MaryRoos

22. bis 24.6.20: Heimfahrt

Auch wenn Google den attraktiven Vorschlag machte das ich doch einfach durch Taunus und Sauerland von Kelkheim nach Dortmund radeln könnte habe ich mich doch lieber für die Route entlang des Rheins entschieden - die hat wesentlich weniger Steigungen. Außerdem kenne ich den Weg schon vom vorletzten Jahr. Daher gibt es eigentlich auch wenig Neues zu berichten.

Googles sportlicher Vorschlag

…und was dann daraus wurde


Das Wetter ist sommerlich-schön und trocken und das Rad läuft gut. Die erste Etappe nach Dortmund führte mich auch Bacharach auf einen Campingplatz namens ‚Sonnenstrand‘ - für den Namen ist es hier erstaunlich schattig. Dafür sind die Mücken hier sehr zutraulich und zahlreich - eine habe ich schon umgebracht. ich werde sie Burt nennen…

Überhaupt ist diese Rückreise ganz im Zeichen des Schlagers - meine alte Bekannte, Mary Roos habe ich auch wieder getroffen.

Ich und Mary

Es wird wärmer - und Müller knittert ein bisschen bei den Temperaturen - am zweiten Tag habe ich mich Nachmittags ne Runde in den Schatten zum Pennen legen müssen. In der Konsequenz habe ich mein Wunschziel, Köln, nicht erreichen können. Ich blieb in Remagen auf dem Campingplatz ‘Siebengebirgsblick’ hängen. Das Rad hat sich im Scharnier für die Hinterradschwinge ein hartnäckiges Knarzen zugelegt das sich abhängig vom Staßenbelag etwas variiert, im Großen und ganzen aber nervig ist. Ich hab versucht, das mit Schmieröl zu beseitigen. Als Dank wurde es auf der letzten Etappe noch lauter - das riecht nach einer Wartung.

Die Strecke zwischen Köln und Solingen ist im Prinzip gut zu fahren, besteht aber in weiten Zügen aus schattenloser Betonwüste: Straßen und Bebauung gepaart mit so gut wie keinen Schatten. Gut, das es so schön warm war. Da ich wusste was mir an Steigung bevorstand habe ich in Hahn eine Pause am Straßenrand eingelegt. Dort gab es endlich einen größeren Schattenfleck. Luftmatratze raus und entspannen…

Das ging aber nicht lange gut - ich lag da zu offensichtlich rum. Nachdem das sechste Auto angehalten hatte um mich zu fragen ob es mir gut ginge hab ich das Projekt ‘Pause’ in den Wind geschossen und mich wieder auf den Weg gemacht. Komisch, während der knapp 10 Kilometer Steigung bis Vohwinkel hat mich niemand gefragt ob alles in Ordnung ist - anscheinend konnte man meine Verfassung auch ohne Fragen gut erkennen. Das durfte ich aber gern allein durch stehen.

Auf der Nordbahntrasse in Wuppertal gab’s ne Käsebrotpause - und die Erkenntnis das Käse bei warmen Wetter zwar nicht verdirbt, wohl aber seine Erscheinungsform ändert - ich muss bei der nächsten Fahrt unbedingt daran denken das ich ihn die Packung waagrecht lagere.

Einst war es ein Käse…

Was gab es auf dieser Fahrt noch für Erkenntnisse? Nun, meine Tour war ja der Prototyp einer Vereinzelungs-Reise - und sie sollte es auch bleiben. Auf den Campingplätzen wo ein Mann mittleren Alters mit Fahrrad und Zelt willkommen war bewegte ich mich noch ziemlich vorsaisonal. Die Plätze waren mit Wohnwagen und -Mobilen belegt. Die haben ja eigene Sanitärzellen. Ich hätte bei Zeltkauf vielleicht auf so was achten sollen. Erst auf den letzten beiden Plätzen gab es mehrere Zelte neben meinem. Alles hielt Abstand und wir kommunizierten auf Distanz. Gemenschelt hat da nicht viel.

Jedenfalls haben die Platz-Betreiber die an Zeltübernachtungen interessiert waren den ganzen Hygienekram recht überzeugend gelöst und die Lösungen haben auch gut funktioniert bzw. wurden sie von den Gästen gut angenommen. Über die anderen Plätze kann ich aus verständlichen Gründen nichts sagen - außer das sie an Übernachtungen nicht interessiert waren, was an und für sich schon sonderbar ist.

Ich bin mal gespannt wie sich das bis zum Herbst einpendelt - scheint ja schon spannend zu bleiben…

Abends um 20:00 war ich in Dortmund - die Klebe-Reparatur hat für 1050 Kilometer überzeugend gehalten - das mit dem Knarzen wird demnächst mal untersucht.

15.8. - Warum ist es am Rhein so laut?

Drei Tage habe ich jetzt um nach Hause zu kommen - 310 Kilometer Strecke warten auf mich. Das sollte in drei Tagen zu schaffen sein.
Morgens noch ein entspanntes Frühstück unter Freunden - so entspannt das ich mich so gegen 12 erst auf’s Rad setzte und aufbrach. Heute fahre ich bis 19:00 und gehe schön auf einen Campingplatz.
Taunus, das heisst: Steigungen. Aber da ich so irre gut im Training bin habe ich sie natürlich mit Leichtigkeit überwunden und schon bald kamen die ersten Zeichen das es Richtung Heimat geht - immer schön Richtung Köln halten. Heute gibt es Wege die parallel zur Autobahn verlaufen…

offensichtlich auf dem Weg nach Hause...


Nach knapp 30 Kilometern traf ich bei Mainz auf den Rhein - für die nächsten rund 200 Kilometer würde ich entlang diese Flusses fahren. Eine Mischung aus Wirtschaftswegen, Uferpromenaden und neu angelegten Radwegen bildet eine Strecke die den gesamten Rhein entlang führt. Die meiste Zeit völlig ohne Steigungen sehr angenehm zu fahren, was man auch an den zahlreichen anderen Radfahrern merkt. Manchmal gibt es ziemliches Gedrängel weil das Wetter natürlich auch die Spaziergänger raus lockt.

der zerstörte Brückenkopf der Hindenburgh-Brücke

Die Ruine der Hindenburg-Brücke bei Rüdesheim war ein Foto wert. Sie wurde am Ende des zweiten Weltkriegs von den Deutschen gesprengt um das Vorrücken der Alliierten zu behindern. Dies Brücke wurde nie wieder aufgebaut weil nach dem Krieg neue Strecken entstanden die sie überflüssig machen.
Bei Rüdesheim bin ich mit der Fähre ‚Mary Roos‘ auf die andere Seite übergesetzt da kann man mal sehen was aus Schlagersängerinnen im Alter noch so werden kann…

eine Schlagersängerin auf Abwegen :-)

Mein Weg endete für mich in Oberwesel auf dem Campingplatz ‚Schönburg-Blick‘. Wie sich herausstellen sollte, eine echt gute Wahl: Man bekommt einen Duschenschlüssel und kann dort so Duschen wie man möchte - keine Marken nötig. Es gibt dort auch Waschmaschine und Trockner. Neben der Rezeption ist ein Bier- oder Weingarten mit Restauration zu netten Preisen und der Platz ist direkt am Rheinufer. Es gibt, wie auf eigentlich allen Campingpätzen eine Ecke für die Zelturlauber und dort hatten sich auch schon einige Leute aufgebaut. Dort war ein Pavillion mit Seitenwänden als Windschutz und Bierzeltgarnituren aufgebaut in die man sogar eine Kabeltrommel gezogen hatte - es gab Strom und nette, wettergeschützte Sitzgelegenheiten. Das ist echt sehr zuvorkommend.
In den Zelten waren mehrheitlich nette, kontaktfreudige Leute - ich verbrachte einen unverhofft netten Abend in lGesellschaft zweier Frauen die auf dem Jakobsweg pilgerten und zweier Jungs die mit einem gebrauchte gekauften Tandem auf dem Weg zum Bodensee waren.
Nicht zu vergessen der klare Himmel mit fast unverbauter Sicht auf die Milchstraße - das hätte ich am Rhein jetzt nicht erwartet.

freie Sicht auf die Milchstraße - etwas verwackelt...

Was ich nicht unerwähnt lassen sollte: das Rheintal ist eine Verkehrsader - und was für Eine! Auf beiden Seiten des Flusses verlaufen Straßen und Bahnstrecken die natürlich, wie der Fluss selbst, auch die ganze Nacht recht end getaktet befahren werden. Nut den Grillen zu lauschen und in den Himmel zu schauen wäre irgendwie schöner gewesen. Ich empfehle für Übernachtungen im Rheintal unbedingt Ohrenstöpsel im Gepäck.