02.08.2015 - Demmin - Langenfelde - Grimmen - Stralsund: 61 Kilometer

Die Nacht im Hotel in Demmin - war eine typische Nacht im Hotel. Ich habe die Handtücher mal auf dem Halter hängen lassen. Wenn ich das nächste mal komme nehme ich sie noch mal.
Im Foyer gibt es verschiedene Ausfertigungen von Fotografien von Angela Merkel mit der Hotel-Crew. Sie soll hier schon an die zehn mal logiert haben - just heute Nacht war sie aber nicht da. Deswegen gibt es in diesem Blog auch kein Bild von mir und ihr ;-)
Zuerst mal galt es, die Kosten für's Hotelzimmer übers Frühstücksbuffet wieder rein zu holen - ich glaube es ist mir nicht ganz gelungen. Dann die Hühner satteln und auf nach Stralsund - dort hatte ich vorsorglich ein Bett für den heutigen Abend vorgebucht.
Über Langenfelde führte mich mein Weg nach Grimmen. Der Ort besitzt eine alte Kirche im Stil der Backsteinarchitektur. Und nicht nur weil Sonntag ist und gerade die Messe fertig ist ist diese Kirche offen. Die Küsterin versicherte mir das es der Gemeinde ein Anliegen sei, die Kirche offen und zugänglich zu halten. Ich hatte alle Zeit der Welt mich mit der Architektur zu beschäftigen.

St. Marien ist das älteste erhaltene Gebäude von Grimmen und datiert auf das 13. Jahrhundert zurück. Sie wurde bis ins 19. Jahrhundert immer und immer wieder umgebaut und ist heute evangelisch.
Am Ortsausgang von Grimmen fand ich die Ruine einer ehemaligen landwirtschaftlichen Handelsgenossenschaft - leider rieseln die Gebäude munter vor sich hin...
Ab da wurde die Gegend zunehmend flacher.

Tannenbaumverkauf ein Saisongeschäft? - nicht in Mecklenburg und Umgebung...

Außer einem wirklich außergewöhnlichen Weihnachtsbaumverkauf ist nicht mehr viel passiert und - bumms - war ich schon in Stralsund. Die Jugendherberge liegt ein bisschen außerhalb und ich entschloss mich statt eines Ausflugs in die Stadt doch einfach ein bisschen in der Sonne am Strand meine Hühnerbrust zu grillen. Morgen würde mich mein Weg sowieso durch die Stralsund führen.

Sonnenuntergang mit Blick auf Stralsund

01.08.2015 - Burg Stargard - Neubrandenburg - Tezlin - Lebbin - Altentreptow - Demmin: 64 Kilometer

Die Jugendherberge in Burg Stargard war voll ausgebucht - das konnte ich besonders beim Frühstück merken. Im Speisesaal ging es zu wie auf einem Bahnhof.

Die Jugendherberge in Stargard

Das Bahnhofs-Feeling blieb auch beim Beladen dea Rads weil heute für  viele der Gruppen Abreisetag war. Ich ließ den Trubel hinter mir und radelte Richtung Neubrandenburg.
Gleich am Ortseingang steiß ich auf die Gedenkstätte Dreieichen.

Die Gedenkstätte Dreieichen

Ein Mahnmal für die Verbrechen der Nazis und der Soviets. Die Entstehung des Lagers ist angewandter Zynismus - die Jüdin Olga Marzahn wurde ihres Grundbesitzes enteignet um darauf das Lager zu errichten. Als die Rote Armee das Lager erreichte wurden die noch lebenden Häftlinge in ihre Heimat geschickt. Dann nutzen die Soviets das Lager bis 1958 um Verdächtige zu inhaftieren und ggf. in die Sovietunion zu deportieren. Bis 1970 wurde das Lager und die verschiedenen Massengräber als Gedenkstätte erhalten und gepflegt, war aber nie für die Öffentlichkeit zugänglich. Dann ist der Ort zunehmend verfallen. 1989 begann man mit der Rekonstruktion des noch Vorhandenen und machte das ehemalige Lager für die Öffentlichkeit zugänglich.

Auch heute noch kommen Menschen um zu trauern

Es ist auch heute noch Anlaufstelle für Menschen die ihren Verstorbenen nachtrauern auch wenn so richtig viel weder vom Lager noch von den Gräbern erhalten ist.
Neubrandenburg selbst hat beeindruckende Plattenbauten, ein schönes Stadttor und zwei Kirchen die mit zu den Beispielen für Backsteingotik gelten - in der Einen war heute ein Konzert, weswegen man nicht rein durfte und die andere war schlicht abgeschlossen - schade,

das Stadttor von Neubrandenburg

ich hätte die Architektur gerne von drinnen gesehen. Aktuell bewege ich mich auf der Route der Backsteingotik. Vielleicht habe ich ja im nächsten Ort mehr Glück.
In Tezlin traf ich zwei brütende Störche mitten im Ort und ein Dorf weiter, in Lebbin habe ich ein hübsches Bauernhofcafé aufgetan. Es ist von der Straße her ausgeschildert und hat in den Ferien täglich 14-19 Uhr offen - sonst Mittwochs bs Sonntags von 14-19 Uhr. Es gibt dort tollen Kuchen und einen ordentlichen Kaffee. Zu finden: Dorfstraße 14, Kontakt: 03961-212861

Tezlin und seine Störche

Nach wie vor ging es lustig auf und ab - der nächste größere Ort war Altentreptow - am frühen Nachmittag wirkte es verschlafen aber es gibt dort eine Backsteinkirche mit einem sehr hoen Dach - das lässt auf eine interessante Kuppel hoffen. Leider ist auch sie verschlossen ohne Hinweise wie man denn hinein kommen kann. Heute ist nicht der erste Tag wo ich vor verschlossenen Kirchen stehe die teilweise aufwändig renoviert wurden um sie der Öffentlichkeit zu erhalten. Ich bin der Erhaltung solcher Denkmäler gegenüber grundsätzlich dankbar, frage mich aber was das für einen Sinn haben soll wenn man nicht rein kommt. Ich kann mir nicht vorstellen das das die Intention der Renovierung war.
Heute hatte ich etwas Probleme eine günstige Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Ich hielt in der Gegend vor Demmin Ausschau nch einem netten Fleckchen im Wald aber der Boden war dort sehr feucht und es wimmelte überall von Pfützen mit faulig riechenden Wasser die sich bei näherem Hinsehen als Mückorama entpuppten - also wieder zurück auf die Straße und weiter suchen. Allerdings ging mir dabei die Energie aus - so blieb ich letzten Endes erschöpft im Hotel in der Hansestadt Demmin hängen. Das muss das nächste mal besser klappen!

31.07.2015 - Zehndenik - Tornow- Himmelpfort - Stargard: 75 Kilometer

Ich habe geschlafen wie ein Stein - vielleicht auch wie zwei Steine...
Als ich Morgens aus meinem Zelt schaute habe ich erst mal eine Entenfamilie in Panik versetzt - meine Schuhe waren noch da. in paar Meter weiter hatten Reisende ihre Schuhe vor der gemieteten Hütte stehen lassen - die waren jetzt über die Wiese verstreut - ein Werk von Evil Biever ;-)

Die Restauration und Pension 'Alte Ziegelei' in Zehndenik

In der Annahme das ich heute weiter dem Kanal folgen würde machte ich mch auf die Socken. Schon bald sollte sich zeigen das ich die Havel vorerst das letzte mal gesehen habe. Mein Weg führte mich in hügeliges Gelände.
In Tornow machte ich einen kurzen Zwischenhalt.

die Dorfstraße in Tornow

Nicht, das der Ort irgendwas besonders Besonderes zu bieten gehabt hätte, aber die Ortsdurchfahrt wollte ich mal stellvertretend für viele andere Örtchen in dieser Gegend fotografiert haben.

die alte Dorfkirche in Tornow

Außerdem gab es dort eine nett verfallene Dorfkirche, die leider verschlossen war. Wenn einer von Euch mal in der Gegend ist und den Bau von drinnen sehen möchte: mail an: kirchetornow@aol.com
Über parallel zur Bundesstraße angelegte Radwege führte mich mein Weg von dort weiter nach Himmelpfort. Der Ortsname geht auf eine Klostergründung durch Zisterzienser im 14. Jahrhundert zurück. Geblieben ist davon heute unter anderem das Postamt des Weihnachtsmanns in dem er sitzt und alle Briefe beantwortet die man ihm so schreibt...

Ein Badesee bei Himmelpfort - dem Ort wo der Weinhachtsmann wohnt

Sie haben aber auch einen schönen Badessee und der Ort liegt an einer Draisinenstrecke auf der eine Menge Leute auf solchen Vehikeln unterwegs waren - ich blieb mal meinem Vehikel treu. Der Radweg führte durch dichten Fichtenwald und hatte das Zeug zur Berg- und Talbahn. Gefühlt aber eher eine Bergbahn...
Nach der Ortschaft Lychen, in der übrigens 1902 die Reisszwecke durch den Uhrmacher Johan Kirsten erfunden wurde, war Schluss mit netten Radwegen - es ging über Bundesstraße weiter. Der offizielle Radweg führte über nicht wirklich verschlafene, recht enge Straßen die zwar schön anzusehen sind aber ziemlich von LKW frequentiert werden.

Eigentlich hübsche Landstraßen in Mecklenburg

So sehr es mich auch freut das der Handel in der Gegend anscheinend floriert, die Anwesenheit von mir und meiner fahrbaren Schrankwand in der Gegend war für die Trucker eine ziemliche Herausforderung.

Immer und immer wieder hörte ich hinter mir die Druckluftbremsen dieser schweren Fahrzeuge zischen; einige Male dachte ich bei dem Geräusch das ich ein Loch im Reifen hätte. Es waren aber immer Sattelschlepper die geduldig hinter mir her krochen um auf ihre Chance zum Überholen zu hoffen. Es war mir in diesen Situationen meistens nicht möglich auf den Rand neben der Straße zu fahren da beim Ausbau der Strecke anscheinend viele Leitplanken dringend mal verbaut werden mussten. Die Landstraßen in der Gegend der Mecklenburgischen Seenplatte sind stramm eingehegt...
Bis heute ging ich in der Annahme das diese Gegend flach sei und tief gelegen ist - dem ist aber nicht so. Es ist vielmehr eine Hochebene die durch locker eingewürfelte Hügel bestimmt wird.

Viele Seen habe ich bisher übrigens noch nicht gesehen - ohne das Navi hätte ich von ihrer Existenz nichts gewusst denn sie sind meist hinter dichtem Baumbestand verborgen.
Ich hatte mir für heute vorgenommen tapfer in die Pedale zu treten, egal was kommt und erst ab 17:00 nach einem Platz für die Übernachtung zu suchen. Auf die Art und Weise konnte ich im endlosen Auf und Ab alle verfügbaren Gänge des Rades ausprobieren.

Ich war gerade in die Ortschat Stargard (nicht verwechseln mit dem von der Firma Scotch vertriebenen Schutzfilm Starguard®) eingerollte als ich ein Hinweisschild zu einer Jugendherberge las. Es war genau 17:00 - na, wenn das kein Zufall ist!
In der Herberge hatten sie noch genau ein Bettchen frei - das ist jetzt meins! Ich habe die Ehre in der ehemaligen Zivi-Stube zu nächtigen - lustig im Hochbett.
Nachdem ich mich geduscht un hergerichtet hatte wollte ich dann doch noch ein bisschen in Kultur machen und machte mich daran die Burg Stargard zu besuchen. Gut, das ich das zu Fuss tat und nicht mit dem Rad. Die Burg liegt - wie sollte es auch anders sein - auf einen hohen Berg der nur über einen steilen Weg bezwungen werden kann der mit einem Pflaster aus unterschiedlich dicken, tendentiell aber eher sehr dicken, Kieselsteinen belegt ist. Da werden sich die Pferde aber früher schön bedankt haben wenn sie da eine Kutsche hoch ziehen sollten. Die Burg ist teilweise eine Ruine und ihr Inneres wurde gerade für eine größere Festivität her gerichtet, Deswegen sind leider keine Bilder vom Inneren möglich - ich bin jetzt kein ausgewiesener Bierwagen-Fan...

Burg Startguard in, äh, Stargard

Die Anlage selbst ist die einzige erhaltene mittelalterliche Höhenburg in Norddeutschland. Ihr Bau wurde 1236 begonnen und sie ist seitdem unterschiedlichen Nutzungen unterworfen gewesen - unter anderem nach dem 2. Weltkrieg als Schule, dann als Jugendhergerge und jetzt noch als Hotel.
Nach einem Zwischenstopp bei einem arglos am Wegesrand herumlungernden Italiener bin ich in mein 'Hotel' um mich dem einen oder anderen Zivi-Traum hinzugeben - gute Nacht!

30.07.2015 - zehnter Tag - von Sachsenhausen an den Havelkanal bis nach Zehdenick - 50 Kilometer

Der Himmel begrüsste mich heute morgen grau - es war trocken. Vielleicht das richtige Wetter zum Besuchen der Gedenkstätte. Ich ließ meine Taschen im Zimmer und fuhr mit dem Rad herüber.

Das ehemalige Wohnhaus des Lagerverwalters - jetzt Begegnungsstätte und Jugendherberge

Wenn man in der Jugendherberge Sachsenhausen wohnt hat man das Privilleg durch ein Tor mit Zahlencode eine Abkürzung zur Gedenkstätte zu haben. Ich war so früh dort das noch so gut wie keine Leute unterwegs waren. Man kann sich mit oder ohne Audioguide auf dem Gelände frei bewegen und die verschiedenen Stationen anschauen.

Das Eingangsgebäude des Lager Sachsenhausen von der Lagerseite her gesehen

Ein Grossteil der Gebäude sind nicht mehr vorhanden. sie sind in dem Gelände durch geschotterte Felder gekennzeichnet. Man kann in den stehen gebliebenen und teilweise rekonstruierten Baracken Wissenswertes zur Entstehung und Geschichte des Lagers erfahren, die Bedingungen unter denen die Häflinge leben mussten, die Verflechtungen mit der Industrie, von den medizinischen Versuchen und von der Vernichtungsmaschinerie. Nicht zu vergessen auch die Geschichte des Lagers nach der Befreiung - wie alle Alliierten haben auch die Russen das Lager für ihre Zwecke zu nutzen gewusst.

Wansmalereien im Keller der Küchenbaracke des Lager Sachsenhausen

Aus der Zeit stammen auch die frisch restaurierten Wandmalereien im Keller der Küchenbaracke. Sie zeigen unter anderem Werke des Trickfilmzeichners Fischer-Kösen der als Mitarbeiter der UFA nach dem Krieg unter Verdacht geraten war. Sein Markenzeichen waren Gegenstände mit Gesichtern. Das Bild ganz rechts zeigt 'die Musterung der Mohrrüben' - es verbildlicht  die Untersuchung der Gefangenen darauf ob sie sich für den Arbeitseinsatz in den Lagern Sibiriens eignen
Man ist viel unterwegs wenn man das Lager erkundet. Die Anlage ist so weitläufig das man gut drei Stunden herumlaufen kann wenn man sich nicht zu tief mit den Themen befasst. Wenn man dann auf der Schautafel sieht das das Lager zu Ende des Krieges die dreifache Ausdehnung seiner heutigen Erscheinung hatte wird einem bewusst wie gross die Vernichtung an diesem Standort angelegt war.
Mich hat persönlich sehr betroffen das ein Grossteil der Menschen die hier medizinische Versuche aller Art an den Häftlichgen durchgeführt haben nach ihrem Unwesen dort recht unbehelligt und auch erfolgreich Karrieren in Medizin und Wirtschaft gemacht haben. Einige sind wohl angeklagt oder verurteilt worden - ihre Strafen sind, wenn sie überhaupt welche bekamen, nach kurzer Zeit wieder ausgesetzt worden.
Ich kam ziemlich erschlagen wieder in der Herberge an. Am liebsten hätte ich mich noch mal hin gelegt aber der Weg muss ja weiter gehen. Auch wenn ich die offizielle Zeit fürs Auschecken überschritten hatte musste ich keinen weiteren Tag Aufenthalt bezahlen - fein!

Also wieder die Schen and Rad geschnallt und in die Pedale getreten.

Um auf den Ostsee-Radweg zu gelangen musste ich von Sachsenhausen aus eine ganze Zeit lang in der Gegend herumgurken bis ich endlich wieder auf Kurs kam. Es gab in meiner Fahrrichtung anscheinend keine durchgehenden Straßen. Die Gegend nördlich von Oranienburg hat viele kleine, in den Fichtenwald eingebetteten Dörfchen deren Straßenverläufe  nicht unbedingt erkennen lassen wo es am besten wieder raus geht.

Als ich endlich auf den Ostsee-Radweg traf war das Landschaftsprogramm schlagartig ein anderes: er führt den Havelkanal entlang.

Der Havelkanal

Das Gelände ist flach und man hat die ganze Zeit Blickauf das beruhigende Gewässer und die Bötchen die darauf unterwegs sind. Der Radweg ist als Radstraße ausgebaut und es sind eine Menge Radfahrer auf ihm unterwegs. Ich traf sogar zwei Liegerad-Fahrer und auch eine Familie die ich tags zuvor noch in Sachsenhausen in der Herberge getroffen hatte.
Für heute endet meine Fahrt in Zehdenick, wo ich einen schönen Platz für mein Zelt direkt am Kanal gefunden habe.
Kleiner Tipp vom Besitzer der Wiese: keine Schuhe draussen stehen lassen weil sie sonst von den Bibern geklaut werden - Schuhfetischisten also...

29.07.2015 - Neunter Tag - Kleinkreuz bis Sachsenhausen: 70 Kilometer

Irgendwann muss alles Ausruhen ja mal ein Ende habe - heute geht es Weiter. Meine Reise soll mich jetzt an die Ostseeküste führen.

Die Sachen mussten wieder eingepackt  und ans Rad gebastelt werden. Zum Abschgied hat mich Andreas noch an den Badesee geführt  - den wollte er mir die ganze Zeit schon zeigen.

Ein Badesee bei Kleinkreuz

Dann gab's noch ein Abschiedsfoto und ich setzte mich in Bewegung. Ich wollte auf den Ostsee-Radwanderweg kommen der vom Alexanderplatz in Berlin Mitte über Stralsund bis auf Rügen führt. Ich hatte wenig Lust darauf mich mit meiner fahrbaren Schrankwand durch den Berliner Stadtverkehr zu quälen und entschloss mich zu einem Bogen außen herum.

Ich würde auf ihn in Liebenwalde treffen - um dort hin zu gelangen würde ich über Behnitz und Nauen fahren.
Auf dem Weg nach Behnitz wurde ich durch Wälder und Allen geführt die von Eichen dominiert sind. Zwischen den Bäumen war es eher kühl und der Wind machte es noch ein bisschen kälter. Für den Nachmittag war Gewitter und Sturm versprochen worden.
Für die aktuelle Route hatte ich den Radroutenplaner Brandenburg verwendet - die Route ist recht angenehm zu fahren - teilweise aut Radwegen neben der Bundesstraße, teilweise über Feld- und Wirtschaftswege. Eine Spezialität in Ostdeutschland sind Wirtschaftswege deren Fahrspuren aus Betonplatten gelegt sind - die haben deutliche Stoßkanten und vermitteln einem auf dem Rad das altbekannte Transitstrecken-Feeling...
Nach der Betonmplatten-Piste kam ich am Landsitz von Herrn Borsig in Behnitz vorbei. Abgesehen davon das es eben sein Ladsitz war hat er sich zu Zeiten des NS-Diktatur dort mehrfach mit Leuten aus dem Widerstand getroffen. Der Komplex ist aufwändig renoviert und ist mit seinen Parkanlagen Bestandteil der Brandenburger BuGa.

Der Landsitz des Industriellen Borsig in Behnitz

Nauen widerum beeindruckt durch ein paar herausstechende Gebäude - natürlich angemessen renoviert. Ich habe dort Rast gemacht und mich in einem Café mit einer Kundin an meinem Tisch darüber ausgetauscht - leider ist der Immobilienbestand in der zweiten Reihe nicht so umfasend aufgehübscht worden - sprich: es bröselt. Auch in dieser Gemeinde fehlt es an Menschen und dan Geld.

Das Rathaus in Nauen

Hinter Nauen kam ich durch ein Gebiet das extrem zahlreich mit Windrädern bestückt ist. Ich hatte bisher nie so viele von den Dingern auf einem Haufen gesehen - ob damit die 'Verspargelung' der Landschaft gemeint ist?

Windpark bei Nauen

Ab 15:00 zor es sich zusehends zu und der Wind wurde böiger. Eine zeit lang haben mich die Regenwolken in Ruhe gelassen, aber dann bin ich doch in einen Schauer geraten. Zum Glück konnte ich mich unter einem Vordach vor dem Wetter schützen. Als ich weiter fuhr hat es nur noch sanft genieselt - und wie der Zufall es wollte offerierte mir die Routenplanung einen jetzt sadig-schlammigen Feldweg als meine offizielle Route - Bei der hohen Radlast ein echter Spaß. Zum Glück ist das Rad nirgendwo abgerutscht oder eingesunken so das ich den Weg zwar langsamer aber sicher passieren konnte.
Nachdem es in Liebenwalde entgegen den Auskünften meiner Landkarte doch keine Jugendherberge geben sollte hatte ich mich bereits darauf eingestellt diese Nacht wieder im Zelt zu verbringen. Als ich gegen Abend Lebensmittel einkaufte merkte ich das mit der Regennässe auch die Kälte in meinen Körper kroch - vielleicht doch besser ein festes Dach über dem Kopf? Ich hatte unterwegs immer wieder Schilder gesehen die den Weg nach Oranienburg wiesen - die Dinstanz war inzwischen unter zehn Kilometern. Da habe ich noch mal in meinem Handy geschaut ob es nicht dort auch einen Herberge gäbe - und... Bingo!
Im Ortsteil Sachsenhausen gibt es neben der KZ-Gedenkstätte eine Jugendherberge und sie haben auch noch ein Bettchen für mich frei. Zügig machte ich mich auf den Weg dort hin. Ein Plätzchen war noch für mich noch frei. So fand ich in der ehemaligen Villa der Lagerleitung des KZ Sachsenhausen einen Schlafplatz. Wo ich sowieso schonmal da bin werde ich mir die Gedenkstätte morgen vor meiner Abfahrt ansehen.

26.07.2015 - sechster Tag - von kurz vor Burg bis Brandenburg: 63 Kilometer

Die Nacht war regnerisch, windig und ziemlich kühl - mein Standort war irgendwie ungeschcikt gewählt da die Fichten sich ordenbtlich im Wind hin und her gebogen haben. Zum Glück haben sie mein Zelt nur mit reichlich Tannenzapfen und nich mit Schlimmerem beworfen. Ich hätte aber auch keinen schlaueren Standort finden können - es gibt in der Gegend entweder Fichtenwald oder nichts - und im freien Feld währe bei den Windverhältnissen mindestens genau so dämlich gewesen, außerdem hätte man das Zelt in der flachen Landschaft meilenweit gesehen.

Sieben Uhr morgens wurde ich vom Meckern der Spechte wach - sie hatten mich als Fremdkörper entdeckt. Um ihnen zu beweisen das ich auf das Gezeter hin tatsächlich verschwinde packte ich meine Sachen aufs Rad und machte mich auf den Weg nach Brandenburg. Die ganze Gegend schlief noch. Ich hoffte das ich in Burg ein Frühstück finden würde - als ich eine Stunde später dort eintrudelte konnte ich feststellen das da noch alles schläft - also weiter Richtung Genthin...

Auch in der Gegend von Burg und Genthin ist die B1 weitgehend als Allee angelegt.

Auf der Strecke lagen reichlich Aststücke, Tannenzapfen und andere Dinge die Bäume schon mal fallen lassen können - anscheinend war das heute Nacht ein ziemlicher Sturm. Kurz vor Genthin hbe ich in einem Dorf ein Storchennest mit jungen Störchen gesehen - die haben den Sturm ganz gut überstanden. Sie sahen so derartig aus dem Ei gepellt aus das ich im ersten Moment dachte sie seien aus Plastik - bis einer von ihnen seinen Kopf drehte...

Junge Störche kurz von Gentin

Erst in Gentin sollte ich wirklich was zu Essen finden. Zuvor hatte ich in dem Ort aber noch einen Begegnung mit einer anderen Radreisenden die als Transportvariante gewählt hatte, ihre Sachen in einer Alukiste auf einem Anhänger zu transportieren. Wir fachsimpelten ein bisschen über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Transportarten und über die zu fahrenden Strecken - sie war auf dem Weg nach Hamburg. Das besagte Frühstück war dann eine Mischung aus übrig gebliebenem Wurstbrötchen vom Morgenverkauf und einem Stückchen Kuchen in einer Bäckerei in Gentin - guten Kaffee gabs da auch.

Der Marktplatz von Gentin leidet hier unter einer leichten Laola-Welle - das kann mein Reisebegleiter nicht besser rechnen...

Frisch zu Kräften gekommen machte ich mich auf den Weg nach Brandenburg wo man mich eigentlich schon seit Tagen erwartete. Rechts und links der Strecke tauchten immer mehr oder minder große Gewässer auf und der Boden war jetzt deutlich sandig - weit konnte es nicht mehr sein.

Kurz vor Brandenburg - es gibt jetzt viel Gewässer

In Brandenburg selbst gab es einen interessanten Wechsel zwischen Betonplatten-Wegen und Kopfsteinpflaster - ja nachdem wie historisch der gefahrene Abschnitt gerade war. Außerdem hat Brandenburg eine Schmalspur-Straßenbahn mit derartig breiten Rinnen in der Spur das da auch locker ein Mountainbike-Reifen drin verschwinden kann - da war besondere Obacht geboten.

Im alten Zentrum von Brandenburg kam ich an einer Kirche vorbei die mich irgendwie doch sehr an Bremen erinnerte. Ich muss noch raus kriegen wie die heisst und wer der Herr neben dem Portal ist.

Von hier aus war es nur noch ein kurzer Weg nach Kleinkreuz, meinem heutigen Reiseziel und Verschnaufpunkt für die nächsten zwei Tage.
 Um zwei Uhr Nachmittags hatte ich es endlich da hin geschafft. Ich war froh jetzt mal meinen Beinen etwas Erholung geben zu können.

Hier eine kleine Galerie von meiner Ankunft - wie zerfleddert ich in der Einfahrt aussehe, Mein Zelt im Garten und wir abends beim Lagerfeuer. Es gab eine Menge zu Quatschen und wir sind erst spät ins Bett gekommen...

23.7.2015 - dritter Tag - Horn > Hameln > Nordstemmen: 81 Kilometer

Nach einem guten Start in den Tag könnte ich feststellen das ich heute zwar wesentlich besserer Form bin als gestern, aber die Gegend ist in der Tat noch ziemlich hügelig. Ich konnte ausgiebig alle vorhandenen Gänge des Rades ausprobieren da es in einem fort rauf und runter ging. Die Landschaft hier ist - na klar - hügelig, landwirtschaftlich und recht sehenswert.

Von Hameln habe ich nicht mehr mit bekommen als die Brücke über die Weser und das große Stauwehr direkt darunter. Die Wegführung war irgendwie so geschickt das ich die Stadt schon wieder verlassen hatte bevor ich richtig drin war. Also bin ich weiter gefahren - es lief ja gerade so gut. Ein paar Kilometer hinter Hameln machte sich die Scheibenbremse durch aufdringliche Schleifgeräusche bemerkbar. Ich dachte erst das der Bremssattel justiert werden müsste, könnte dann aber fest stellen das die Scheibe durch ausgiebiges Bremsen verbogen war.

Man kann eine solche Scheibe wohl auch falsch herum einbauen - und genau das hatte ich getan! Mit dem festen Vorsatz den Fehler heute Abend zu beheben bin ich weiter gefahren. Bis zur Jugendherberge in Hildesheim sollte es nicht reichen. Bei 81 Kilometer Strecke bin ich bei Nordstemmen auf einem lauschigen Stück Wiese hängen geblieben und habe mich der technischen Probleme am Rad gewidmet. Es war ohnehin mal Zeit das mitgeführte Zelt auszuprobieren. Zum Abendessen gabs was mit Nudeln - Die Rezeptidee für Minderbegabte: Spagetti mit Tomatensauce aus der Packung. Geht auch toll auf dem Campingkocher...

Mein Zeltplatz liegt übrigens an der Bahnstrecke nach Hildesheim. Unter anderem der Metronom verkehrt hier stündlich... Gut das bei den Kochutensilien die Ohrenstöpsel aufgetaucht sind.

Fünfter Tag - Von Königslutter bis kurz vor Burg: 80 Kilometer

Für die Nacht war für Deutschland Unwetter und Sturm vorher gesagt worden. In der Tat wurde ich mitten in der Nacht auch von Blitz und Donner geweckt. Der Wind rauschte ordentlich im Nussbaum und es sah so aus als wenn es gleich ungemütlich würde. Es hat in der Folge aber nur ein bisschen geregnet. Die Unwetter sind anscheinend weit an meinem Standort vorbei gezogen - der Lärm des Donners hat aber auch schon gereicht um mich zu beeindrucken.

Ich wurde in der Früh von Zwitschern der Schwalben geweckt - die Kollegen waren also schon wieder bei der Arbeit. Ich habe mich dann auch daran gemacht meine Sachen wieder in die Taschen und ans Fahrrad zu bringen und das Zelt zusammen zu legen. Auf dem Hof selbst war noch alles still - wenn man mal von der Anlage absieht die die geerntete Gerste kühlt. Ich wollte mich gerade daran machen in den Tag aufzubrechen, da hatte mich mein Gastgeber entdeckt und bot mir noch einen Abschiedskaffee an - wer kann da schon 'nein' sagen...?

Es kam noch ein kleiner Plausch darüber auf wie man am schlauesten nach Helmstedt fährt und was ich mir drigend auf meinem Weg über die ehemalige Grenze anschauen solle.

Mit dem Wunsch, ich möge gut behütet unterwegs sein wurde ich in den Tag entlassen - das war bis jetzt der herzlichste Aufenthalt auf meiner Reise.

Die Universität in Helmstedt

Nachdem ich den Tipp dazu bekommen hatte wurde in Helmstedt natürlich die Universität besucht - ihres Zeiches die erste evangelische Universität Deutschlands angesehen. Sie hat in Lauf der Geschichte leider an Bedeutung verloren und dient heute als Volkshochschule - leider war sie zum Zeitpunkt meines Besuchs leider geschlossen.

Ich habe in dem Ort noch ein Frühstück/Mittag eingelegt und bin dann weiter zum ehemaligen Grenzübergang geradelt. Interessanterweise führt der Weg dahin über die Auffahrt zu A2 - es ist schon ein lustiges Gefühl mit einem Fahrrad auf einer Autobahnauffahrt Anlauf zu nehmen um dann kurz vor der Autobahn in die Einfahrt zum Zoll abzubiegen.

finde den Fehler im Bild ;-)

Das ist jedenfalls der Weg wenn man zum ehemaligen Grenzübergang kommen will - er führt direkt auf den Autobahn-Rastplatz Helmstedt. Heute machen da viele LKW Rast und erledigen ihre Zollformalitäten - die Fahrer haben mich und mein Rad die ganze Zeit neugierig beugt.

La voûte des mains

Man darf des Rastplatz Helmstedt nicht mit der Gedenkstätte Marienborn verwechseln. Auf dem Rastplatz steht heute zwischen den LKW das Kunstwerk 'La voûte des mains' (die Wölbung der Hände) des französischen Künstlers José Castell als Andenken an die Deutsch-Deutsche Wiedervereinigung. Sonst ist da eigentlich nichts was an die Vergangenheit erinnert.

Marienborn ist ein paar Kilometer weiter östlich, zwar direkt an der Autobahn gelegen, aber tatsächlich nur über eine Bundesstraße zu erreichen. Für mich bedeutete das: durch bemerkenswert hügeliges Gelände manövrieren bis ich endlich angekommen war. Man könnte fast den Eindruck bekommen das der Grenzübergang seinerzeit absichtlich in so unwegsames Gelände gelegt wurde.

An der Gedenkstätte Marienborn angekommen kann man sich auf der Anlage weitgehend frei bewegen. An den Gebäuden sind Tafeln mit Erklärungstexten zur ehemaligen Funktion der Stationen und kleine Texten dazu wie das damals in der Realität ausgesehen hat. Einige der Gebäude kann man auch begehen und in einem Haus ist auch eine permanente Ausstellung zur Entstehung der Grenze und der Entwicklung der Grenzsicherung und welche Blüten das alles getrieben hat, bewundern.

Die Passkontroll-Halle in Marienborn

Mich hat besonders die Halle berührt in der sich früher die Autos für der Personenkontrolle stauten - als junger Mensch habe ich unter diesem Dach ein paar bange Momente gehabt und auch Dinge gesehen die einem aus heutiger Sicht abstrus vorkommen.

In den Gebäudeh hängt immer noch der Geruch von braunkohlenbasierten Aromaten und Kunststoffprodukten - er ruft bei mir augenblicklich mulmige Erinnerungen wach. Es ist schon komisch wie dominant ein solcher Geruch nach über 25 Jahren noch immer in einem Gebäude stecken kann und welchen Einfluss er auf Erinnerungen aus einer längst vergangene Zeit hat.

Apfel- und Birmbaumallee entlang der B1

Nach dem Besuch in Marienborn ging's weiter nach Mageburg. Die B1 ist auf der Strecke viel von Alleen aus Obstbäumen gesäumt die aktuell ihr Obst lustig auf die Straße fallen lassen - sicher eine Auswirkung des nächtlichen Sturms denn die Äpfel und Birnen sind noch gar nicht reif. Überhaupt ist es heute sehr windig. Der Himmel ist voller dicker Wolken die ordentlich Regen versprechen aber sie ziehen alle um mich herum. Ich habe während des Tagen nur ein paar Spritzer abbekommen. Am wichtigsten aber: es ist Rückenwind! Der Weg fiel mir heute leichter als sonst.

Bis Brandenburg komme ich durch viele Orte in denen ein sonderbares Nebeneinander von völlig verfallenen und aufs hübscheste renovierten Häuser versammelt sind. Es sind wenig Leute auf der Straße. Außer Autos und ein paar Radfahrern habe ich niemanden gesehen.

Meine Einfahrt nach Magdeburg - das Wetter verschlechtert sich...

Bei meiner Einfahrt nach Magdeburg hatte sich der Himmel aber dann deutlich mehr zugezogen - es sah nach baldigem Regen aus. Ich steuerte das Stadtzentrum an um mich um eine Unterkunft zu kümmern. Leider hatte die Jugendherberge kein Bett mehr frei - und auch sonst gab sich die Stadt voll und ausgebucht. Also fuhr ich ohne Bleibe wieder aus der Stadt heraus.

Das ich keine Unterkunft fand hat mich schon ein bisschen gefuchst denn ich hätte mir die Stadt gerne noch ein bisschen angesehen. So aber entschied ich mich beim Discounter noch etwas Lebensmittel zu schießen, meine Getränkevorräte zu ergänzen und weiter in Richtung Burg zu radeln. Je mehr Kilometer ich heute mache desto eher bin ich morgen in Potsdam bei Andreas, einem Freund der mir für ein paar Tage Verschnaufgelegenheit bieten wird. Als es Dämmerte war ich etwa 10 Kilometer aus der Stadt heraus und schaute rechts un links der Straße nach einem Gehölz etwas von der Straße zurück gesetzt das ich gut mit meinem Rad erreichen konnte und in dem ich wahrscheinlich das Zelt aufschlagen kann. Ich fand eines in einem lichten Fichtenwäldchen. Schnell habe ich meine Unterkunft aufgebaut - es hatte sich mehr und mehr zugezogen undhatte sich schnell abgekühlt. Die Taschen in den Ecken des Zeltes ersparen mir die Heringe. Heute bleibt ie Küche kalt - der Waldboden ist überall von trockenem Material bedeckt das brennen würde wie Zunder wenn ich hier meinen Benzinkocher starte. Kurze Zeit später fing es an zu regnen - das hatte ich gerade noch mal rechtzeitig geschafft...

Zeltverstecken in der Nähe von Magdeburg

Vierter Tag - Hildesheim > Königslutter: 94 Kilometer

Wer denkt das man Zuglärm mit Ohrenstöpseln erfolgreich bekämfen kann befindet sich auf dem Holzweg. Die Bahnstrecke neben der sich mein Schlafplatz befand war nahezu minütlich von Zügen befahren und jedes mal wenn einer vorbei zog wackelte und vibrierte die Erde. so habe ich eine recht unruihige Nacht hinter mich gebracht und bin heute morgen sehr zeitig aufgebrochen. Frühstück fiel etwas spartanisch aus - ich hoffte das ich im nächsten Ort eine offene Bäckerei finde.

Schon nach wenigen Kilometern kam ich an Schloss Marienburg vorbei - und an einem Erdbeerstand dessen Personal mich nachdrücklich darauf hin wies das heute der letzte Verkaufstag währe - danach würde es hier nie wieder Erdbeeren geben...

Schloss Marienburg

So kam es das das heutige Frühstück eher frugal bestimmt war - es gab Erdbeeren satt denn schließlich sollten es ja die letzten auf diesem Erdball sein.

Dann folgte ich weiter dem Radweg Richtung Hildesheim. Niedersachsen hat genau wie NRW einen Online Radroutenplaner. Obwohl das Layout sich ähnlich wie bei dem für NRW gibt war ich anfänglich von der Site enttäuscht. man kann bei Niedersachsen nicht auswählen ob man über Radwege, durch schöne Landschaft oder eben auf kürzestem Weg über Straßen geführt werden will. Wenn man aber Zwischenziele eingibt die an Straßen liegen dann führt einen der Routenplaner Niedersachsen über eine Kompromiss-Strecke - in meinem Fall entlang der B1 und über Radwege die parallel zur B1 verlaufen. (die B1 ist teilweise als Schnellstraße ausgebaut und auf diesen Abschnitten für Radfahrer nicht befahrbar.) Die Meinungen dazu was ein Radweg ist lassen in Niedersachsen auch schon mal eine 20 Zentimeter breite Sandpiste Karriere machen aber in NRW bekommt man dafüt gern mal ne Treppe in seinen Kurs mit eingebaut - da tun sie sich alle nichts,,,

Gegen elf Uhr war ich in Hildesheim - die Erdbeeren hatten sich als nicht die optimalste Grundlage für einen Start in den Tag herausgestellt und ich war froh das just an meiner Strecke eine Gastronomie war die mit Frühstück warb und offen hatte. Die offizielle Frühstückszeit war zwar schon vorbei aber ich durfte mich an dem noch aufgebauten Rest-Buffet bedienen "sie dürfen alles aufessen was da noch steht..."

Dieses attraktive Angebot konnte ich leider nicht voll ausschöpfen :-( Ich habe mir noch ein Brötchen für Unterwegs geschmiert und die Gelegenheit genutzt meine Route bis Helmstedt weiter zu planen.

Die Landschaft entlang dieser Strecke ist hügelig und landwirtschaftlich geprägt - aber wirklich sehr schön wenn man sie einfach an sich vorüber ziehen lassen kann.

Als ich in Königslutter eintrudelte war es kurz vor sechs - kurz noch beim Supermarkt die Getränkevorräte ergänzt und einen Einheimischen nach Unterkünften gefragt. Campingplätze gibt es nicht in der näheren Umgebung, aber man habe wohl einige Hotels. Das Online-Buchungsportal beschied mir das aktuell die Preise für ein Zimmer in der Stadt bei 60€ anfängen - ich entschied mich das ich weiterradeln würde und in Hinterland nach einem Platz zum Schlafen suchen würde.

Gleich der nächste Ort, Rottdorf, versprach gute Chancen auf ein Plätzchen Wiese. Also kurvte ich durch den Ort und fragte bei Leuten an deren Grundstücke ein geeignetes Wiesenstück grenzt an ob ich dort für die Nacht mein Zelt aufschlagen könne. Die Ergebnisse dieser Anfragen waren eher frustran. DIe meisten wohnten zur Miete und konnten keine solche Entscheidung fällen. Der Rest hatte unverholen keine Lust auf ein Zelt in ihrem Vorgarten. mit teilweise offenem Mißtrauen wurde ich beobachtet ob ich denn nun auch wirklich wieder aus der Einfahrt verschwinde - eine eigenartige Stimmung...

Ein ANwohner gab mir einen Hinweis auf ein Wiesenstück auf dem immer wider Leute zelten würden - man müsse nur den Besitzer fragen. Alle Menschen die an die betreffende Wiese angrenzten waren aber nicht Besitzer der Wiese und als ich endlich dessen Wohnhaus fand war da niemand zuhause. Über eineinhalb Stunden hatte ich für nichts verplempert.

Ich radelte weiter, fest entschlossen mich ins nächste attraktive Gebüsch zu schlagen. Da kam ich an einem einzeln gelegenen Landgut vorbei - ich versuchte noch mal mein Glück - und dieses mal hatte ich welches! Der Besitzer des Hofs meinte das ich bei ihm mit einer solchen Frage genau richtig sei und das er mich heute mit meinem Rad auf der B1 gesehen hätte. Im Endefekt hatte ich einen hübschen Zeltplatz mitten auf dem Hof direkt unter einem schönen Nussbaum. Ich konnte ein Bad nutzen und in der Schlachtküche des Hof mein Essen kochen. Nach der langen Suche war das echt eine Erlösung. Ich war bald fest eingeschlafen.

22.07.2015 - Zweiter Tag - Paderborn > Horn: 25 Kilometer

Die Nacht habe in mit dem Kopf auf einem viel zu dünnen Kissen unter einer viel zu dicken Decke verbracht - Anders herum wäre bei diesen Temperaturen irgendwie besser gewesen...

In der DDR entwickelt und bis 1992 in China produziert: die 'fliegende Taube' / Developed in the GDR and produced in China until 1992: the 'Flying Pidgeon'

Vor meiner Weiterfahrt war 'Bildung und Kultur' angesagt: es ging ins Nixdorf-Museum - da wollte ich immer schon mal hin. Zugegeben ist das ziemlich nerdig aber die haben dort eine große Schreibmaschinen-Sammlung - und Schreibmaschinen finde ich immer noch toll. Leider durfte man sie nicht anfassen. Die feste Sammlung des Museums gibt unter anderem einen guten Überblick über die Entwicklung mechanisierter Rechen- und Schreibarbeit bis zu dem Punkt wo die Elektronik Einzug hielt. aber immerhin konnte ich zwischen all den Metallmonstern einer längst vergangenen Schreibkultur doch tatsächlich eine Schreibmaschine entdecken die in der DDR für den Chinesichen Markt hergestellt wurde.

Natürlich waren auch die elektronischen Rechner für mich sehr interessant. Ich habe viele alte Bekannte aus meinen vergangenen 25 Jahren wieder getroffen - leider konnte ich nicht mit ihnen kuscheln weil sie in Vitrinen eingesperrt waren ;-)

Nach einem Abstecher in die Kantine des Museums habe ich ich dann mit einiger Verspätung auf den Weg Richtung Osten gemacht - es war schon 13:00

Heute habe ich nicht so wirklich viel Strecke gemacht - ob es daran lag das sich meine Beine an ihre Arbeit wieder gewöhnen müssen oder das es so heiss war- oder vielleicht auch weil es permanent bergauf ging... Keine Ahnung - jedenfalls bin ich nicht so richtig vom Fleck gekommen. Insgesamt sollten es heute lediglich 25 Kilometer werden bis ich in Horn in der Jungendherberge gestrandet bin.

Auf dem Weg dort hin habe ich noch einen Abstecher zu den Externsteinen gemacht - auch sie wollte ich immer schon mal sehen.

Die Felsformation steht in einem kleinen Tal als währe sie vom Himmel gefallen - wirklich kurios. Als Kultstätte der Frühzeit bis ins Mittelalter hinein hat der Ort so einige Umdeutung und Umformungen erfahren, strahlt heute aber immer noch eine ziemliche Faszination aus.

Irgendwie scheint es so hügelig weiter zu gehen - man sollte nie die Rechnung ohne den Teutoburger Wald machen...

So war es schon sechs Uhr Abends als ich in Horn einrollte. Irgendwie hatte ich die Befürchtung das ich keine Schlafgelegenheit mehr finden würde wenn ich noch weiter Radeln würde. So habe ich eine Frau an einem Erdbeerstand nach einer Herberge gefragt und sie hat mir gerne weiter geholfen - in Horn gibt es eine Jugendherberge. Das Gebäude aus den Fünfzigern ist noch weitgehend original und gut gepflegt ausgestattet und strahlt einen Charme aus der mich sofort gefangen nahm...

...Quatsch! ich war einfach müde und hätte sicher auch in einem Schuhkarton Quartier bezogen wenn man ihn mir dafür angeboten hätte. morgen mache ich wieder mehr Kilometer - versprochen ;-)

21.07.2015 - die Fahrt geht los / the journey begins

Ich habe überhaupt keine Ahnung wer diesen komische Radiowecker auf sechs Uhr morgens gestellt hat - aber wo ich schon mal die Morgenandacht von WDR2 hören darf, kann ich auch gleich aufstehen...

Obwohl ich gestern noch eine 'Anprobe' mit den Satteltaschen am Rad gemacht hatte war es bis heute Morgen irgendwie mehr geworden als beabsichtigt.

Als das Rad beladen war war ich schon ein mal durchgefeuchtet - es war sonderbar schwül-warm und hatte genieselt bis ich mit Aufladen fertig war.
Gleich darauf fiel mir auf das ich seit dem letzten Jahr völlig vergessen hatte wie ungeschmeidig sich das Liegerad verhält wenn es bepackt ist - fast wär ich beim Aufsteigen vor dem Haus mit dem ganzen Gerümpel umgekippt - gut das die Nachbarschaft noch nicht auf der Straße war.

Ein gut beladener Killerwal...

Natürlich fährt es sich mit einem solchen Möbeltransporter auch nicht so schnell wie sonst - gerade rechtzeitig habe ich es für zehn Uhr zum Pflegedienst 'Lebensluft' in Unna geschafft. Wir hatten uns dort für einen Wink- und Verabschiedungstermin mit Foto verabredet. Hier sieht man mich im Kreise eines Teils der Leute um die ich mich schon mal nächtens kümmere und, nicht zu vergessen, meiner Kollegen.

erabschiedungs- und Wink-Termin beim Pflegedienst 'Lebensluft'

Warum dieser Fototermin?

Also, das ist so...

Ich habe mir die Herausforderung ausgesucht eine Radreise nach und durch Ostdeutschland zu machen. Das ist natürlich ein selbst gewähltes Schicksal, das macht es aber nicht weniger anstrengend oder risikoärmer. Wr weiss was der Technik wieder einfällt um die Sache zu sabotieren oder wie gut ich durchhalte oder nicht.

Ihr könnt das Ganze in diesem Blog verfolgen und ich hoffe das es für Euch unterhaltsam und am Ende sogar spannend ist. Vielleicht sogar so spannend das der Eine oder Andere von Euch ein Projekt unterstützen möchte durch das Menschen die sich ihre Herausforderung nicht selbst aussuchen konnten ein wenig Erholung von ihrerm Leben bietet:

Die Bewohner der Langzeit-Beatmeten-WG in Unna würden gerne im nächsten Jahr Ferien an der See machen. So schön sich diese Idee liest, so kostspielig gestaltet sie sich auch. Pro Bewohner sind mit Kosten um 2500 € zu rechnen - ein Grossteil dieser Summe muss durch Spenden gewonnen werden da bei den Betroffenen meist keine finanziellen Mittel in ausreichender Menge vorhanden sind.

Eine Idee dazu ist meine Reise - Es haben sich schon ein paar Leute gefunden die mir pro Kilometer gefahrener Strecke einen kleinen Betrag auf das Spenden konto überweisen oder die einen Betrag ihrer Wahl für die Idee geben - vielleicht fühltja der eine oder andere von euch diese Idee auch gut.

Im Gegenzug dafür gibt es hier die mehr oder minder spannenden Geschichten von meiner Strampelei durch Ostdeutschland - natürlich könnt ihr das auch verfolgen ohne was an das Projekt zu geben ;-)

Ich habe jedenfalls Unna mit geschmackvollen, von den Kollegen gebastelten Applikationen für das Fahrrad verlassen. Jetzt habe ich einen Wimpel der auf die Spendentour hinweist und eine kleine Blumengirlande in Deutschland-Farben an meinem Rad - was doch stilvoller Schmuck so ausmacht...

Ein überladener Killerwal mit geschmackvollen Applikationen kurz vor Soest

Viel Spannendes ist auf der ersten Etappe nicht wirklich passiert. Ich habe ein waar wunderschöne Zementwerke in Anröchte gesehen während ich mich mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 17 Kilometern an Paderborn heran robbte. Um halb sechs Uhr Nachmittags hatte ich mein Ziel, die Jugendherberge, erreicht.

Mal sehen was es Morgen zu sehen gibt...

mein Reisewimpel

Die Zeitungsredaktion hat mich dezent zehn Jahre älter gemacht. Ob das eine Sichtschätzung war oder ob sie sich einfach nur verhört haben ist jetzt nicht klar - ich überleg mir mal ob ich mein neues Alter einfach mal annehme und mich auf die baldige Rente freue ;-)

Wo geht's eigentlich 2017 hin?

Dieses Jahr beglücke ich kein Land mit Linksverkehr sondern es geht in des Osten Deutschlands.
Ich werde von Dortmund aus mit dem Rad entlang der alten B1 bis kurz vor Berlin fahren.
Dann geht es hoch nach Rostock, von wo aus ich der Ostseeküste Richtung Polen folge.
Kurz vor der Polnischen Küste biege ich dann nach Süden ab und folge dem Grenzverlauf auf der deutschen Seite bis ich etwa auf der Höhe von Leipzig bin.
Von da aus soll es zurück nach Dortmund gehen - insgesamt sind so etwa 2300 Kilometer zurückzulegen.
Wenn alles klappt wie ich es mir ausgedacht habe werde ich nicht nur die Strecke schaffen sondern unterwegs auch viele interessante Dinge sehen.
Wer möchte kann meine Reise in diesem Blog verfolgen und miterleben.