Luxus

17.02.2017: Triumph der Technik

Freitag ist in Dubai - wie in allen muslimisch geprägten Ländern - ein Feiertag. In der Moschee gibt es eine ausführliche Andacht und wahrscheinlich wird hier - wie bei uns am Sonntag - niemand Arbeiten.
So hatten wir uns den Wecker auf 10:00 gestellt und waren in freudiger Erwartung aufs lange Ausschlafen ins Bett gegangen. Wir haben heute den ersten Termin um 11:00.
Der Traum vom geräuschfreien Vormittag sollte ein Traum bleiben. Die Baustelle schläft nie - auch nicht an Feiertagen.

Baustelle never sleeps…

Okay, vielleicht war es heute auf der anderen Straßenseite etwas leiser und ein paar Arbeiter weniger unterwegs.
Zum Ausschlafen fest entschlossen sind wir trotzdem bis zehn im Bett geblieben, dann ein bisschen frisch gemacht und ein taxi gerufen. Heute Morgen war noch mal Dekadenz angesagt. Eva hatte uns für ein Brunch im Burch al Arab eingebucht.
Es ist gar nicht so leicht in das Gebäude rein zu kommen. Erst nach der Prüfung unserer Anmeldungsbestätigung wurde die Strassensperre am Wachhäuschen im Boden versenkt und wir konnten über den Damm zum Haus rüber fahren. Menschen die keinen Besuch in dem Bau gebucht hatten mussten sehen wie sie am Checkpoint das Selfie mit dem segelförmigen Hochhaus hin bekamen.
Einer der Portiers öffnete für Eva die Wagentür - dann rotierten wir durch die großzügig gebaute Drehtür in das Foyer und standen auf schallschluckendem Teppich. Ein Rausch aus Farben, Ornamentik und Goldkanten erwartete uns - eine Welt in der selbst die Hinweis-Schilder für den feuchten Boden vergoldet sind - unsere Putzfrau im Krankenhaus währe begeistert.
Mittelpunkt des Foyers ist ein Springbrunnen in dem die Wasserstrahlen fangen spielten - er stellte auch so ziemlich das einzige Geräusch.

Wir passierten das Foyer und erreichten nach einer Ladenpassage den Aufzug zum Restaurant. Es ist in etwa 200 Meter Höhe in den ‚Tragflächen‘ des Gebäudes untergebracht.
Dort erwartete uns eine bunte Gesellschaft und gut 20 Meter opulentes Buffet das wenig zu wünsche offen ließ - was soll ich drüber sagen? - wo man hin sieht, alle tot!
Wir gaben uns große Mühe unser Essverhalten dem doch recht opulenten Preis für das Brunchvergnügen anzupassen. Na, ja, es ist ja der Wille, der zählt…
Das Gebäude zittert und schwankt die ganze Zeit fast unmerklich - es ist so gebaut das es die Windbelastung schwingend aufnimmt und die Böden sind so aufgehängt das sie die Bewegungen kompensieren. Es ist schon irritierend wenn man nicht einzuordnen weiss woher die kleinen Schwankungen des Bodens kommen oder warum Dekoelemente grundlos wackeln. Ganz ohne das man was merkt lässt sich das wahrscheinlich nicht lösen. Die wechselnden Winde in an der Küste sind schon ziemlich stark.


Trotz der vielen großen Fenster gibt es heute keine Aussicht - zum einen sind die Scheiben von außen verstaubt und zum anderen ist es heute sehr diesig. Es macht die Anmutung als befänden wir uns in einer Wolke, es handelt sich aber eher um Sandstaub.
Gegen 14:30 näherten wir uns dem Ende des gebuchten Aufenthalts am Luxusbuffet und wälzten uns zurück aufs Festland um etwas weniger nobel als auf dem Hinweg mit dem Bus 88 zum Deira City Centre, einer Mall zu fahren.

Dubai im Sandnebel

Von der Bushaltestelle war in dem Dunst das Hotel kaum zu erkennen obwohl wir vielleicht 500 Meter davon entfernt standen.
Wir wollten uns am Abend eine Filmvorführung im 4d-Kino antun und wollten die Karten schon mal vorab einsammeln kommen - hätte ich im Kino die Bestätigung auf dem Handy gehabt währe das wohl auch so passiert. Da ich an der Stelle etwas unorganisiert war konnten wir uns nur schon mal über die Lage des Kinos informieren - der Rest wurde auf den späten Abend vertagt.
So wurde erst mal der Punkt ‚im Hotelzimmer herummodern‘ umgesetzt - das war auch mal nötig.
Kurz nach zehn Uhr Abends saßen wir dann im 4d-Kino und geben uns dem epochalen Werk ‚John Reed 2’ in 4d-Technik hin. Ich weiss nicht zu sagen was schlimmer war - der Film ist ein Baller- und Prügel Streifen ohne weiteren Anspruch an eine vielschichtige Handlung und würde jeden knapp postpubertären Jüngling in Verzückung versetzen - dummerweise passen weder Eva noch ich auf diese Personenbeschreibung. Die 4d-Technik ist nach meiner Wahrnehmung eine totale Albernheit. Die Sitze hoben, drehten, kippten und wackelten was das Zeug hielt - konnten aber nicht den Eindruck vermitteln das man dadurch besser in die Action im Film eintauchen kann. Ab und zu wurden wir mit Wasser besprüht und die Gerüche die man uns an bot wirkten künstlich und nicht zu den jeweiligen Szenen passend. Bei den Schiessereien wurde uns Luft rechts und linke an den Ohren vorbei gepustet - das sollte wohl vorbeifliegende Projektile darstellen. Abgesehen davon haben unsere Sitze auch noch gequietscht. - ein ziemlicher Klamauk der von der Handlung des Films ablenkt - wenn der Film überhaupt eine Handlung gehabt hätte von der man hätte ablenken können. Ich werde ich Zukunft solche Technik meiden und gehe doch lieber Oldscool ins Kino - ich vermute mit Eva sieht das ähnlich aus.
Wir kamen so spät aus dem Kino das die Metro nicht mehr fuhr - also wieder mal Taxi. Auch in Dubai sind die Taxifahrer in der Nacht ohne Ortskenntnis - man fühlt sich fast wie Zuhause. Der Mann hat uns einfach sein Smarphone nach hinten gereicht damit wir im Google Navigator die Hoteladresse eingeben und von da ab ging’s ganz flüssig - man muss sich nur zu helfen wissen…

14.02.2017: Die teuersten Datteln der Welt

Heute ist Valentinstag - wer es nicht wusste hat es spätestens zum Frühstück bemerkt. Die Kellner ließen es sich nicht nehmen alle Damen im Speisesaal mit roten Rosen zu beschenken - auch wir blieben nicht verschont - also Eva.
...ach, die Romantik...

Heute: Bus fahren zum historischen Zentrum!

Im Bewusstsein totaler Kontrolle haben wir einen Bus bestiegen - um uns erst mal zu verfahren. Wir sind in einen indisch dominierten Bezirk ausgestiegen und machten den restlichen Weg zu Fuß. Man wartet auf die Busse zwar nur ca 10 Minuten aber die Distanzen sind aktuell erstaunlich kurz.
Am Creek angekommen haben wir das Dubai Museum besucht - mit drei Dirham Eintritt das bisher preisgünstigste Vergnügen. Das Museum kommt nach heutigen Maßstäben etwas altbacken daher, gibt aber einen sehr guten Überblick über die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Stadt.

Da ich die Berechtigungen für den Besuch des Burj Khalifa, des aktuell höchsten Turms der Welt, im Hotel hatte liegen lassen sind wir vom Museum aus zu Fuß zum Hotel zurück. Unser Weg führte uns durch ein von Indern und Pakistanis dominiertes Gebiet. Mit den Fotos dazu könnte ich auch behaupten ich hätte Bombay besucht...

Nach einer kurzen Pause im Hotel ging's dann mit der Metro zur Dubai Shopping Mail in die auch das Burj Khalifa integriert ist.
Die Mall und ihre Zugangssperre neigen zu dezenter Weitläufigkeit. Uns drohte die Zeit weg zu laufen um die unsere Ausdrucke gegen die Express-Tickets zu tauschen. Das Office bzw der Zugang zum Burj Khalifa liegt etwas versteckt im Kellergeschoss...

Endlich die Tickets in der Hand schleuste man uns in eine nobel eingerichtete Wartezone von der aus es zur Aussichtsplattform im 148. Stock gehen sollte. Wir bekamen Kaffee mit Kardamom und die wahrscheinlichst teuersten Datteln der Welt gereicht während uns ein Guide routiniert Wissenswertes zum Turm erzählte.

Warten darauf das es endlich los geht...

Lustig waren die Reaktionen unserer Mittäter auf den Kaffee - um es mal so zu sagen: sie kamen nicht unbedingt aus Kulturkreisen in denen Kaffee in unaufgehübschter Form getrunken wird...
Zehn Minuten dauerte die Einführung, dann wurden uns die Kaffeetassen geklaut. Unser Aufzug wartete - wir mussten Platz für einen Schwung neuer Höhensüchtiger machen.
So zog nicht zum letzten mal ein Trupp Premiumkarten-Inhaber an einer Wolke neidvoll blickender Normalkarten-Inhaber vorbei in den silberglänzenden Aufzug. Mit 18 Meter pro Sekunde ging's zur 124. Etage - damit niemand in die panischen Gesichter der anderen Mitfahrenden blicken müsste würde der Aufzug verdunkelt und Filme projezziert die uns mit der Wunderwelt des Burj Khalifa bezauberten. Dann ging's an neidvoll blickenden Normalsterblichen mit einem zweiten Aufzug hoch zur Premium-Plattform in die 148. Etage.
Diensteifrige Servicekräfte erwarteten uns mit Softdrinks, Datteln und Pralinen.
Von hier ab hatten wir freien Auslauf und durften so lange wie wir wollten aus den Festern und vom Aussenbereichder Aussichtsplattform (eigentlich auch hinter Glas) den Sonnenuntergang mit Blick auf Dubai Geniessen und Fotografieren.

Die Scheiben in der Höhe sind ziemlich scheckig und da die Fensterputzer drei Monate brauchen um ein mal alle Scheiben des Baus zu reinigen brauchten wir heute nicht auf Rettung hoffen. Wer sich also nicht nur in unterschiedlichsten Posen vor der Skyline ablichten lassen wollte sondern auch die Aussicht selbst mit nach Hause nehmen wollte müsste sich etwas Risikobereitschaft zeigen. Es gibt eine Lücke zwischen den Scheiben. Mit etwas Glück passen Objektiv oder Kamera da durch und die dreckigen Scheiben sind kein Problem mehr. Wieviele Fotoapparate, Handys in Tablets wohl aus fast ein Kilometer Höhe zu Boden segeln?
Aber was tut man nicht alles für eine irgendwie doch beeindruckende Aussicht?

Auch auf dem Weg nach untn stapften wir fröhlich an Menschen vorbei deren Blicke eigentlich hätten töten sollen - in einen nur für uns wartenden Aufzug. Grad eben macht Luxus Spaß...
Nach Sonnenuntergang gabs dann unten am Turm noch die Dubai-Fountain zu bestaunen - eine Wasserorgel modernster Machart - ich hab's für die Romantik-Begeisterten mal gefilmt...

Nach so viel Romantik haben wir den Abend in einem pakistanischen Schnellimbiss bei uns um die Ecke ausklingen lassen. Das essen war toll und das Personal von Eva begeistert. Es gab so gut wie keinen Mitarbeiter in der Bude der sie nicht wenigstens ein mal gesehen haben wollte - ich sollte mir mal für den Fall der Fälle einen Preis für sie Überlegen und wie ich die Kamele wohl in den Koffer bekomme...