Creek

18.02.2017: Die liebe Seefahrt

Der Todesmut kennt keine Grenzen - wir sind mit einem der Wassertaxi zu dem Ufer des Creek gefahren an dem die Dhaus anlegen. Die Schiffchen bringen einen ziemlich nah an den Anleger. Die teilweise schon recht alten Handelsschiffe am Anleger haben in drei Reihen fest gemacht. Sie sehen sich in der Machart und Größe alle recht ähnlich obwohl sie sowohl mit Holzkiel als auch mit Metallkörper gebaut sind. Die Ladung wird von Hand gelöscht bzw. geladen. Wir kamen mit ein paar der Kapitäne und Arbeiter ind Gespräch. Die Schiffe bringen meist Gewürze und Stoff aus dem Iran und kehren mit Gebrauchs- und Luxusgütern wie Kühlschränke oder Fernsehern wieder in den Iran zurück. Die Mannschaft besteht aus einem Kapitän und fünf Matrosen und eine Überfahrt dauert 24 Stunden. Uns wurde angeboten, wir könnten doch mit kommen, aber wir hatte heute ja schon was anderes vor. Vielleicht war es ja auch nur Eva die die Menschheit dazu bewog sie doch gleich mit nehmen zu wollen oder zumindest mit ihr zusammen fotografiert zu werden. Interessantes Detail - heute hatte ich auch Fotofreunde.

Was in den Dreissiger Jahren in den deutschen Badeorten der Fotobär ist heute Eva in Dubai. Ich durfte auf eines der Schiffe drauf um mal zu gucken - es ist schon erstaunlich das ein Schiff mit so wenig Tiefgang so hartnäckig Hochsee-tauglich ist. Aber was weiss ich schon von Seefahrt..?
Ich hatte noch versucht aus einem der Kapitäne die Zuladung der Schiffe heraus zu bekommen. Er wusste nicht zu sagen wie viel Gewicht das Schiff laden kann - die Antwort war: ‚wenn die Linie am Wasser ist dann ist das Schiff voll beladen‘ - aha!
tatsächlich haben alle diese Schiffe zwei umlaufende Markierungen - eine ist bei leerem Schiff an der Wasserlinie und eine ist etwa einen Meter unterhalb der Bordwand. Das sind also keine schmückenden Elemente sondern die Markierungen die man braucht um das Schiff zu beladen.
Wo wir schon mal auf der Seite waren sind wir auch noch über den Gewürz-Souk gegangen wo übrigens auch Schals verkauft werden, wovon sich Eva ausgiebigst überzeugen durfte.

Auch ich war heute in Sachen Textilien unterwegs - ich hatte mich gestern vom Portier im Hotel briefen lassen wie ich wohl an die Bekleidung komme die die Inder und Pakistani auf den Straßen tragen. Nachdem wir mit em Wassertaxi wieder zurück gefahren waren machten wir uns auf die Suche nach einem Geschäft das mir einen Pakistani Pathani verkaufen würde.
Man braucht schon ziemlich Hartnäckigleit beim Durchfragen - je nach Laden gab es Auskünfte wie: ‚das ist kein Kleidungsstück sondern die Bezeichnung für die Afghanen‘, oder ‚werden sie hier nicht finden, nehmen sie doch…‘
Dann kam aber ein Laden für Stoffe in dem alles sehr schnell anders wurde. Ich stellte die übliche Frage nach dem Pathani und bekam zu hören das ich in dem Laden den Stoff aussuchen könne und der Schneider um die Ecke mir dann einen Schneidern könne - wahrscheinlich sogar bis zum nächsten Tag. Es stellte sich heraus das sowohl Stoffe als auch die Dienstleistung des Schneiderns erstaunlich günstig ist. Pro ‚Schlafanzug‘ aus Baumwolle liegt man bei umgerechnet ca 60 Euro- natürlich nicht als Schlafanzug sondern als Sommerbekleidung in der Dortmunder Nordstadt. Der Passende Schneider war nicht sofort gefunden - der Erste der in den Laden kam konnte nur Frauenbekleidung aber der zweite konnte auch Männersachen.

Wir tigerten um den Block in die Schneiderwerkstatt wo ich vermessen wurde - die genaue Form des Oberteils wurde anhand einer Modezeitschrift und einer Zeichnung in meinem Notizbüchlein geklärt und man wollte die Kleidungsstücke bis zum Abend ins Hotel bringen - das hätte ich nicht erwartet!
Eigentlich hätten wir heute Nachmittag mit einem Guide einen Ausflug in die Wüste gemacht um den Sonnenuntergang zu sehen, Kamele zu reiten, Quad zu fahren, Beduinen zu Grillen und was man sonst so in einer Wüste machen kann. Der hat aber heut Morgen wegen ‚komischem Wetter‘ abgesagt - es hatte in der Nacht geregnet - also richtig! So richtig das das Wasser den ganzen Tag überall in großen Pfützen stand.

So sind wir dann kurzentschlossen vom Pyramidenhotel mit dem altbekannten Big-Bus Unternehmen zu der Wüstentour aufgebrochen. Eva konnte auf dem Panoramadeck während der Fahrt ihren neuen Schal ausprobieren und ich ließ mir einfach so alles um den Kopf wehen. Der Wind hatte den Staub aus der Luft gewaschen und uns eine neue, aber auch irgendwie vertraute Fernsicht beschert - Hochhäuser eben…

Man fährt it dem Bus gut 20 Minuten bis man zu dem Ort kommt wo die Kamele wohnen. Vorher sieht man schon eine ganze Weile Zaun neben der Fahrbahn. Tatsächlich gehört er zu dem Areal auf das der Bus einbiegt. Dort ist ein Gebäude das sich irgendwo zwischen zwischen den Historischen Gebäuden in Dubai und Ritterfestung bewegt. Darin und davor befinden sich die unvermeidlichen Mitbringsel-Läden mit ihren verhandlungsfreudigen Betreibern und ein Bereich mit Restaurant-Bestuhlung. Es riecht nach Petroleum - jemand versucht mit reichlich Brandbeschleuniger einen Grill zu entzünden. Vor dieser Kulisse befindet sich auch ein Zelt an dem Jemand in Beduinenbekleidung mit einem Falken posiert und eine Station wo man über ein Treppchen auf zwei mehr oder eher minder
gut gelaunten Kamelen Platz nehmen kann um sich von einem Afghanen im Beduinenkostüm auf den Tieren im Kreis führen lassen kann. Während der einminütigen Tour nimmt die Fotografin die ich auch schon auf der Aussichtsterasse des Burj Khalifa gesehen habe Fotos von den Reitern auf - hier heisst der Fotobär also Kamel.

Ich wollte mir nicht die Albernheit eines solchen Ritts und den Kamelen nicht mein Gewicht auf ihrem Trip in die Hospitalisierung antun. Die beiden Helden im Dienste des Tourismus wirken schon recht indigniert. Das vordere Kamel macht jedes mal unwillige Geräusche und lässt sich gleich mehrmals bitten bevor es eine weitere Runde macht. Daran kann auch nicht ändern das der Betreuer der Tiere wirklich nett mit den beiden um geht. Die Kamele tragen einen gehäkelten Mundschutz - sicher damit sie sich nicht erkälten...

Ein drittes Kamel liegt ein bisschen abseits vom Geschehen und macht einen sehr entspannten Eindruck - es lässt sich gerne Streicheln. Als der Andrang der Kamelreiter nach lässt nimmt der Betreuer die Häkelhäubchen vom Kamelmund ab. Dass führt dazu das sich zwischen mir und dem Kamel ein Kuscheldiskurs entspannt den wir uns auch nicht von den Dillettanten stören lassen die auch mal Kamel Anfassen wollen.

Der Versprochene Sonnenuntergang in der Wüste findet aus Organisatorischen Gründen für uns eher auf der Fliucht in einem Doppeldeckerbus statt. Man hätte auch die Gelegenheit gehabt gegen ein Entgeld an einem Grilldinner in der Wüste teil zu nehmen und entsprechend erst später zurück zu Fahren. Es ist heute ungewöhnlich kalt und der Geruch von Brandbeschleuniger zieht immer noch durch die Luft - wir haben den hastigen Aufbruch bevorzugt...

Auf dem Heimweg konnten wir noch die recht stattliche Anhäufung von Bauschutt bewundern der sich in der Randzone Dubais inzwischen gebildet hat. Eigentlich komisch das da niemand einfällt was man mit dem Zeug besser anstellen könnte anstatt sich einen Berg vor die Haustür zu bauen...

In der Gegend unseres Hotels haben wir einen Grillimbiss aufgesucht - als Exotenpärchen haben wir Vorzugssitzplätze im Familienraum angeboten bekommen. Im ersten Stock hatten wir zu echt tollem Essen einen guten Blick auf die Straße.

Nach dem Essen gab es noch ein Shopping-Ereignis - bei einem Fahrradhändler um die Ecke habe ich einen Lastenrad-Ständer Marke 'Atlas' erstanden. Ganz entgegen des Klischees von Dinger aus Dubai trägt er weder Strass noch Glitzer.

Abends ist im Hotel tatsächlich der Patani angekommen - ab jetzt weht ein Hauch von Pakistan durch mein Leben.

Herr Müller und sein neuer Anzug

16.02.2017: Guldur, Gonsuum und Luggsuss

Heute haben wir uns mal den Wecker gestellt um eher wach zu sein als die Bauarbeiter von gegenüber - sieben Uhr! Ein echter Hammer für Urlaubsverhältnisse.

Als das Handy radaute währe ich fast gestorben - überflüssig zu erwähnen das auf der anderen Straßenseite natürlich schon nach Kräften gewerkelt wurde.

Das Rennen haben wir also schon mal nicht gemacht - aber dafür konnten wir rechtzeitig genug in der Al Jumeira Mosschee zum kulturellen Austausch erscheinen. Donnerstags um zehn Uhr gibt es dort eine Einführung für alle an religiösen Bräuchen der Muslime Interessierten.

Neben der Moschee gibt es noch dasBegegnungszentrum im Heritage Village in dem man sich an allen Tagen außer Freitag auch für Brunch, Mittagessen und Abendbrot à la Saudi einfinden kann (nach Voranmeldung) um die lokalen Bräuche und Speisen kennen zu lernen
Wir allerdings warteten dort mit einem Tässchen Tee in der Hand zwischen knapp 80 anderen Interessierten aller Nationalitäten auf den Beginn der Führung.
Sie beinhaltete den Ablauf der Vorbereitungen auf das Gebet - so kam ich endlich mal zu gewaschenen Füßen - und einer Erklärung bzw. Demonstration was es mit dem Ruf desMuezzin, mit dem Inhalt des Gebets auf sich hat, warum auf welche Weise wie oft gebetet wird und was es mit dem Freitag auf sich hat. Außerdem gab es die Gelegenheit Fragen zu stellen von denen auch keine unbeantwortet blieb - auch nicht die Unbequemen, welche die Themen Terror und Selbstmordattentäter berührten.
Man vertritt hier die Einstellung das nur eine Öffnung für die Fremden für das Kulturverständnis sorgt das man gerne vermitteln möchte - ich denke so könnte das klappen und es sicher auch eine Idee für unsere Kirchen daheim sich informativ gegenüber der Bevölkerung zu öffnen.

Ich kann jedem den es hier her verschlägteinen Besuch der verschiedenen Zentren für kulturelles Verständnis empfehlen. Es ist ein angenehmes Erlebnis und man ist von den verschiedenen Gastgebern ausdrücklich aufgefordert auch die unangenehmen Fragen zu stellen.

Danach ging's mit dem Bus zum Fischmarkt wo wir uns von geschäftstüchtigen Händlern acht, neun, fünf, ach, besser sechs oder eben und letztendlich siebenFische für siebzig, nein, fünfzig Dirham (dank Evas Hartnäckigkeit in der Verhandlung verkauft wuren. Dann noch mal zehn fürs Ausnehmen und weitere 11 für die Zubereitung in einer Fischbude gleich beim Markt.

Frischer geht's nicht - und leckerer wahrscheinlich auch nicht. Wir hätten uns Besteck mit bringen sollen denn die hiesige Methode, alles mit der rechten (sauberen) Hand zu Essen erfordert schon ziemlich Übung und Finger mit Astbestbeschichtung.

Weil der Platz so schön ist sind wir danach mit der Metro zur Station Al Ghubaiba. Dort ist nahe beim Creek ein Restaurant mit Blick aufs Wasser das super Eistee mit Aussicht auf den Fluss und kühlendem Wind vom Wasser bietet. Da haben wir eine Runde abgehangen um anschließend heraus zu finden das gar nicht weit davon weg im ehemaligen Haus des Scheichs Said bin Maktum ein noch viel schöneres Café ist - da war die Lust auf Kaffee aber schon verflogen.

Neben dem Café gibt es in dem Haus auch Kunstausstellungen und ehemalige Einrichtungsgegenstände und Gebrauchsartikel aus dem Leben des 1958 verstorbenen Scheichs.

Kurz ins Hotel und grob unsere Kadaver renoviert, dann gings, hopps, wieder in die Metro und zur Station Union und von da zu Fuss zum Creek wo am Ufer das Restaurantschiff lag auf dem Eva eine Tour mit Sterne-Menü gebucht hatte - sie hat heute ja Geburtstag.

Wir bekamen einen Fensterplatz von wo aus wir eine gute SIcht auf's Ufer hatten während die Kellner uns und die anderen Gäste mit allerlei Kleinigkeiten bespassten die nicht dringend dafür gemacht waren um ausgehunderte Menschen satt zu bekommen, dafür aber verdammt gut schmeckten. Dazwischen gab es immer wieder Zeit ins Freie zu gehen und die Sicht aufs Ufer und das Treiber der Wasserbusse auf dem Creek zu beobachten. Währenddessen gondelte das Schiff mit betonter Langsamkeit ein mal den Creek rauf und dann wieder runter.

Was im Hotel an uns vorüber ging ließ sich auf dem Schiff nicht verhindern - sie hatten heraus bekommen das Eva Geburtstag hat und überfielen sie mit einem Törtschen und dem dazu üblichen Absingen der international für diese Anlässe benutzten Lieder durch die anderen Gäste. Glücklicherweise gab es gleich drei Geburtstgskinder an Bord was die Anteilnahme etwas verteilte.

Der unvermeidliche Geburtstagskuchen auf dem Schiff

Halb elf gingen wir wieder von Bord und konnten mit Verwunderung fest stellen das sich die Uferpromenade in eine Freizeitveranstaltung verwandelt hatte. Menschen aller Nationalitäten - Einheimische und Gastarbeiter hingen zusamen am Ufer ab, spielten Fussball auf der Wiese vor der Stadtverwaltung oder machten Rudeltänze - ich hätte das so locker und so durchmischt hier nicht erwartet.

Mit einem Wasserbus - einem der vielen kleinen, von altersschwachen Dieselmotörchen Geräusch- und Abgasintensiv angetriebenen Bötchen fuhren wir mit zehn anderen Menschen über den nächtlichen Creek ans andere Ufer. Macht ziemlichen Spass - man sollte nur nicht seinen Sicherheitsbeauftragten dabei haben, dann könnte es weniger schön sein - wir waren (fast) ohne Angst unterwegs und haben es genossen. Vielleicht machen wir es in den kommenden Tagen noch mal am Tage wo die Chance auf einen Zusammenstoß mit einem anderen Schiff viel größer ist...

Als wir ins Hotelzimmer zurück kamen konnten wir fest stellen das auch hier ein Geburtstagsbeauftragter unterwegs ist - man hatte einen Schokoladenkuchen im Zimmer ausgesetzt - wie lieb. Unser aktueller Zustand ließ uns dieses Präsent erst mal in den Kühlschrank schieben und ins Bett fallen.

im Hotel wartete Geburtstagskuchen Nummer 2

14.02.2017: Die teuersten Datteln der Welt

Heute ist Valentinstag - wer es nicht wusste hat es spätestens zum Frühstück bemerkt. Die Kellner ließen es sich nicht nehmen alle Damen im Speisesaal mit roten Rosen zu beschenken - auch wir blieben nicht verschont - also Eva.
...ach, die Romantik...

Heute: Bus fahren zum historischen Zentrum!

Im Bewusstsein totaler Kontrolle haben wir einen Bus bestiegen - um uns erst mal zu verfahren. Wir sind in einen indisch dominierten Bezirk ausgestiegen und machten den restlichen Weg zu Fuß. Man wartet auf die Busse zwar nur ca 10 Minuten aber die Distanzen sind aktuell erstaunlich kurz.
Am Creek angekommen haben wir das Dubai Museum besucht - mit drei Dirham Eintritt das bisher preisgünstigste Vergnügen. Das Museum kommt nach heutigen Maßstäben etwas altbacken daher, gibt aber einen sehr guten Überblick über die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Stadt.

Da ich die Berechtigungen für den Besuch des Burj Khalifa, des aktuell höchsten Turms der Welt, im Hotel hatte liegen lassen sind wir vom Museum aus zu Fuß zum Hotel zurück. Unser Weg führte uns durch ein von Indern und Pakistanis dominiertes Gebiet. Mit den Fotos dazu könnte ich auch behaupten ich hätte Bombay besucht...

Nach einer kurzen Pause im Hotel ging's dann mit der Metro zur Dubai Shopping Mail in die auch das Burj Khalifa integriert ist.
Die Mall und ihre Zugangssperre neigen zu dezenter Weitläufigkeit. Uns drohte die Zeit weg zu laufen um die unsere Ausdrucke gegen die Express-Tickets zu tauschen. Das Office bzw der Zugang zum Burj Khalifa liegt etwas versteckt im Kellergeschoss...

Endlich die Tickets in der Hand schleuste man uns in eine nobel eingerichtete Wartezone von der aus es zur Aussichtsplattform im 148. Stock gehen sollte. Wir bekamen Kaffee mit Kardamom und die wahrscheinlichst teuersten Datteln der Welt gereicht während uns ein Guide routiniert Wissenswertes zum Turm erzählte.

Warten darauf das es endlich los geht...

Lustig waren die Reaktionen unserer Mittäter auf den Kaffee - um es mal so zu sagen: sie kamen nicht unbedingt aus Kulturkreisen in denen Kaffee in unaufgehübschter Form getrunken wird...
Zehn Minuten dauerte die Einführung, dann wurden uns die Kaffeetassen geklaut. Unser Aufzug wartete - wir mussten Platz für einen Schwung neuer Höhensüchtiger machen.
So zog nicht zum letzten mal ein Trupp Premiumkarten-Inhaber an einer Wolke neidvoll blickender Normalkarten-Inhaber vorbei in den silberglänzenden Aufzug. Mit 18 Meter pro Sekunde ging's zur 124. Etage - damit niemand in die panischen Gesichter der anderen Mitfahrenden blicken müsste würde der Aufzug verdunkelt und Filme projezziert die uns mit der Wunderwelt des Burj Khalifa bezauberten. Dann ging's an neidvoll blickenden Normalsterblichen mit einem zweiten Aufzug hoch zur Premium-Plattform in die 148. Etage.
Diensteifrige Servicekräfte erwarteten uns mit Softdrinks, Datteln und Pralinen.
Von hier ab hatten wir freien Auslauf und durften so lange wie wir wollten aus den Festern und vom Aussenbereichder Aussichtsplattform (eigentlich auch hinter Glas) den Sonnenuntergang mit Blick auf Dubai Geniessen und Fotografieren.

Die Scheiben in der Höhe sind ziemlich scheckig und da die Fensterputzer drei Monate brauchen um ein mal alle Scheiben des Baus zu reinigen brauchten wir heute nicht auf Rettung hoffen. Wer sich also nicht nur in unterschiedlichsten Posen vor der Skyline ablichten lassen wollte sondern auch die Aussicht selbst mit nach Hause nehmen wollte müsste sich etwas Risikobereitschaft zeigen. Es gibt eine Lücke zwischen den Scheiben. Mit etwas Glück passen Objektiv oder Kamera da durch und die dreckigen Scheiben sind kein Problem mehr. Wieviele Fotoapparate, Handys in Tablets wohl aus fast ein Kilometer Höhe zu Boden segeln?
Aber was tut man nicht alles für eine irgendwie doch beeindruckende Aussicht?

Auch auf dem Weg nach untn stapften wir fröhlich an Menschen vorbei deren Blicke eigentlich hätten töten sollen - in einen nur für uns wartenden Aufzug. Grad eben macht Luxus Spaß...
Nach Sonnenuntergang gabs dann unten am Turm noch die Dubai-Fountain zu bestaunen - eine Wasserorgel modernster Machart - ich hab's für die Romantik-Begeisterten mal gefilmt...

Nach so viel Romantik haben wir den Abend in einem pakistanischen Schnellimbiss bei uns um die Ecke ausklingen lassen. Das essen war toll und das Personal von Eva begeistert. Es gab so gut wie keinen Mitarbeiter in der Bude der sie nicht wenigstens ein mal gesehen haben wollte - ich sollte mir mal für den Fall der Fälle einen Preis für sie Überlegen und wie ich die Kamele wohl in den Koffer bekomme...

12.02.2017: Hier ist alles anders

Erfrischender Baustellenlärm beendete unsere viel zu kurze Nacht - was? Erst vier Uhr Morgens???
Nein, das Handy wähnte mich immer noch in Berlin und hatte sich nicht auf die lokale Zeit umgestellt. In Wirklichkeit war es schon kurz nach sieben und die Welt außerhalb unseres Zimmers war schon richtig in Schwung gekommen.
Sowas haben wir dann auch versucht.
Kurz nach acht konnte man uns gewaschen und angezogen am Frühstücksbuffet bewundern.
Wohl wegen des aus allen Nationalitäten gemischten Publikums kann man hier aus so ziemlich allem wählen was man in Dubai, Pakistan, Indien oder auch in Europa zum Frühstück essen kann. Mir hat’s ja besonders das warme Gemüse an getan das die Indische Sektion zu bieten hat. Und natürlich kann man auch indisch zubereiteten Tee bekommen - toll!
Schnell noch einen Touristenplan an der Rezeption gezockt und los gehts zu unserem ersten Ausflug in die Metropole.
Wie sich schon bald heraus stellen sollte kein wirklich einfacher Ausflug. Man hat sich hier darauf beschränkt die Straßen zu numerieren und unser Touristenplan war jetzt auch nicht das Gelbe vom Ei.
Wie Christoph Kolumbus, der für seine Amerika-Entdeckung auch nur eine schlecht gemalte Indienkarte zur Verfügung hatte stolperten wir mit einer groben Sehenswürdigkeitenkarte durch die Straßen auf der unser Stadtbezirk nicht drauf war.

Trotz dieser widrigen Umstände fanden wir eine Metrostation und bekamen es nach mehreren Versuchen sogar gebacken eine Karte zu kaufen und sie mit Geld aufzuladen.
Dann ging es in die Metro - wir hatten beschlossen mal die Strecke abzufahren - so viele Stationen hat es hier ja nicht... …stimmt so unheimlich viele Stationen sind es wirklich nicht - aber dafür liegen sie weit auseinander. ein gute Stunde lang bestaunten wir die weitläufig angelegte Architektur und die vielstspurige Autobahn parallel der Bahnstrecke. und die gelegentlich auch sehr phantasievoll zusammen gerotteten Hochhauskomplexe. Im Wesentlichen muss man sagen: Dubai ist eine wirklich lange Stadt - viel länger als breit, glaube ich.

Nach eine Stunde Gondelei waren wir in der Nähe der Dubai Marina und beschlossen auf eine Strecke umzusteigen die uns näher an die Küste bringt.
Hier waren sie dann - die pompös bis verspielt wirkenden Hochhäuser die in der Gegend standen als wären sie wie Pilze aus dem Boden geschossen. Innerhalb kürzester Zeit musste dieser Stadtbezirk entstanden sein - bzw. war dieser Stadtbezirk dabei zu entstehen. Zwischen gut bewohnten Türmen wurden im Rohbau befindliche Hochhäuser zusammen gezimmert und Fundamente für neue Komplexe ausgehoben. Teilweise waren auch schon im unteren Teil der Häuser Wohnungen bewohnt während oben drüber alles noch im Rohbau war..

Hier wird schon mal gewohnt während drum herum noch feste gebaut wird.

An dieser Stelle sollte ich auch etwas zu unserer Baustelle vor dem Hotel sagen - Es wird überall in der Stadt nach Kräften an Häusern gebaut und umgebaut - wer die Ruhe und Beschaulichkeit eines kleinen Urlaubsorts an de See erwartet wird hier nicht so wirklich Glück mit der Unterkunft haben. Das Geräusch dieser Stadt ist das allgegenwärtige Brummen der Klimaanlagen gepaart mit dem Geräusch von Pumpen, Generatoren, Kühlaggregaten und was man auch sonst immer mit einem Verbrennungsmotor - bevorzugt einem Diesel - betreiben kann. Hier ist Arbeit kein Geheimnis - jeder kann sie hören - und auch riechen. Der Bausektor boomt eben.

An der Marina gab es den bisher wohl teuersten Cappuccino meines Lebens und dann haben wir uns unter Tinnitusgefahr unseren Weg zum Strand gebahnt. Einmal ein bisschen die Küste entlang laufen und die Brise genießen. Eindeutig eine der schöneren Küsten - alles tipptopp mit glattem Sand, schönen Strandliegen und alles vor der Kulisse einer Wand aus Hochhäusern die ihren Bewohnern Meeresblick bietet.

Matina Beach an der Dubai Medina

Der Strand war übrigens auch lang - besonders weil sich nicht wirklich Gelegenheit bot entlang unserer Strecke mal eben wieder zwischen den Hochhäusern durch zu kommen. Es gab wenig begehbare Lücken und wenn, dann war genau da ein Hotel und man durfte nur als eingebuchter Gast da durch.
Allein unserer langjährigen Expeditionserfahrung ist es zu verdanken dan wir diesen Strand noch mal lebendig erlassen konnten und nach einer nochmals einstündigen Bahnfahrt auch wieder im Stadtteil unseres Hotels an kamen.
Nur noch ein bisschen in den namenlosen Straßen verlaufen und wir konnten uns aus unseren verschwitzten Sachen pellen. Abends hatten wir noch einen Termin im Zentrum für kulturelle Verständigung und wollten uns noch ein bisschen entspannen.
Auf dem Dach des Hotels gibt es einen kleinen Pool und Strandliegen. Da haben wir uns eine halbe Stunde in den Whirlpool gelegt - angewandte Dekadenz…
Die Idee, anschließend mit dem Taxi zu dem Zentrum zu fahren hat sich ein bisschen gerächt - in der Bestätigungsmail für die Veranstaltung war keine Adresse angegeben und unser Taxifahrer kannte das Zentrum nicht - tolle Wurst…
So konnte er uns nur grob in der Gegend abkippen und wir fragten uns lustig durch kreuz und quer durch die historische Architektur bis wir dann - gerade noch rechtzeitig - zu dem kulturellen Dinner mit Scheich und der Möglichkeit zu kritische Fragen zu stellen eintrafen.

Das Kulturelle Abendessen - hier während eines Erdbebens aufgenommen

Unser Scheich war leider indisponiert und ließ sich durch eine ‚Scheichin‘ vertreten die uns mit den Regeln der hiesigen Gastfreundschaft und dem Ablauf eines Essens vertraut machte und uns dann zu unseren kritischen Fragen befragte. Ich mach jetzt mal nen Bogen um die ganzen Details aber nach Ende des Abends hätte ich sofort nach Dubai übersiedeln können - so schön und plausibel hat sich das alles angehört.
Ich hoffe, ich bekomme zuhause noch die ganzen Argumente zusammen wenn mich mal einer danach fragt…
Da wir schon mal im historischen Kern der Stadt waren haben wir noch einen Spaziergang am Creek gemacht und sind in den Souk für Bekleidung, Stoffe und Tant geraten. Um ein Haar währe ich zum Beduinen mutiert…