leistung des Motors irgendwo zwischen 50 und 30 %. Damit kann ich einfach keine Steigung hoch kommen! Auch der erneute Start des Controllers hat keine Abhilfe gebracht. Auf den niedrigeren Stufen will das Ding noch irgendwie funktionieren. Damit bin ich dann mehr schlecht als recht weiter gekommen. Ich bin dann anstelle des Radwegs die Bundesstraße aus Kassel heraus Richtung Baunatal gefahren. Die hat angenehmere Steigungen und guten Untergrund.(warum nicht gleich so!)

Auf dem Weg aus Kassel heraus bin ich auch über eie Straße gekommen entlang derer Eichenbäume neben Basalt-Stehlen gepflanzt waren - Beuys lässt Grüßen. Mit dem Zeitlichen Abstand zu der damaligen Kunstaktion lässt sich heute deutlich sehen das die Idee goldrichtig war.

Beuys’ Kunstaktion 1’1000 Bäume’ entlang einer Bundesstraße bei Kassel

Natürlich blieb die Route eine Berg- und Tal-Erfahrung - schon deswegen weil mich mein Weg durch die Kasseler Berge führte. Der etwas verspätete Start und die hohen Temperaturen haben mir heute den Schnitt versaut - ich werde mein Tagesziel Brilon wahrscheinlich nicht erreichen.

Am Mittag ist mir bei einem Schaltvorgang die Kette vom größten Ritzel in die Speichen gefallen, hat sich dort fest gesetzt und bei der Gelegenheit auch noch noch zwei Speichen zerrissen. Ich weiss jetzt wieder warum ich Kettenschaltung nicht leiden kann. In der Hitze habe ich eine behelfsmäßige Reparatur durchgeführt. Dann brauchte ich erst mal Schatten! Ich hab das Velostudio aufgeklappt um darin ne Runde zu Chillen. es hat tatsächlich ganz gut als Schattenspender funktioniert.

Ich habe während der Pause meine Optionen für einen Zelt- oder Campingplatz gecheckt und konnte feststellen das auf meiner Route keiner liegt. Angeblich befindet sich in Bad Arolsen einer - der ist aber genau genommen nur ein Parkplatz für Wohnmobile - Corona hat die Campinglandschaft vielerorts komplett kaputt gemacht. Überall finden sich Stellplätze für Wohnmobile, aber die Infrastruktur für klassisches Campen existiert nicht mehr, oder wird von Google gab nicht erst gelistet. dazu kommt dann auch noch die Schluffigkeit von Campingplatz-Betreibern, das sie es noch nicht mal hin bekommen, an Radwegen Hinweisschilder aufzustellen. Ich hatte auf dieser Fahrt des öfteren Gespräche in denen mir gesagt wurde das es doch in Ort XY an meiner Strecke einen Campingplatz gäbe, aber, wie gesagt, finden lässt der sich nicht so leicht.

Ich bin heute neben einem Maisfeld in der Nähe von Neu Berich liegen geblieben - Morgen muss ich irgendwie hundert Kilometer schaffen. Mal sehen ob das was wird und wie…

The Velostudio stands unfolded next to a cornfield on a hill. The solar cells are aligned towards the afternoon and evening sun to recharge their batteries

In den Abendstunden noch mal Sonne Tanken

Sonntag, 25.8.24 - einsame Autobahnbrücken in Deiner Gegend warten auf Dich!

Ich Vogel bin heute früh erwacht und wollte voller Elan in den Tag starten - nur die Umstände waren irgendwie gegen mich. Über Nacht hatte mein Hinterrad einen Platten bekommen. So durfte ich mich erst mal darum kümmern. Ab 10 Flicken wird es unübersichtlich. So habe ich zur Feier des Tages das Hinterrad ausgebaut und einen neuen Schlauch eingezogen.

Dann gab’s Frühstück. Ich hatte ganz vergessen das heute Sonntag ist und man da nicht so ohne Weiteres bei irgendwelchen Leuten früh Morgens an der Tür klingeln und um Wasser fragen darf. Also habe ich den ganz in der Nähe fließenden Bach besucht. Wir sind gerade außerhalb der Dünge-Periode und das Wasser sieht gut aus. Möglichst ohne Sediment aufzuwirbeln habe ich die Flaschen aufgefüllt. Das Wasser schmeckt gut - hoffentlich ohne Effekte auf mich. Heute ist es wesentlich kühler - da kann ich leichter mit in die Pedale treten. Das ist auch notwendig, da die Sonne gestern Nachmittag weniger ergiebig war als ich es mir gewünscht hätte. Ich bin heute Morgen gerade mal mit 30% Batteriekapazität gestartet.

kurz vor Hessisch-Lichtenau - im Hintergrund eine Autobahnbrücke der von Kassel aus nach Osten führenden Autobahn

Die Strecke ist für die Verhältnisse im ‚Frau Holle Land‘ verhältnismäßig eben - natürlich gibt es die obligatorischen Steigungs-Knaller, bei denen ich aktuell nur mir voller Unterstützung von mir und vom Motor hoch komme. Wenn ich zurück in Dortmund bin muss ich unbedingt das Antriebskonzept überdenken.

Mein Weg führte mich über Wahlburg, Hessisch Lichtenau (mal wieder), Fürstenhagen und Eschentruth an eine Flanke des Großen Belgerkopfs auf 400 Meter Höhe. Leider ist das für die Kraft in den Batterien etwas zu viel Steigung - sie machen gut vier Kilometer vor meinem Zwischenziel schlapp. Inzwischen war die Sonne raus gekommen. Also habe ich eine Mittagspause eingelegt und den Anhänger mit seinen Solarzellen optimal zur Sonne ausgerichtet für zwei Stunden abgestellt. Danach waren die Batterien wieder auf 28% Kapazität geladen. Hoffentich genug für die heutige Strecke.

Die nachfolgenden Steigungen hatten es noch mal ordentlich in sich. Die nachgeladene Energiemenge hat aber erst mal ausgereicht um mich zu einer Autobahnbrücke, bzw. -Unterführung der ehemaligen Strecke 78 zu bringen, die auf dem Belgerkopf, bzw. im Söhrewald vor 90 Jahren im Rahmen der Autobahnbegeisterung in hin gezimmert und nie gebraucht wurde. Das steht nun ein Riesen-Betonklotz zwischen Bäumen und Gehölz und weiss nicht, was er da soll. Jemand nutzt das Ding als Lager - die eigentliche Durchfahrt ist enger gemauert und mit einem Tor versehen. Aus nördlicher Richtung wurde damals auch schon ein Wall bzw. eine Rampe auf die Unterführung hin aufgeschüttet - jetzt weitgehend überwachsen. So konnte ich auf dieser, von vielen Überraschungen geprägten Reise immerhin doch eine Autobahnbrücke für meine Serie fotografieren.

Das Velostudio hatte in der Zwischenzeit strategisch in der Sonne geparkt auf mich gewartet. Heute möchte ich noch nach Kassel kommen. Aus dem Wald raus über geschotterte Gefällestrecken, auf denen ich leider nicht schnell fahren konnte, ging es über Vollmarshausen zu dem mir inzwischen gut bekannten Campingplatz in Kassel.

Ich erreichte ihn mit dem letzten Rest Batteriekapazität - wenn das mal nicht gut abgepasst war!

Kurz vor Ede der Batterie wieder mal in Kassel auf dem Campingplatz