LostPlace

Dienstag, 7. August -Donnerstag, 9. August 2018 - der Weg nach Lüttich

Ich liege hinter meiner Strecke zurück und muss mich so langsam mal sputen um rechtzeitig zum Wochenende in Luxemburg zu sein. Also: mindestens 120 bis 130 Kilometer pro Tag.
Ich entschied mich zum Tuning mit Zucker und kaufte mir im Ort im Supermarkt nicht nur Proviant sondern auch ne Flasche Orangenlimo - die wurde im Verhältnis 1:1 mit dem Wasser in der Trinkflasche gemischt damit sich mein Körper weniger damit beschäftigen muss, in den eigenen Vorräten nach Energie zu suchen.
Doof halt nur, das diese Limo nicht nur ohne Kohlensäure (toll!) war sondern anscheinend auch ohne Zucker! Der erste Schluck aus dem Trinkschlauch spülte mir den deutlicher Geschmack von Aspartam in den Mund - damit werden meine Beinchen bestimmt nicht schneller :-/
Zum Glück gab’s noch das in der Hitze der letzten Tage zu einem Klotz verbackene englische Konfekt - da habe ich mir von Zeit zu Zeit was raus gepult um auf diese Art Zucker zuzuführen. Das Konzept hat dann auch funktioniert, wenn auch Orange und Lakritz nicht wirklich gut zusammen passen will…
Mein erstes Etappenziel, Rotterdam, erreichte ich am frühen Mittag.  Im Vorfeld gab es viel Bilderbuchansichten. Die Stadt selbst lag in brütender Hitze. Der Unterschied zwischen Baumbepflanzung und purem Beton war sehr deutlich zu bemerken: es war eine Frage zwischen ‚demnächst Schmelzen‘ und ‚sofort Verdampfen‘. Mein aktueller Verbrauch liegt bei 3 Litern Flüssigkeit auf 40 Kilometer.

Mein Weg durch Rotterdam sollte mich in den Randbezirken betont parallel zu Autobahnen und Ausfallstraßen führen. Besonders beeindruckend fand ich die verschlungenen Wege die mich entlang der Straßen über die Autobahnkreuze führen sollten.
Inzwischen bin ich auf die zweite Wasserflasche umgestiegen - da klappts auch mit dem Lakritzen besser.
heute gab es keine Fotoziele. ich setzte mir, das ich auf jeden Fall erst um 19:00 nach einem Campingplatz suchen werde.
Das sollte mich zu Camping Menmerhoeve bringen. Hätte ich nicht im Internet nach einem Campingplatz gesucht, hätte ich das Ding nicht gefunden. So wirklich offensive Werbung machen die Plätze hier in der Gegend nicht - noch nicht mal wenn man direkt davor steht! Hier handelt es sich um einen Bauernhof mit Restauration und angeschlossenem Campingplatz für Wohnwagen und Zelte. Alles da was man von einem Campingplatz erwarten kann und super freundliche Betreiber.

home, sweet home...

Ich war froh als mein Zelt stand und ich mich unter die Dusche schieben konnte. Danach habe ich mir Nudeln gekocht, bei der Hitze aber überhaupt keinen Hunger auf irgendetwas. Vielleicht schmecken sie mir ja morgen…

Auf dem Weg zur Nudel


Ich scheuchte die Fliegen aus dem Zelt und legte mich Schlafen. Die heutige Tagesleistung: 120 Kilometer.

In der Nacht wurde ich vom Donnergrollen wach. Draußen war’s stürmisch geworden und Blitze ließen die Wolkendecke gespenstisch Flackern. Ich schloss die äußere Zelthaut damit’s wasserdicht wird und legte mich wieder pennen - so gut wie das eben in einem anschwellenden Gewitter mit ordentlich Starkregen funktionieren kann. Das Zelt hielt dicht während Draußen alles unternommen wurde um die Welt untergehen zu lassen. Die Temperatur fiel sehr schnell, so das mit einem mal ‚im Schlafsack‘ zu einer interessanten Idee wurde.
Morgens war das Gewitter vorbei und das Zelt war von Tauben nach allen Regeln der Kunst zugeschissen worden. Vor dem Einpacken durfte ich es ordentlich Schütteln um das Zeug einigermaßen ab zu bekommen.
Bis zur Abrechnung um neun war noch etwas zeit. ich setzte mich mit meinem Frühstück ins Restaurant und schrieb ein paar Postkarten, Noch war ich ja in den Niederlanden und es gab noch einiges an gekauften Briefmarken zu verbrauchen.
Der Himmel war immer noch bewölkt, es war sehr Windig und kühl. Das erste mal das ich meine Jacke raus suchte.
Im nächsten Ort fand ich einen Briefkasten. Wie sich herausstellen sollte, der letzte vor der Belgischen Grenze. Mit lustig Gegenwind ackerte ich mich mit durchschnittlichen zehn Stundenkilometern nach Belgien zu meinem ersten Ziel.Das sollte dann auch gleich die erste Enttäuschung sein: Auf dem Gelände befindet sich jetzt eine Reha-Klinik und das verlassene Schloss wird gerade fleissig abgerissen - doofe Sache, da bin ich wohl zu spät.
Vielleicht schaffe ich es ja heute noch zu meinem zweiten Ziel. Nach einer kurzen Frustrationspause setzte ich mich wieder in den Sattel und trat ordentlich in die Pedale. In einem Supermarkt besorgte ich mir ne ‚richtige‘ Limonade und gab dann ordentlich Kniegas.

Bis Antwerpen gab's noch Gegenwind, dann änderte sich meine Bewegungsrichtung so das ich den Wind im Rücken hatte und die Strecke führte lange Zeit entlang eines Kanals. Traumhafte Geschwindigkeiten waren das Ergebnis - und eine echt gute Stimmung bei mir.
Noch bei gutem Tageslicht erreichte ich Leuwen. Dort soll auf einem Rangiergleis der sogenannte Orientexpress stehen. Das Gelände war menschenleer aber der Zug war tatsächlich da. Obwohl, Zug ist wahrscheinlich schamlos übertrieben - es handelt sich um einen Waggon: Steuerkopf und ein Grossraumabteil mit üppig gepolsterten Sitzen - jetzt allerdings aufgeplatzt und vor sich hin rottend - wie leider auch der gesamte restliche Wagen. Es wurde ordentlich Scheiben eingeschmissen und randaliert. Von der ehemaligen Pracht dieses wirklich schön designten Triebwagens war nur noch eine rostig-verbeulte Ahnung übrig.

Ich machte das Beste aus der Situation und suchte mir danach einen Campinglatz in der Nähe. als ich kurz vor acht dort ankam sollte sich der Platz als reiner Trailerpark herausstellen. Die Betreiberin ließ sich aber beknien das ich auf einer freien Parzelle für eine Nacht mein Zelt aufstellen konnte. Leider kein funktionierendes Waschhaus aber ich fühlte mich besser als irgendwo in den Büschen. Tagesstrecke: 117 Kilometer.

8.August: Heute soll es nach Lüttich und darüber hinaus gehen.

Für heute war Regen angekündigt der zuverlässig eine Stunde nach Aufbruch auch einsetzte. Erst als Nieselregen mit kleinen Pausen, gegen Mittag dann auch gern mal als Wolkenbruch mit anschließendem Landregen. So richtig Spaß macht das nicht. Wenn ich nicht am Wochenende feste Termine hätte würde ich mir einen Campingplatz suchen und mich in meinem Schlafsack verkriechen.
Aber so ging es weiter. Die Wolkenbrüche verbrachte ich in glücklicherweise gefundenen Hauseinfahrten oder Bushaltestellen. Mein führte mich durch ein großes Obstanbaugebiet.
Mit zwei Stunden Zeitverlust trudelte ich in Lüttich ein. Die Stadt liegt am ende einer ziemlichen Gefällestrecke und hat so gar nicht viel von Fahrradfreundlichkeit. Bei den meisten Straßen sind keine Radspuren markiert und auf den Bürgersteigen geht’s auch nicht. Also. Abenteuer im Feierabendverkehr!

Das Navi hat im Lauf des Tages die Wegmarken aus seiner Erinnerung gelöscht. Wo sind denn jetzt meine Ziele in der Stadt. Zum Glück weiss ich ungefähr wie die Gegend dort aussehen soll.
Lüttich sollte sich als Reinfall herausstellen - um das unterirdische Bahndepot zu betreten hätte man sich eine Brechstange und Dunkelheit mit bringen müssen und das alte Kino im Stil der Sechziger wurde gerade abgerissen - heute gibt es Frustrationsmomente - und schlechtes Wetter in rauen Mengen. Ich entschloss mich zum Schummeln und verfrachtete mich und mein Rad in den Zug nach Luxemburg. Immerhin muss ich morgen in Eppeldorf eintreffen - Samstag und Sonntag ist Workshop angesagt. Der Bahnhof ist ein echter Repräsentanzbau - steht im krassen Gegensatz zu den abgewirtschafteten Zügen der Belgischen Bahn und zu der in der Stadt deutlich wahrnehmbaren Armut.
Fahrradmitnahme und Buchung war kein Problem - man muss dazu bereit sein, sich und sein Rad eine Einstiegstreppe hoch zu werfen - das mit dem Bahnsteig auf Höhe der Zugtür war jetzt nicht so… Die knapp zweieinhalbstündige Zugfahrt führte mich durch reichlich schlechtes Wetter. In Luxemburg Stadt kam ich um halb elf an einen recht verwaisten Hauptbahnhof an. Wer dort noch unterwegs war hatte es eilig zu seinem Zug zu kommen oder beschäftigte sich mit Drogenverkauf - eigentümlicherweise sahen diese Leute genau so aus wie die Zuhause in Dortmund - ob man die für mich Luxemburg verfrachtet hat damit ich mich etwas heimischer fühle?
Egal - jetzt gab es nur noch ein Ziel: die Jugendherberge und dort ins Bett!

Samstag 15.07.2017: Görsbach - Berga - Roßla - Sangerhausen

Heute habe ich die Gedenkstätte Dora besucht. Für elf Uhr war eine Führung angeboten in deren Rahmen man auch in den Stollen unter dem Berg kommen kann.
Auch wenn ich schon viel über diese unterirdische Produktionsstätte gehört habe, hat sich die Führung doch sehr gelohnt - es gab noch wesentlich mehr Wissenswertes zu erfahren…
Der oberirdische Tel des Lagers war nicht so geplant worden wie man das von den anderen Vernichtungslagern kennt. Die Baracken sind nach Bedarf mehr oder weniger improvisiert in das ansteigende Gelände des Tals gestellt, was einen Überblick über das Lager bzw eine effektive Bewachung durch die SS so gut wie unmöglich machte. Die Zahl der Zwangsarbeiter steig in den eineinhalb Jahren bis zum Kriegsende kontinuierlich bis auf 20.000 an. Die Menschen mußten im Berg an der Montage der V1 und V2, aber auch für die Produktion von Turbinen für Junkers schuften. Hierfür brauchte man Menschen die technische Qualifikationen aufwiesen. Sie wurden für die Aufgaben in den unterschiedliche Konzentrationslagern des Landes, teilweise auch von Werner von Braun persönlich, gemustert und nach Dora verlegt. Natürlich beschäftigte man auch Menschen ohne spezielle Qualifikationen, aber wer in der Produktion arbeitete, genoß eine bessere Behandlung, will heißen, das er Zugang zu Nahrung hatte die nicht so verdorben wie die der Anderen war und zusätzlich Dinge für sogenanntes ‚Lagergeld‘ kaufen konnte. Man konnte für das Geld in ein Kino gehen, wo deutsche Propagandafilme gezeigt wurden - wenig beliebt bei fast durchweg nicht-deutsch-sprachigen Häftlingen. Es bot sich auch die Möglichkeit in eine Lager-Bordell zu gehen. Man hatte die Idee das diese Möglichkeit die Arbeitsmoral verbessern würde. Die Frauen in diesem Bordell waren aus anderen Konzentrationslagern nach Dora verlegt und zu dieser Tätigkeit gezwungen worden.
Um Dora herum gab es noch zahlreiche weitere Lager, so das man sagen kann das sich quasi überall im Harz Einrichtungen befanden in denen sich Häftlinge befanden. Sie wurden, wie die Leute aus Dora auch, an die Firmen im Harz gegen kleines Geld vermietet. Durch den Krieg gab es Arbeitskräftemangel und diese Leute waren wesentlich billiger als es reguläre Angestellte jemals hätten sein können.
Eine Flucht aus diesen Lagern war quasi sinnlos. Die Bevölkerung im Harz erkannte einen entflohenen Häftling sofort und lieferte ihn in den meisten Fällen wieder bei den Lagern ab. Das Lagerwesen war eng mit der Zivilbevölkerung verwoben. In Dora zum Beispiel arbeiteten auch zivile Kräfte aus der Umgebung als reguläre Angestellte. Sie waren quasi die Vorgesetzten der Häftlinge und überboten sich teilweise in der Brutalität gegenüber diesen Menschen. Es gab zwar auch Hilfsbereitschaft von Seiten der Zivilarbeiter aber die Mehrheit zeichnete sich eben durch Brutalität und Gleichgültigkeit aus.
Die Arbeit in den Tunneln von Dora war natürlich darauf angelegt das die Häftlinge an Auszehrung sterben würden. Man kann durchaus sagen das die ‚Wunderwaffe V2‘ wesentlich mehr Menschen während der Produktion und Montage getötet hat als die flugfähigen Modelle durch Treffer töteten - nur knapp ein Viertel der der knapp 6000 produzierten Raketen waren überhaupt einsatzfähig.
Die Gedenkstätte selbst hat mehrfache didaktische Veränderungen erfahren. In den sechziger Jahren gab es bereits eine Ausstellung unter dem bezeichnenden Titel ‚Die Spur führt nach Bonn‘ - man hatte damals anscheinend kein gesteigertes Interesse daran, die Verwebung der Bevölkerung mit dem Lagerwesen zu beleuchten. Damals hatte man im ehemaligen Lager-Krematorium Wände entfernt um dort Material auszustellen.

Die Baracken des Lagers wurden an anderer Stelle als Notunterkünfte verwendet und teilweise wurden die Steinbauten geschliffen, so auch das Gefängnis (gegen den ausdrücklichen Willen der überlebenden Häftlinge)
Es wurden Bauten und Denkmäler errichtet die das Geschichtsverständnis der damaligen Zeit und Politik widerspiegeln und so diente der Appellplatz des Lagers auch als Bühne für militärische bzw. ideologische Inszenierungen. Diese Installtionen sind heute noch erhalten. Sie bieten eine guten Perspektive darauf wie man eine gemeinsame Geschite in einem geteilten Land interpretieren und nutzbar machen kann. In der Führung ist auch der Besuch des inzwischen wieder zugänglich gemachten Stollensystems im Berg enthalten. Nachdem wir im Sonnenschein an der Oberfläche gehört haben das die Häftlinge zu Beginn des Lagerbetriebs in dem Tunnelsystem ohne angemesene Bekleidung und Unterbringung leben und arbeiten mussten, bekamen wir nun während des knapp 40-minütigen Aufenthalts eine Idee davon wie unangenehm es in den Tunneln doch ist. Ein Großteil der Gruppe fröstelte in den feuchten Höhlen vor sich hin. So beeindruckend es auch ist, den in Stein gehauenen Wahnsinn aus nächster Nähe zu sehen, ich war froh, wieder an der Sonne zu sein.

Ich kann einen Besuch der Gedenkstätte durchweg empfehlen - sie vermittelt einen guten Eindruck darüber wie Ausbeutung und Vernichtungim industriellen Maßstab funktioniert.
Auf dem Weg aus Nordhausen präsentierte sich mir als Ort der interessanten Widersprüche. Als ich gestern in der Stadt ankam bin ich auf meiner Suche nach einer Sparkasse in ein Veganes Straßenfest geraten. Die Straße war dafür komplett gesperrt und es sah vom Publikum klischeehaft auch alles sehr nach vegan aus ;-)
Heute während der Führung war ein erheblicher Teil der Besucher aus den Niederlanden, Belgien und Dänemark, vermutet Ländern aus denen damals auch Zwangsarbeiter kamen. Unter den Besuchern die ohne Führung das Gelände frei erkundeten fielen mir Gruppen mit kahlrasierten Männern auf die martialische Tätovierungen mit teils eindeutigen politischen Aussagen zur Schau trugen - ich vermute, die haben die Gedenkstätte wohl eher individuell gedeutet. In Nordhausen habe ich noch schnell einen Netto aufgesucht um meine Vorräte zu ergänzen und bin in dem Laden in ein Rudel Dorfpunker geraten, was auf der Kreuzung vor dem Laden gleich wieder durch zwei vollrasierte Skinheads mit Runentätovierungen relativiert wurde. Keine Ahnung wie das alles zur Deckung kommen soll aber irgendwie scheint es ja zu gehen ohne das die Stadt in Flammen auf geht


Mein Weg sollte mich von Nordhausen aus über diverse Dörfer nach Sangerhausen führen, wo eine Bahnanlage vor sich in dämmert. Früher wurden hier Lokomotiven bereit gestellt die die Züge auf ihrem Weg durch den Harz Schieben halfen :Mit der Teiliung Deutschlands waren diese Bahnstrecken unterbrochen und das Bahnbetriebswerk hatte massive Überkapazitäten. Dort bin ich auch auf ein ehemaliges Freilichtkino getroffen - die Welt ist hier voll von vergessenen Zeugen der Zeit.

Ich habe meinen Weg über diesen Ort hinaus fortgesetzt - ich hoffte auf einen Campingplatz.
Der wollte aber nicht kommen, weswegen meine Reise heute mit Zelten In der Pampa endete.

wild Campen im Irgendwo

Freitag 14.07.2017: Sülheyn - Werna - Wolfleben - Nordhausen

Mein Tag begann mit einem schönen Frühstück an den Resten des Lagerfeuers. Heute wird ein Drehteam in dem Erholungsheim Aufnahmen für eine Zombie-Film machen. Ich wollte nicht auf die Zombies warten und machte mich auf den Weg tiefer in den Wald.

Der Fahrweg der Grenzpatrouillie bzw. der alte Grenzverlauf

Dieses Mal führte mich mein Weg sklavisch nach den Google-Anleitungen. Das klappte trotz Misstrauen meinerseits verdammt gut. Ein Stück folgte ich dem alten Patroullienweg der Grenzsoldaten, sonst geschottertes Wirtschaftswegen für die Forstwirtschaft, die aber immer als Radwege ausgewiesen waren. Einziger Wermutstropfen: an Steigungen oder Gefällestrecken ist hier der Schotter so ausgewaschen das sich in den Fahrspuren kleine Muränen aus lockeren Steinen bilden die das Fahren mit dem Rad zu einem Konzentrationsspiel machen. Wenn die Räder auf den lockeren Schotter gelangen rutschen sie unkontrolliert weg oder drehen durch. Mir blühte eine lange Gefällestrecke auf der ich mich umsichtig herunter Bremsen mußte um nicht die Kontrolle über das Rad zu verlieren. Als in unvermittelt vor meinem Ziel stand roch es verdächtig nach Bremsbacke…
Diesmal sollte es keine Kurklinik sondern eher ein richtiges Krankenhaus sein - vermutlich auch wieder für Lungenkranke. Hier fand sich eine Liegend-Anlieferung, ein OP-Bereich, Intensivstation, Isolationszimmer, Röntgen und Bestrahlungsbereich. Ich würde mal vermuten das man sich im Lauf der Nutzung dieses Gebäudes auf die Behandlung von Krebspatienten verlegt hat und wohl auch Chemotherapien angeboten hat. interessante Frage: wie wohl das Abwasser der Klinik entsorgt wurde. Vielleicht gibt es hier im Harz mal eine ganz andere Quelle für Bodenverseuchung…

Trotzdem der Bau Betondecken hat ist der Zustand bedenklich. Durch das Dach dringt Wasser in das Gebäude ein und der Frost wird mit Hilfe des Wasser das Gestein schon ordentlich mürbe gemacht haben, was eine Erforschung der oberen Stockwerke ausschloß.
Außerdem zeigen Sich Risse im Mauerwerk, die erkennen lassen das sich das Gebäude in unterschiedlichen Richtungen auf den Weg ins Tal machen will.

Schade das das Haus aufgegeben wurde - die Lage ist wirklich toll.
ab hier führte mich mein Weg weiter nach Nordhausen, wo ich das Werk bzw. die Gedenkstätte Dora besuchen möchte. Ich kam so in Nordhausen an das ich den Besuch auf den nächsten Tag verlegen mußte. Ich fuhr in den Ort und suchte mir eine Jugendherberge - es sollte die Rotleimmühle sein. Sie hatten dort so kurzfristig ein nettes Einzelzimmer zur Verfügung und ich konnte mein Rad sogar in einem Raum unterstellen -. Super!
Ich nutzte die Gelegenheit, die zahlreichen Bilder des Tages von der Karte herunter zu laden und zu sortieren.Dabei sollte ich eine herbe Überraschung erleben. Kurz nach dem Erkennen der Bilder stürzte die Karte ab und präsentierte sich als völlig leer - toll!
Da durfte ich jetzt also meinen Abend mit einer Datenrekonstruktion verbringen. E ist übrigens die dritte Transcend-Karte in meinem Besitz die mich mit einem solchem Feature zu bezaubern versucht. Ich sollte mein Kaufverhalten verändern…
Mit Hilfe der Kommandozeilen-Tools Testdisk und PhotoRec gelang es auf der Karte eine Dateistruktur zu etablieren und eine Scan nach Bilddateien durchzuführen. Nach Zwei Stunden gespannten Wartens waren die Bilder von heute alle entdeckt und ausgelesen - und noch ein paar Generationen von Bildern davor - das Programm ist halt gründlich.

Retter in der Not: PhotoRec - das freie und sehr zuverlässige Tool für die Kommandozeile

Schade eigentlich - ich hätte meinen Abend lieber anders verbracht, aber dieses Problem hat mir keine Ruhe gelassen. Immerhin ist es damit gelungen alle 1500 Aufnahmen zu retten - und knapp fünf Zyklen früher aufgenommener Fotos, die ich nicht mehr gebraucht hätte, aber PhotoRec ist halt sehr gut im Rekonstruieren von Daten

Donnerstag, 13.07.2017: Elend - Sorge

Die Nacht war wild und feucht - zum Glück alles außerhalb des Zelts. Der Wind war so heftig das sich das Zelt ein paar mal auf mich runter gedrückt hat. Morgens war das Unwetter vorbei und die Sonne machte Astalten durch die Wolken zu kommen.
Ich packte meine Sachen zusammen und machte mich auf den Weg nach Schierke. Der Campinglatz liegt an einem früheren Grenzübergang oben auf dem Berg. Nach Elend geht es von hier aus bergab - also, die Straße entlang mit über 50 Sachen den Berg runter gebrettert - gut. das ich diesen Weg nicht hoch gefahren bin. Die mir entgegen komenden Radler sahen doch sehr verzweifelt aus - sonst ja eher meine Rolle…
In Sorge gibt es ein Grenz-Freilichtmuseum. Dort kann man einen erhaltenen Teil der Grenzbefestigung besichtigen und erlaufen. Das macht einem die Größe des zu überwindenden Abschnitts bewusst. Übrigens ist der rostfreie Streckmetall-Maschendraht der für den Grenzzaun verwendet wurde ein westdeutsches Produkt das die DDR seinerzeit mit dem Umweg über Schweden als Zwischenhändler gekauft hat. …die einen haben keine Absicht eine Mauer zu bauen und die anderen wollten nie dabei mit helfen - wir haben schon eine komische Vergangenheit.
Wer die kanpp 1,5 km Grenzzone überwinden konnte hatte jedenfalls übermenschlich viel Glück - die meisten starben dabei.

Meine nette Navigationshilfe meinte, ich solle von da ab einfach dem Weg entlang des Grenzzauns folgen - der schien mir aber so überhaupt nicht Fahrrad-geeignet, wewegen ich doch lieber der Straße durch Sorge zu meinem nächsten Ziel folgte. So kam ich am Bahnhof im Ort an dem kleinen Grenzmuseum vorbei, in dem ein sehr beredter und engagierter Mensch viel Wissenswertes über die Zeit der deutschen Teilung erzählte. Außerdem fand sich eine reizende 20%-Steigung die ich hätte vermeiden können wenn ich auf mein Garmin gehört hätte - als der ursprünglich vorgeschlagene Weg mit meiner Route zusammen lief sah er jedenfalls sehr schön und gut fahrbar aus…
Über teilweise geteerte Wirtschaftswege ging es weiter zu meinem heutigen Tagesziel - des Johanniter-Sanatorium. Als ich an dem Gelände ankam konnte ich feststellen das es eingezäunt war und man sich per Hupe oder Anruf melden solle wenn man als Fotograf rein wolle. Ich war drauf und dran wieder weg zu fahren - dann hat mich aber doch die Neugier gepackt und ich habe die Telefonnummer am Tor angerufen - und einen Anrufbeantworter voll gequatscht. Ich sagte das ich noch eine am Tor herumlungern würde und mich über einen Rückruf freue.
Egal was nun dabei raus kommt - ich verschlechtere mich ja nicht.
Ich hatte gleich in mehrfacher Hinsicht Glück. En mal meldete sich sehr schnell jemand zurück und ich durfte tatsächlich auf das Gelände. Mir wurde das Tor vom Pächter des Geländes aufgemacht, der mich aber auch quasi sofort erst mal mit der Hausordnung vertraut machte. Ich musste mich auch erst mal mit meinem Namen und Kontaktdaten in eine Liste eintragen - falls es sich im Nachhinein herausstellen sollte das ich Probleme machen würde. Dann bekam ich eine Einweisung in das Gebäude und die Regeln wenn ich drinnen herumlaufen wolle. Ich bekam alle Etagen gezeigt und die Markierungen die Räume und Bereiche kennzeichneten in die ich wegen bedenklichem Bauzustand nicht hinein gehen sollte. Außerdem bekam ich Tipps, was ich mir unbedingt ansehen sollte und von wo aus man tolle Blickwinkel auf das Haus hätte. Nach der Kurzführung durfte ich mich in und um das ehemalige Kurheim frei bewegen.
Für mich ein Erlebnis der unerwarteten Art. Sonst, wenn ich in ein Gebäude gehe, bin ich immer sehr aufmerksam auf Geräusche und Tragfähigkeit von Strukturen, nie wissend, wo sich eigentlich ‚gute‘ Szenerien zeigen werden. Und natürlich immer darauf lauschend ob jemand sich den Gebäude nähert oder im Gebäude ist.
Dieses mal konnte ich ich ganz aufs Fotografieren konzentrieren und in Ruhe das verbleibende Tageslicht ausnutzen.
Es boten sich tolle Einstellungen. Schade nur, das aus dem Haus schon alles entfernt ist was man von der Ausstattung gebrauchen konnte. Selbst das Parkett war teilweise schon geklaut worden. Es hatte in dem Haus aus mehrfach Brandstiftungen gegeben was dem Dach sehr zugesetzt hat. Es ist an vielen Stellen undicht und das Gebälk ist teilweise eingebrochen.
Das Haus hat eine Wechselvolle Geschichte. Ursprünglich als Kurklinik für Lungenkranke - hauptsächlich Tuberkolose - startete das Haus Anfang des letzten Jahrhundertsals Einrichtung für Frauen. Später kam auch noch ein Haus für Männer dazu. Die Johanniter hatten sich beim bau nicht knickrig gezeigt. Die Großzügigkeit und Solidität der Architektur spricht Bände. Der Betrieb des Kurheims war allerdings mit Errichtung der Deutschen Grenze vorbei. Das Gebäude befand sich auf Ostdeutscher Seite im Sperrgebiet und die Johanniter wurden gezwungen des Bau aufzugeben.
Nach einer kurzen Zeit ohne Funktion wurde das Haus dann in ein ‚Erholungsheim‘ für Parteimitglieder umgewandelt. Der Verteidigungsminister der DDR hatte im ehemaligen Männertrakt sogar eine eigene Wohnung und reiste mit dem Helikopter an. Betrieben und umgebaut wurde das Haus durch die NVA und so mancher ‚Bonze‘ fand sich hier mit einer angedichteten Erkrankung zur ‚Genesung‘ ein. Anscheinend hatte man bei denen nicht die Angst das sie über die Grenze flüchten würden…

Das in dem Haus irgendwie besondere Gäste gewesen sein mussten kann man auch an kleinen Details erkennen. Beispielsweise ist die ehemalige Kapelle des Hauses in einen Kinosaal umgebaut worden. Der Vorführraum dort war offensichtlich für 36mm Kinofilm ausgerüstet gewesen. Es gibt dort Projektionsfenster für zwei Projektoren und einen Aufbewahrungsregal in das von der Größe genau die Akte eines Kinofilms passten. eine solche Ausstattung konnte nur von geschultem Personal bedient werden.
Die mobilen Kinovorführer der DDR hatten normalerweise Filme auf 16mm Schmalfilm und einen entsprechenden Projektor. Ein Kinofilm hatte bei einem solchen Setting immer mindestens eine Pinkelpause weil die Vorführung für den Rollenwechsel unterbrochen werden musste.
Der Kinosaal hier hatte eine vollwertige Ausstattung für ein offensichtlich elitäres, aber kleines Publikum…
Nach dem Mauerfall versank das Gebäude im Dornröschenschlaf, nur unterbrochen von Metalldieben und Vandalen.
Ob der aktuelle Besitzer hier den Traum von einem Luxushotel noch verwirklichen können wird, sei mal dahin gestellt. Der Pächter bietet kontrollierten Zugang zu dem Bau, was Fotografen und Filmteams zu schätzen wissen. Mehr kann man mit der Bude vermutlich nicht mehr anstellen.
Als ich mit meinen Aufnahmen fertig war hatte es schon halb sechs. Ich fragte den Pächter nach einen Campingplatz auf meiner Route - es sollte da keinen geben. Er bot mir an, ich könne doch die Nacht auf dem Heuboden verbringen und mit ihm und seinen Gästen am Lagerfeuer zu Abend Essen.
Das war ne echte Überraschung. Ich bekam ein trockenes Plätzchen auf Stohballen und sogar eine Steckdose für die Nacht. Und einen schönen Abend mit interessanten Leuten och dazu. Es sollte fast Mitternacht sein als ich das Lagerfeuer verließ um mich Schlafen zu legen

Lagerfeuerromantik in Elend

Sonntag, 09.07.2017: Clausthal-Zellerfeld und die Tanne

Als ich auf dem Platz ‚Oberste Innerste‘ meine Sachen zusammen packte lag der Ort noch weitgehend im Tiefschlaf. Ich habe es heute zwar nicht weit aber mir winkt das erste Foto-Ziel. Also möchte ich keine Zeit verlieren. Zur Sicherheit noch mal frisches Wasser gefasst und los gestrampelt.

Nicht weit von dem Platz kam ich an einem ‚Christlichen Zentrum‘ vorbei - hier haben sich die Evangelikalen in einem ziemlich stattlichen Gebäude eingenistet. Interessanterweise steht oben an der Landstraße nur noch der hinweis auf die ‚Flambacher Mühle‘ und nicht etwa der zu einem ‚Christlichen Zentrum‘. Von jedem gefunden werden möchte man dann doch nicht.
Nach 20 Minuten war ich in Clausthal-Zellerfeld angekommen. Gestern Abend fühlte sich das noch unendlich weit an. Das Ziel des Tages heisst ‚Sprengstoff-Fabrik Tanne‘
Man hatte diese Produktionsstätte in aller Heimlichkeit im Vorfeld des zweiten Weltkriegs im Harz angelegt. Die Gebäude der Fabrik haben Dächer die die Gebäudestruktur verschleiern und sind zudem noch bewachsen, so das man sie mit der Technik der damaligen Luftaufnahmen nicht hätte sehen können. Der Ort war nicht zufällig gewählt. Der Harz war mit den damaligen Bombern für die Alliierten nicht zu erreichen gewesen, genauer: die Flugzeuge hätten nach der Bombardierung eines Ziels im Harz nicht genug Sprit gehabt um wieder zurück zu fliegen.
Die Produktion an Sprengstoff war enorm und die Arbeitstaktung für die Zwangsarbeiter hoch. So kam es hier zu einer verheerenden Explosion die mehrere Gebäude schwer beschädigte. Mit dem Näherrücken der Front an Deutschland wurde gegen Ende des Krieges die Fabrik dann doch bombardiert.


Das Werk ‚Tanne‘ liegt an einem Industriegebiet bei Clausthal-Zellerfeld und ist umzäunt. meine Fahrradroute würde übrigens quer über das Gelände weiter zum nächsten Ziel führen - das lässt interessante Erlebnisse in den nächsten Tagen befürchten. Ich habe mir ein lauschiges Plätzchen für mein Rad gesucht und mich mit der Fototasche auf die Suche nach einem Durchschlupf gemacht. Es gab eine ausgeleiterte Stelle im Zaun durch die auch ein minder begabter Fotokünstler mit seiner Ausrüstung durch passt. Dann stapfte ich mit meinen Sachen durchs Unterholz. Es dauerte nicht lange, da stand ich schon vor den ersten Gebäuden. Sie ließen an Bruchigkeit nichts zu wünschen übrig. Ich habe über drei Stunden auf dem Gelände verbracht - quasi hinter jedem Baum stand ein neuer Betonklotz, mit Fichten bewachsen und tat so als wenn er nicht da sei.
Es gibt einen Bereich der so aussieht als wenn da mal die Explosion stattgefunden hat. Eine der Hallen ist hier teilweise eingestürzt, der Rest als Trümmer in der Umgebung verstreut. Das ganze Gelände ist von üppiger Vegetation überzogen - Haldenbegrünung oder eben Unterholz mit dicken Moos-Schichten, Die wilden Erdbeeren sehen hier besonders verführerisch aus. Man sollte sie aber nicht pflücken denn das Gelände ist hochgradig mit Giften aus der Sprengstoffproduktion belastet und hat der Gemeinde eine unerwartet großes Grundwasserbelastung hinterlassen. Wie es aussieht sind Teile der Gebäude nach dem Krieg weiter genutzt worden bzw. werden auch heute noch durch Industrie genutzt. Besonders süß war da eine der Baute, als Wohngebäude in DDR-Manier Fassadendekoriert - bombensicher Wohnen kann auch so aussehen…
Auch hier war es nur eine Illusion, das ich mich auf einer umzäunten Ansammlung von bruchigen Gebäuden allein aufhalten würde. Es machte so den Eindruck als wenn die halbe Welt unterwegs sei um Bekannten die Bauten zu zeigen oder den Hund zu lüften. Wo die sich wohl über den Zaun geschmissen haben?
Ich, jedenfalls konnte mich wieder gepflegt unter dem Zaun durch schieben und ein Wiedersehen mit meinem Reisemobil feiern. Meine Beine geben mir schon den ganzen Tag zu verstehen das sie mal ne Pause brauchen - ich steuere den Campingplatz an den ich eigentlich schon gestern Abend hätte erreichen wollen.So übernachte ich heute also bei Camping Prahljust, ganz nobel mit Wamrwasser-Hallenbad, Sauna, so viel Duschen wie ich nur essen kann, ner Steckdose neben meinem Zelt, und, und, und… die Besatzung des weitläufigen Platzes steht diametral zu der von letzter Nacht. Hier möchte niemand autark einen alternativen Lebensstil leben…

03.08.2025 - Stralsund -> Prora (Rügen) : 67 Kilometer

Wenn am Abend zuvor auf dem Jugendherbergs-Gelände feste gefeiert wurde (und es wurde überall feste gefeiert) dann hat man morgens um sieben die Kantine fast für sich allein. Ein unverstellter Weg zum Buffet und herrlich depressive Ruhe - toll! Die Herberge liegt sieben Kilometer von Stralsund entfernt. Ein gut ausgeschilderter Radweg führt in die Altstadt. Bevor ich über den Rügendamm fahre gönne ich mir noch ein bisschen Stralsund am morgen. Ich besuche die Marienkirche und St Nikolai. Beide sind Beispiele für die Backsteingotik - und sie waren offen :-) In beiden Kirchen kann man sehen das sich die Baumeister ihrer Sache nicht so sicher waren bzw. Das in der Zeit zu der die Kirchen gebaut wurden auch schon mal das eine oder andere gotische Gotteshaus eingestürzt ist. So sind in den Rundbögen hölzerne Zugelemente eingebaut worden. Sie sollten anscheinend verhindern das sich der Bogen durch sein eigenes Gewicht auseinander drückt.

Stralsund, Alter Markt und St. Nikolai

In St. Nikolai gibt es ein Kuriosum: unter der Orgel hängt ein vertrockneter Katzenhai. Er war bei einer Flut bis auf den Marktplatz vor der Kirche gespült worden. Man nahm das falls als Anzeichen und hat ihn in die Kirche gehängt.

Wenn man mit dem Rad nach Rügen will führt der Weg immer noch traditionell über den Rügendamm. Wenn man dort angekommen ist und glücklich den Radweg gefunden hat der Richtung Osten der Bundesstraße folgt kann man sehr komfortabel mit dem Rad fahren. Das aber nur bis Samten -'dann ist Schluss mit dem eigenen Weg. Bis kurz vor Prora habe ich mich schön mit dem Verkehr auf der hoffnungslos überfüllten Bundesstraße herum geschlagen - oder den Verkehr sich mit mir, es kommt ganz auf den Blickwinkel an. Rügen gilt als fahrradfreundliche Insel und die von mir gewählte Strecke ist auch als Radweg beschildert. Bei dem Verkehr auf der Strasse hat es aber eher etwas mit Kamikaze zu tun denn mit Fahrspass. In Bergen habe ich noch neue Bremsklötze für meine Scheibenbremse erstanden - wie sich beim Austausch am anderen morgen heraus stellte war der Kauf auch dringend nötig. Die Situation im Laden war lustig. Ich wusste den Namen meiner Bremse nicht (irgendein Frauenname) und die alte Dame die mich bedient hat vertrat nur ihren Sohn der gerade unterwegs war. Ich durfte dann im Sortiment fei wählen und wir hatten viel Spass dabei. Die Frau hat sich richtig gefreut das es nich Leute gibt die mit dem Rad weite Reisen unternehmen und hat mir noch viel Glück auf meinem Weg gewünscht.

Nun, ich habe die Jugendherberge in Prora jedenfalls glücklich erreicht und habe mich für den Zeltplatz eingecheckt. Die Herberge liegt in einem sanierten Teil das ehemaligen 'Kraft durch Freude' Erholungsheims das nie als solches genutzt wurde. Ich wollte mir die restlichen Gebäude mal ansehen und habe mir die Füße am Strand vertreten. Erstaunlicherweise wird in den restlichen Blöcken der Anlage feste gebaut und renoviert. Was ist da denn nur im Gange? Heute werde ich dieses Rätsel nicht mehr lösen können. Dafür ist der Strand dort sehr schön und wird auch von vielen Leute genutzt. Ich habe noch einen netten Klön-Abend mit der Truppe aus dem Nachbarzelt gehabt bevor ich pennen ging.