solar

Sonntag, 25.8.24 - einsame Autobahnbrücken in Deiner Gegend warten auf Dich!

Ich Vogel bin heute früh erwacht und wollte voller Elan in den Tag starten - nur die Umstände waren irgendwie gegen mich. Über Nacht hatte mein Hinterrad einen Platten bekommen. So durfte ich mich erst mal darum kümmern. Ab 10 Flicken wird es unübersichtlich. So habe ich zur Feier des Tages das Hinterrad ausgebaut und einen neuen Schlauch eingezogen.

Dann gab’s Frühstück. Ich hatte ganz vergessen das heute Sonntag ist und man da nicht so ohne Weiteres bei irgendwelchen Leuten früh Morgens an der Tür klingeln und um Wasser fragen darf. Also habe ich den ganz in der Nähe fließenden Bach besucht. Wir sind gerade außerhalb der Dünge-Periode und das Wasser sieht gut aus. Möglichst ohne Sediment aufzuwirbeln habe ich die Flaschen aufgefüllt. Das Wasser schmeckt gut - hoffentlich ohne Effekte auf mich. Heute ist es wesentlich kühler - da kann ich leichter mit in die Pedale treten. Das ist auch notwendig, da die Sonne gestern Nachmittag weniger ergiebig war als ich es mir gewünscht hätte. Ich bin heute Morgen gerade mal mit 30% Batteriekapazität gestartet.

kurz vor Hessisch-Lichtenau - im Hintergrund eine Autobahnbrücke der von Kassel aus nach Osten führenden Autobahn

Die Strecke ist für die Verhältnisse im ‚Frau Holle Land‘ verhältnismäßig eben - natürlich gibt es die obligatorischen Steigungs-Knaller, bei denen ich aktuell nur mir voller Unterstützung von mir und vom Motor hoch komme. Wenn ich zurück in Dortmund bin muss ich unbedingt das Antriebskonzept überdenken.

Mein Weg führte mich über Wahlburg, Hessisch Lichtenau (mal wieder), Fürstenhagen und Eschentruth an eine Flanke des Großen Belgerkopfs auf 400 Meter Höhe. Leider ist das für die Kraft in den Batterien etwas zu viel Steigung - sie machen gut vier Kilometer vor meinem Zwischenziel schlapp. Inzwischen war die Sonne raus gekommen. Also habe ich eine Mittagspause eingelegt und den Anhänger mit seinen Solarzellen optimal zur Sonne ausgerichtet für zwei Stunden abgestellt. Danach waren die Batterien wieder auf 28% Kapazität geladen. Hoffentich genug für die heutige Strecke.

Die nachfolgenden Steigungen hatten es noch mal ordentlich in sich. Die nachgeladene Energiemenge hat aber erst mal ausgereicht um mich zu einer Autobahnbrücke, bzw. -Unterführung der ehemaligen Strecke 78 zu bringen, die auf dem Belgerkopf, bzw. im Söhrewald vor 90 Jahren im Rahmen der Autobahnbegeisterung in hin gezimmert und nie gebraucht wurde. Das steht nun ein Riesen-Betonklotz zwischen Bäumen und Gehölz und weiss nicht, was er da soll. Jemand nutzt das Ding als Lager - die eigentliche Durchfahrt ist enger gemauert und mit einem Tor versehen. Aus nördlicher Richtung wurde damals auch schon ein Wall bzw. eine Rampe auf die Unterführung hin aufgeschüttet - jetzt weitgehend überwachsen. So konnte ich auf dieser, von vielen Überraschungen geprägten Reise immerhin doch eine Autobahnbrücke für meine Serie fotografieren.

Das Velostudio hatte in der Zwischenzeit strategisch in der Sonne geparkt auf mich gewartet. Heute möchte ich noch nach Kassel kommen. Aus dem Wald raus über geschotterte Gefällestrecken, auf denen ich leider nicht schnell fahren konnte, ging es über Vollmarshausen zu dem mir inzwischen gut bekannten Campingplatz in Kassel.

Ich erreichte ihn mit dem letzten Rest Batteriekapazität - wenn das mal nicht gut abgepasst war!

Kurz vor Ede der Batterie wieder mal in Kassel auf dem Campingplatz

Donnerstag, 22.08.24 - als Gefahrensucher unterwegs

Ich hatte mich gestern in eine Falle manövriert - der Weg zu der lauschigen Wiese auf der ich meine Nacht verbracht hatte war ein Feldweg, der so reichlich geschottert war das ich, als es mir auffiel, nicht hätte umdrehen und wieder zurück fahren können. Durch den Schotter ist die Bodenhaftung des angetriebenen Rades quasi nicht vorhanden. Der einzige Weg weg von dieser Wiese, zurück in die Zivilisation, ist ein quasi zugewachsener Hohlweg, der nur wenig breiter als mein Anhänger ist. Ich habe ihn gestern Abend abgegangen und Totholz weg geräumt das den Weg blockiert. Außerdem habe ich gecheckt ob die Büsche an beiden Seiten des Wegs flexibel genug sind um mich mit meinem Gespann durch zu lassen. Nicht, das das etwas an der Route geändert hätte, aber es macht ein gutes Gefühl, sich so was vorher noch mal anzusehen. Ich habe die komplette Strecke bis zur Bundesstraße abgegangen um mir einen Eindruck davon zu machen wie ich sie am besten bewältigen könnte. Mit viel Umsicht sollte es machbar sein.

Die Strecke habe ich mit meinem Gespann quasi im Schritttempo zurück gelegt. Ständig mit allem bremsend, was zu Hand war. Die Gefällestrecke, die sich dem Hohlweg anschloss war nicht minder spassig. Zwar nicht zugewachsen, aber mit Steinen unterschiedlichsten Kalibers ‚geschottert‘. Man kann auch sagen: mit Geröll gedeckt. Ein Starkregen hatte diesen Weg zur Hälfte weg gespült und tiefe, den Weg querende Rinnen hinterlassen, die es schwierig machten, darin nicht mit den Rädern hängen zu bleiben.

Zum Glück konnte ich das alles überwinden ohne das es zu Katastrophen kam. Ich hatte diese Strecke kurzfristig geplant ohne sie genauer unter die Lupe nehmen zu können - das war das Ergebnis!

Glücklich in Benterode angekommen klingelte ich bei einem Haus an der Tür um darum zu fragen das man mir meine Flaschen mit Wasser befüllt. Interessante Gegenfrage: ‚wirklich Leitungswasser oder soll ich ihnen besser richtiges Wasser geben‘ - nun, ja…

Willkommens-Graffitti in Eichsfeld

Ab Martinfeld folgte der Radweg der Werra bzw. dem ehemaligen Grenzverlauf. Im Gedenken an diesen geschichtlichen Bezug gab es diverse Hinweistafeln und Denkmäler zu besuchen. Da in Thüringen bald Wahlen sind konnte ich in den entsprechenden Orten diverse Level von inhaltsleeren Plakaten bestaunen - wobei tatsächlich SPD und Grüne sich noch zu konkreten und sinnvollen Botschaften hinreisen ließen. Den Rest konnte man von den Aussagen her komplett vergessen - Motto ‚sie kennen mich…‘

Hinter Frankenroda war die Brücke über die Werra gesperrt. Da bin ich bis Mihla auf der Landstraße gefahren. Hinter Mihla wurde noch mal die große Tüte Steigungen hervor gezaubert. Zwischen Bischofroda und Eisenach gibt es einen Höhenzug zu überwinden. Die Straße dort hoch hatte es in sich. Danach ging es nur noch bergab.

Mein heutiges Ziel: ‚Camping im Garten‘ - ein kleiner Campingplatz in Hötzelsroda liegt ganz in der Nähe von Eisenach. Hier habe ich ein sonniges Plätzchen auf der Wiese gefunden. Der Anhänger steht gut im Licht, so das er die Batterien während meine Aufenthalts gut aufladen sollte.

Das Velostudio, optimal zur Sonne ausgerichtet bei 'Camping im Garten' in Hötzelsroda bei Eisenach