17.02.2017: Triumph der Technik

Freitag ist in Dubai - wie in allen muslimisch geprägten Ländern - ein Feiertag. In der Moschee gibt es eine ausführliche Andacht und wahrscheinlich wird hier - wie bei uns am Sonntag - niemand Arbeiten.
So hatten wir uns den Wecker auf 10:00 gestellt und waren in freudiger Erwartung aufs lange Ausschlafen ins Bett gegangen. Wir haben heute den ersten Termin um 11:00.
Der Traum vom geräuschfreien Vormittag sollte ein Traum bleiben. Die Baustelle schläft nie - auch nicht an Feiertagen.

Baustelle never sleeps…

Okay, vielleicht war es heute auf der anderen Straßenseite etwas leiser und ein paar Arbeiter weniger unterwegs.
Zum Ausschlafen fest entschlossen sind wir trotzdem bis zehn im Bett geblieben, dann ein bisschen frisch gemacht und ein taxi gerufen. Heute Morgen war noch mal Dekadenz angesagt. Eva hatte uns für ein Brunch im Burch al Arab eingebucht.
Es ist gar nicht so leicht in das Gebäude rein zu kommen. Erst nach der Prüfung unserer Anmeldungsbestätigung wurde die Strassensperre am Wachhäuschen im Boden versenkt und wir konnten über den Damm zum Haus rüber fahren. Menschen die keinen Besuch in dem Bau gebucht hatten mussten sehen wie sie am Checkpoint das Selfie mit dem segelförmigen Hochhaus hin bekamen.
Einer der Portiers öffnete für Eva die Wagentür - dann rotierten wir durch die großzügig gebaute Drehtür in das Foyer und standen auf schallschluckendem Teppich. Ein Rausch aus Farben, Ornamentik und Goldkanten erwartete uns - eine Welt in der selbst die Hinweis-Schilder für den feuchten Boden vergoldet sind - unsere Putzfrau im Krankenhaus währe begeistert.
Mittelpunkt des Foyers ist ein Springbrunnen in dem die Wasserstrahlen fangen spielten - er stellte auch so ziemlich das einzige Geräusch.

Wir passierten das Foyer und erreichten nach einer Ladenpassage den Aufzug zum Restaurant. Es ist in etwa 200 Meter Höhe in den ‚Tragflächen‘ des Gebäudes untergebracht.
Dort erwartete uns eine bunte Gesellschaft und gut 20 Meter opulentes Buffet das wenig zu wünsche offen ließ - was soll ich drüber sagen? - wo man hin sieht, alle tot!
Wir gaben uns große Mühe unser Essverhalten dem doch recht opulenten Preis für das Brunchvergnügen anzupassen. Na, ja, es ist ja der Wille, der zählt…
Das Gebäude zittert und schwankt die ganze Zeit fast unmerklich - es ist so gebaut das es die Windbelastung schwingend aufnimmt und die Böden sind so aufgehängt das sie die Bewegungen kompensieren. Es ist schon irritierend wenn man nicht einzuordnen weiss woher die kleinen Schwankungen des Bodens kommen oder warum Dekoelemente grundlos wackeln. Ganz ohne das man was merkt lässt sich das wahrscheinlich nicht lösen. Die wechselnden Winde in an der Küste sind schon ziemlich stark.


Trotz der vielen großen Fenster gibt es heute keine Aussicht - zum einen sind die Scheiben von außen verstaubt und zum anderen ist es heute sehr diesig. Es macht die Anmutung als befänden wir uns in einer Wolke, es handelt sich aber eher um Sandstaub.
Gegen 14:30 näherten wir uns dem Ende des gebuchten Aufenthalts am Luxusbuffet und wälzten uns zurück aufs Festland um etwas weniger nobel als auf dem Hinweg mit dem Bus 88 zum Deira City Centre, einer Mall zu fahren.

Dubai im Sandnebel

Von der Bushaltestelle war in dem Dunst das Hotel kaum zu erkennen obwohl wir vielleicht 500 Meter davon entfernt standen.
Wir wollten uns am Abend eine Filmvorführung im 4d-Kino antun und wollten die Karten schon mal vorab einsammeln kommen - hätte ich im Kino die Bestätigung auf dem Handy gehabt währe das wohl auch so passiert. Da ich an der Stelle etwas unorganisiert war konnten wir uns nur schon mal über die Lage des Kinos informieren - der Rest wurde auf den späten Abend vertagt.
So wurde erst mal der Punkt ‚im Hotelzimmer herummodern‘ umgesetzt - das war auch mal nötig.
Kurz nach zehn Uhr Abends saßen wir dann im 4d-Kino und geben uns dem epochalen Werk ‚John Reed 2’ in 4d-Technik hin. Ich weiss nicht zu sagen was schlimmer war - der Film ist ein Baller- und Prügel Streifen ohne weiteren Anspruch an eine vielschichtige Handlung und würde jeden knapp postpubertären Jüngling in Verzückung versetzen - dummerweise passen weder Eva noch ich auf diese Personenbeschreibung. Die 4d-Technik ist nach meiner Wahrnehmung eine totale Albernheit. Die Sitze hoben, drehten, kippten und wackelten was das Zeug hielt - konnten aber nicht den Eindruck vermitteln das man dadurch besser in die Action im Film eintauchen kann. Ab und zu wurden wir mit Wasser besprüht und die Gerüche die man uns an bot wirkten künstlich und nicht zu den jeweiligen Szenen passend. Bei den Schiessereien wurde uns Luft rechts und linke an den Ohren vorbei gepustet - das sollte wohl vorbeifliegende Projektile darstellen. Abgesehen davon haben unsere Sitze auch noch gequietscht. - ein ziemlicher Klamauk der von der Handlung des Films ablenkt - wenn der Film überhaupt eine Handlung gehabt hätte von der man hätte ablenken können. Ich werde ich Zukunft solche Technik meiden und gehe doch lieber Oldscool ins Kino - ich vermute mit Eva sieht das ähnlich aus.
Wir kamen so spät aus dem Kino das die Metro nicht mehr fuhr - also wieder mal Taxi. Auch in Dubai sind die Taxifahrer in der Nacht ohne Ortskenntnis - man fühlt sich fast wie Zuhause. Der Mann hat uns einfach sein Smarphone nach hinten gereicht damit wir im Google Navigator die Hoteladresse eingeben und von da ab ging’s ganz flüssig - man muss sich nur zu helfen wissen…

16.02.2017: Guldur, Gonsuum und Luggsuss

Heute haben wir uns mal den Wecker gestellt um eher wach zu sein als die Bauarbeiter von gegenüber - sieben Uhr! Ein echter Hammer für Urlaubsverhältnisse.

Als das Handy radaute währe ich fast gestorben - überflüssig zu erwähnen das auf der anderen Straßenseite natürlich schon nach Kräften gewerkelt wurde.

Das Rennen haben wir also schon mal nicht gemacht - aber dafür konnten wir rechtzeitig genug in der Al Jumeira Mosschee zum kulturellen Austausch erscheinen. Donnerstags um zehn Uhr gibt es dort eine Einführung für alle an religiösen Bräuchen der Muslime Interessierten.

Neben der Moschee gibt es noch dasBegegnungszentrum im Heritage Village in dem man sich an allen Tagen außer Freitag auch für Brunch, Mittagessen und Abendbrot à la Saudi einfinden kann (nach Voranmeldung) um die lokalen Bräuche und Speisen kennen zu lernen
Wir allerdings warteten dort mit einem Tässchen Tee in der Hand zwischen knapp 80 anderen Interessierten aller Nationalitäten auf den Beginn der Führung.
Sie beinhaltete den Ablauf der Vorbereitungen auf das Gebet - so kam ich endlich mal zu gewaschenen Füßen - und einer Erklärung bzw. Demonstration was es mit dem Ruf desMuezzin, mit dem Inhalt des Gebets auf sich hat, warum auf welche Weise wie oft gebetet wird und was es mit dem Freitag auf sich hat. Außerdem gab es die Gelegenheit Fragen zu stellen von denen auch keine unbeantwortet blieb - auch nicht die Unbequemen, welche die Themen Terror und Selbstmordattentäter berührten.
Man vertritt hier die Einstellung das nur eine Öffnung für die Fremden für das Kulturverständnis sorgt das man gerne vermitteln möchte - ich denke so könnte das klappen und es sicher auch eine Idee für unsere Kirchen daheim sich informativ gegenüber der Bevölkerung zu öffnen.

Ich kann jedem den es hier her verschlägteinen Besuch der verschiedenen Zentren für kulturelles Verständnis empfehlen. Es ist ein angenehmes Erlebnis und man ist von den verschiedenen Gastgebern ausdrücklich aufgefordert auch die unangenehmen Fragen zu stellen.

Danach ging's mit dem Bus zum Fischmarkt wo wir uns von geschäftstüchtigen Händlern acht, neun, fünf, ach, besser sechs oder eben und letztendlich siebenFische für siebzig, nein, fünfzig Dirham (dank Evas Hartnäckigkeit in der Verhandlung verkauft wuren. Dann noch mal zehn fürs Ausnehmen und weitere 11 für die Zubereitung in einer Fischbude gleich beim Markt.

Frischer geht's nicht - und leckerer wahrscheinlich auch nicht. Wir hätten uns Besteck mit bringen sollen denn die hiesige Methode, alles mit der rechten (sauberen) Hand zu Essen erfordert schon ziemlich Übung und Finger mit Astbestbeschichtung.

Weil der Platz so schön ist sind wir danach mit der Metro zur Station Al Ghubaiba. Dort ist nahe beim Creek ein Restaurant mit Blick aufs Wasser das super Eistee mit Aussicht auf den Fluss und kühlendem Wind vom Wasser bietet. Da haben wir eine Runde abgehangen um anschließend heraus zu finden das gar nicht weit davon weg im ehemaligen Haus des Scheichs Said bin Maktum ein noch viel schöneres Café ist - da war die Lust auf Kaffee aber schon verflogen.

Neben dem Café gibt es in dem Haus auch Kunstausstellungen und ehemalige Einrichtungsgegenstände und Gebrauchsartikel aus dem Leben des 1958 verstorbenen Scheichs.

Kurz ins Hotel und grob unsere Kadaver renoviert, dann gings, hopps, wieder in die Metro und zur Station Union und von da zu Fuss zum Creek wo am Ufer das Restaurantschiff lag auf dem Eva eine Tour mit Sterne-Menü gebucht hatte - sie hat heute ja Geburtstag.

Wir bekamen einen Fensterplatz von wo aus wir eine gute SIcht auf's Ufer hatten während die Kellner uns und die anderen Gäste mit allerlei Kleinigkeiten bespassten die nicht dringend dafür gemacht waren um ausgehunderte Menschen satt zu bekommen, dafür aber verdammt gut schmeckten. Dazwischen gab es immer wieder Zeit ins Freie zu gehen und die Sicht aufs Ufer und das Treiber der Wasserbusse auf dem Creek zu beobachten. Währenddessen gondelte das Schiff mit betonter Langsamkeit ein mal den Creek rauf und dann wieder runter.

Was im Hotel an uns vorüber ging ließ sich auf dem Schiff nicht verhindern - sie hatten heraus bekommen das Eva Geburtstag hat und überfielen sie mit einem Törtschen und dem dazu üblichen Absingen der international für diese Anlässe benutzten Lieder durch die anderen Gäste. Glücklicherweise gab es gleich drei Geburtstgskinder an Bord was die Anteilnahme etwas verteilte.

Der unvermeidliche Geburtstagskuchen auf dem Schiff

Halb elf gingen wir wieder von Bord und konnten mit Verwunderung fest stellen das sich die Uferpromenade in eine Freizeitveranstaltung verwandelt hatte. Menschen aller Nationalitäten - Einheimische und Gastarbeiter hingen zusamen am Ufer ab, spielten Fussball auf der Wiese vor der Stadtverwaltung oder machten Rudeltänze - ich hätte das so locker und so durchmischt hier nicht erwartet.

Mit einem Wasserbus - einem der vielen kleinen, von altersschwachen Dieselmotörchen Geräusch- und Abgasintensiv angetriebenen Bötchen fuhren wir mit zehn anderen Menschen über den nächtlichen Creek ans andere Ufer. Macht ziemlichen Spass - man sollte nur nicht seinen Sicherheitsbeauftragten dabei haben, dann könnte es weniger schön sein - wir waren (fast) ohne Angst unterwegs und haben es genossen. Vielleicht machen wir es in den kommenden Tagen noch mal am Tage wo die Chance auf einen Zusammenstoß mit einem anderen Schiff viel größer ist...

Als wir ins Hotelzimmer zurück kamen konnten wir fest stellen das auch hier ein Geburtstagsbeauftragter unterwegs ist - man hatte einen Schokoladenkuchen im Zimmer ausgesetzt - wie lieb. Unser aktueller Zustand ließ uns dieses Präsent erst mal in den Kühlschrank schieben und ins Bett fallen.

im Hotel wartete Geburtstagskuchen Nummer 2

15.02.2017: So wie wir es sehen sollen...

Es stand eine ganze Zeit drohend im Raum, heute sollte es so weit sein: wir kauften uns eine Karte für eine Big Bus Tour - einem von mehreren parallel konkurrierenden Unternehmen die versprechen das sie einem alle tollen Sachen der Stadt zeigen würden. Ein drei-Tage-Spaß versprach weiterhin freien Eintritt in vielerlei Attraktionen der Stadt. Über Kopfhörer kann man sich während der Fahrt in zehn Sprachen mit Informationen zu den Sehenswürdigkeiten füttern lassen.
Wir haben während des Tages die drei zur Verfügung stehenden Routen so kombiniert das wir quasi nach überall hin kommen.
Was soll ich sagen - man kommt tatsächlich überall hin, und das auf ganz besondere Art:
Recht zügig und schaukelnd wie ein Kamel mit Schwerpunktproblemen kann man sich auf dem Aussichtsdeck des Doppeldeckers den Wind, respektive den Dunst von Hunderten von Autos und LKWs ums Hirn wehen lassen.
Eine wirkliche Fotogelegenheit bietet sich vom Bus aus nicht. Da alle Fahrgäste oben sitzen schaukelt die Karre ordentlich und bevor man den richtigen Blickwinkel auf eine Aussicht hat steht da plötzlich eine Brücke, ein Rudel Palmen oder ne Plakatwand dazwischen und der Traum vom Foto ist vorbei.

So erhaschten wir kurze Blicke auf irrwitzige oder auch einfach nur glänzende Architektur, reichlich Strassenrampen und anmutige Baustellen in unterschiedlichen Stadien der Fertigstellung.
An entscheidenden Stellen könnte man auch aussteigen und Sehenswürdigkeiten besuchen. So wurden die wesentlichen Sehenswürdigkeiten abgearbeitet und man kam nicht vom rechten Kurs ab.
Wir haben uns auf der Palmeninsel das 'Lost Chambers' Aquarium angetan. Toll anzusehen und auch für optisch Minderbegabte leicht zu entdeckender Fischbesatz. Frei nach dem Motto: 'wenn nur genug im Becken drin sind können sie sich auch nicht mehr verstecken'.
Das Design der Räume war toll und auch die Aquarien waren super anzusehen. Ich kenne zu wenige Fische persönlich um einzuschätzen ob denen auf der anderen Seite der Scheibe das Spaß macht - die auf meiner Seite fandens toll.

Auf jeden Fall kann man so ganz gut einen Tag verbringen. Wir hätten für den Heimweg von der Palmeninsel mal besser die Metro nehmen sollen. Irgendwie hatten wir uns vom sicheren Sitzplatz im Bus täuschen lassen und sind voll in den Feierabend-Stau geraten. Massenparken auf dem Highway mit der Option auf Stickoxyd-Vergiftung - tolle Sache! Dauerte auch nur eineinhalb Stunden.
Da half dann auch die Dudelnusik und die sich Teletubby-artig wiederholenden Informationen aus dem Kopfhörer nicht mehr weiter. Ich habe den Tag übrigens gelernt das Datteln ein super Mitbringsel für die Lieben Daheim sind und wegen dem Steuersatz von null Prozent alle Leute gern hier sind und arbeiten und man speziell in den Malls an denen wir abgeladen wurden unglaublich günstige Schnäppchen machen kann. Als wir den Bus endlich verlassen konnten bluteten meine Ohren.

Diesen Abend beehrten wir einen Chinesen der in einem Hotel in unserer Nähe untergebracht war. Zur Begrüssung gab's erst mal einen Valentinstag-Schocker - anscheinend läst man die Herzchen-nd-Blumen-Deko hier gern mal so lange stehen bis sie sich von selbst kompostiert.

Chinesisch Essen heisst hier in der Gegend geschmacklich schon ma was ganz anderes als in Deutschland - ich denke, es handelt sich um eine lokale Spielart von 'Chinesischer Geschmack für Indien ;-)'

Wir konnten auch lernen wie hier in Dubai Prostitution funktioniert: Mann trifft sich mit der zukünftig kurzfritigen Dame des 'Herzens' in einem Restaurant in einem Hotel mit ordentlich Sternen (das aktuelle hatt fünf). Beide Parteien geben sich Mühe in einem nach Arbeitsessen aussehenden Gespräch zu demonstrieren wie begehrenswert sie sind ohne das sich das Umfeld unangenehm berührt vor kommt. Der Kandidat in dieser Situation machte einen tendentiell eher ausgehungerten Eindruck während die Kandidatin ohne Frage die deutlich bessere Präsentation her gab... Währen die Beiden sich handelseinig geworden hätte er in dem Hotel ein diskretes Zimmer für die beiden gemietet. Heute Abend fing er in bemüht freundlicher Lockerhait wieder heim und sie checkte noch kurz was sich in ihrem Handy so tut bevor sie nach irgendwo hin weg flatterte...

14.02.2017: Die teuersten Datteln der Welt

Heute ist Valentinstag - wer es nicht wusste hat es spätestens zum Frühstück bemerkt. Die Kellner ließen es sich nicht nehmen alle Damen im Speisesaal mit roten Rosen zu beschenken - auch wir blieben nicht verschont - also Eva.
...ach, die Romantik...

Heute: Bus fahren zum historischen Zentrum!

Im Bewusstsein totaler Kontrolle haben wir einen Bus bestiegen - um uns erst mal zu verfahren. Wir sind in einen indisch dominierten Bezirk ausgestiegen und machten den restlichen Weg zu Fuß. Man wartet auf die Busse zwar nur ca 10 Minuten aber die Distanzen sind aktuell erstaunlich kurz.
Am Creek angekommen haben wir das Dubai Museum besucht - mit drei Dirham Eintritt das bisher preisgünstigste Vergnügen. Das Museum kommt nach heutigen Maßstäben etwas altbacken daher, gibt aber einen sehr guten Überblick über die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Stadt.

Da ich die Berechtigungen für den Besuch des Burj Khalifa, des aktuell höchsten Turms der Welt, im Hotel hatte liegen lassen sind wir vom Museum aus zu Fuß zum Hotel zurück. Unser Weg führte uns durch ein von Indern und Pakistanis dominiertes Gebiet. Mit den Fotos dazu könnte ich auch behaupten ich hätte Bombay besucht...

Nach einer kurzen Pause im Hotel ging's dann mit der Metro zur Dubai Shopping Mail in die auch das Burj Khalifa integriert ist.
Die Mall und ihre Zugangssperre neigen zu dezenter Weitläufigkeit. Uns drohte die Zeit weg zu laufen um die unsere Ausdrucke gegen die Express-Tickets zu tauschen. Das Office bzw der Zugang zum Burj Khalifa liegt etwas versteckt im Kellergeschoss...

Endlich die Tickets in der Hand schleuste man uns in eine nobel eingerichtete Wartezone von der aus es zur Aussichtsplattform im 148. Stock gehen sollte. Wir bekamen Kaffee mit Kardamom und die wahrscheinlichst teuersten Datteln der Welt gereicht während uns ein Guide routiniert Wissenswertes zum Turm erzählte.

Warten darauf das es endlich los geht...

Lustig waren die Reaktionen unserer Mittäter auf den Kaffee - um es mal so zu sagen: sie kamen nicht unbedingt aus Kulturkreisen in denen Kaffee in unaufgehübschter Form getrunken wird...
Zehn Minuten dauerte die Einführung, dann wurden uns die Kaffeetassen geklaut. Unser Aufzug wartete - wir mussten Platz für einen Schwung neuer Höhensüchtiger machen.
So zog nicht zum letzten mal ein Trupp Premiumkarten-Inhaber an einer Wolke neidvoll blickender Normalkarten-Inhaber vorbei in den silberglänzenden Aufzug. Mit 18 Meter pro Sekunde ging's zur 124. Etage - damit niemand in die panischen Gesichter der anderen Mitfahrenden blicken müsste würde der Aufzug verdunkelt und Filme projezziert die uns mit der Wunderwelt des Burj Khalifa bezauberten. Dann ging's an neidvoll blickenden Normalsterblichen mit einem zweiten Aufzug hoch zur Premium-Plattform in die 148. Etage.
Diensteifrige Servicekräfte erwarteten uns mit Softdrinks, Datteln und Pralinen.
Von hier ab hatten wir freien Auslauf und durften so lange wie wir wollten aus den Festern und vom Aussenbereichder Aussichtsplattform (eigentlich auch hinter Glas) den Sonnenuntergang mit Blick auf Dubai Geniessen und Fotografieren.

Die Scheiben in der Höhe sind ziemlich scheckig und da die Fensterputzer drei Monate brauchen um ein mal alle Scheiben des Baus zu reinigen brauchten wir heute nicht auf Rettung hoffen. Wer sich also nicht nur in unterschiedlichsten Posen vor der Skyline ablichten lassen wollte sondern auch die Aussicht selbst mit nach Hause nehmen wollte müsste sich etwas Risikobereitschaft zeigen. Es gibt eine Lücke zwischen den Scheiben. Mit etwas Glück passen Objektiv oder Kamera da durch und die dreckigen Scheiben sind kein Problem mehr. Wieviele Fotoapparate, Handys in Tablets wohl aus fast ein Kilometer Höhe zu Boden segeln?
Aber was tut man nicht alles für eine irgendwie doch beeindruckende Aussicht?

Auch auf dem Weg nach untn stapften wir fröhlich an Menschen vorbei deren Blicke eigentlich hätten töten sollen - in einen nur für uns wartenden Aufzug. Grad eben macht Luxus Spaß...
Nach Sonnenuntergang gabs dann unten am Turm noch die Dubai-Fountain zu bestaunen - eine Wasserorgel modernster Machart - ich hab's für die Romantik-Begeisterten mal gefilmt...

Nach so viel Romantik haben wir den Abend in einem pakistanischen Schnellimbiss bei uns um die Ecke ausklingen lassen. Das essen war toll und das Personal von Eva begeistert. Es gab so gut wie keinen Mitarbeiter in der Bude der sie nicht wenigstens ein mal gesehen haben wollte - ich sollte mir mal für den Fall der Fälle einen Preis für sie Überlegen und wie ich die Kamele wohl in den Koffer bekomme...

13.02.2017: Vielfältige neue Freunde

Heute ist alles unter Kontrolle - Evas Handy ist geladen und google läuft. Wir arbeiten hart daran in der für uns weitgehend uniform erscheinenden Architektur Orientierungspunkte zu finden um den Weg zur Metro zuverlässig zu schaffen.
Unser Weg führt uns zur Station Palm Dirah, wo der Fisch- und Gemüsemarkt bzw -Souk ist. Die Stimmung dort war enorm und Eva könnte feststellen das sie eine geradezu unwiderstehliche Wirkung auf Fischhändler hat.

Eva hat eine unwiderstehliche Wirkung auf Fischhändler...

Nach einem kleinen Obsteinkauf sollte es zum öffentlichen Strand gehen - aufgrund gewisser Orientierungslosigkeit nahmen wir uns ein Taxi. Der Fahrer meinte das der allernächste Strand geschlossen sei und gurkte mit und bis zum Bur al Arab, das für die nächsten Stunden unseren malerischen Hintergrund bilden sollte.
Dort mischen sich alle Nationalräten, gut bewacht von den Coastguatds.
Ein Spaß unter den Badegästen Ist die Fütterung der Möwen und Tauben so das man sich mit ihnen zusammen fotografieren kann. Heut findet diese Aktion direkt neben meinem Kopf statt.

eine Begegnung mit Hendriks Gefiederten Freunden am öffentlichen Strand von Dubai

Nach dem Strandbesuch suchten wir in der Nähe des Bur al Arab nach einer Bushaltestelle und wurden tatsächlich fündig. Ein Bus der uns auf seinem Weg zu einer metrostation bringen sollte ließ auch nicht lange auf sich warten.
Im Bus gilt - wie in der Metro auch - Geschlechtertrennung. In der vorderen Hälfte sind die Frauen. Hinten dürfen die Männer sitzen.

Damit ich nicht so allein bin hat sich Eva entschlossen die einzige Frau in der Männersektion zu sein.die Fahrt mit dem Bus war ne tolle Sache - nicht wegen der gefühlten zehn Kilometer Schönheitskliniken entlang der Küstenstraße sondern vor allem wegen der Wohnquartiere durch die wir gegondelt sind.

Wandgestaltung in einem Wohnviertel in Dubai

Hier offenbarte sich das nicht zur Repräsentation gebaute Dubai mit reizvollen Motiven und einem beruhigenden Eindruck von Normalität.
Bei der anschließenden Fahrt mit der Metro nutzte Eva schamlos die Geschlechtertrennung aus - im Frauenabteil ist es einfach nicht so drängelig und meist sogar ein Sitzplatz frei. Ganz anders in der Jungs-Sektion...
Die Entspannung im Whirlpool auf dem Hoteldach entwickelt sich so langsam zu einer dekadenten Gewohnheit.
Abendessen gab es heute beim libanesischen Libanesen um die Ecke und nach einem Einkauf hoch interessanter Fruchnektare in Dosen haben wir auf dem Dach den Tag verarbeitet, dieses Fruchzeugs durch probiert und beschlossen das wir das nie wieder kaufen brauchen...

12.02.2017: Hier ist alles anders

Erfrischender Baustellenlärm beendete unsere viel zu kurze Nacht - was? Erst vier Uhr Morgens???
Nein, das Handy wähnte mich immer noch in Berlin und hatte sich nicht auf die lokale Zeit umgestellt. In Wirklichkeit war es schon kurz nach sieben und die Welt außerhalb unseres Zimmers war schon richtig in Schwung gekommen.
Sowas haben wir dann auch versucht.
Kurz nach acht konnte man uns gewaschen und angezogen am Frühstücksbuffet bewundern.
Wohl wegen des aus allen Nationalitäten gemischten Publikums kann man hier aus so ziemlich allem wählen was man in Dubai, Pakistan, Indien oder auch in Europa zum Frühstück essen kann. Mir hat’s ja besonders das warme Gemüse an getan das die Indische Sektion zu bieten hat. Und natürlich kann man auch indisch zubereiteten Tee bekommen - toll!
Schnell noch einen Touristenplan an der Rezeption gezockt und los gehts zu unserem ersten Ausflug in die Metropole.
Wie sich schon bald heraus stellen sollte kein wirklich einfacher Ausflug. Man hat sich hier darauf beschränkt die Straßen zu numerieren und unser Touristenplan war jetzt auch nicht das Gelbe vom Ei.
Wie Christoph Kolumbus, der für seine Amerika-Entdeckung auch nur eine schlecht gemalte Indienkarte zur Verfügung hatte stolperten wir mit einer groben Sehenswürdigkeitenkarte durch die Straßen auf der unser Stadtbezirk nicht drauf war.

Trotz dieser widrigen Umstände fanden wir eine Metrostation und bekamen es nach mehreren Versuchen sogar gebacken eine Karte zu kaufen und sie mit Geld aufzuladen.
Dann ging es in die Metro - wir hatten beschlossen mal die Strecke abzufahren - so viele Stationen hat es hier ja nicht... …stimmt so unheimlich viele Stationen sind es wirklich nicht - aber dafür liegen sie weit auseinander. ein gute Stunde lang bestaunten wir die weitläufig angelegte Architektur und die vielstspurige Autobahn parallel der Bahnstrecke. und die gelegentlich auch sehr phantasievoll zusammen gerotteten Hochhauskomplexe. Im Wesentlichen muss man sagen: Dubai ist eine wirklich lange Stadt - viel länger als breit, glaube ich.

Nach eine Stunde Gondelei waren wir in der Nähe der Dubai Marina und beschlossen auf eine Strecke umzusteigen die uns näher an die Küste bringt.
Hier waren sie dann - die pompös bis verspielt wirkenden Hochhäuser die in der Gegend standen als wären sie wie Pilze aus dem Boden geschossen. Innerhalb kürzester Zeit musste dieser Stadtbezirk entstanden sein - bzw. war dieser Stadtbezirk dabei zu entstehen. Zwischen gut bewohnten Türmen wurden im Rohbau befindliche Hochhäuser zusammen gezimmert und Fundamente für neue Komplexe ausgehoben. Teilweise waren auch schon im unteren Teil der Häuser Wohnungen bewohnt während oben drüber alles noch im Rohbau war..

Hier wird schon mal gewohnt während drum herum noch feste gebaut wird.

An dieser Stelle sollte ich auch etwas zu unserer Baustelle vor dem Hotel sagen - Es wird überall in der Stadt nach Kräften an Häusern gebaut und umgebaut - wer die Ruhe und Beschaulichkeit eines kleinen Urlaubsorts an de See erwartet wird hier nicht so wirklich Glück mit der Unterkunft haben. Das Geräusch dieser Stadt ist das allgegenwärtige Brummen der Klimaanlagen gepaart mit dem Geräusch von Pumpen, Generatoren, Kühlaggregaten und was man auch sonst immer mit einem Verbrennungsmotor - bevorzugt einem Diesel - betreiben kann. Hier ist Arbeit kein Geheimnis - jeder kann sie hören - und auch riechen. Der Bausektor boomt eben.

An der Marina gab es den bisher wohl teuersten Cappuccino meines Lebens und dann haben wir uns unter Tinnitusgefahr unseren Weg zum Strand gebahnt. Einmal ein bisschen die Küste entlang laufen und die Brise genießen. Eindeutig eine der schöneren Küsten - alles tipptopp mit glattem Sand, schönen Strandliegen und alles vor der Kulisse einer Wand aus Hochhäusern die ihren Bewohnern Meeresblick bietet.

Matina Beach an der Dubai Medina

Der Strand war übrigens auch lang - besonders weil sich nicht wirklich Gelegenheit bot entlang unserer Strecke mal eben wieder zwischen den Hochhäusern durch zu kommen. Es gab wenig begehbare Lücken und wenn, dann war genau da ein Hotel und man durfte nur als eingebuchter Gast da durch.
Allein unserer langjährigen Expeditionserfahrung ist es zu verdanken dan wir diesen Strand noch mal lebendig erlassen konnten und nach einer nochmals einstündigen Bahnfahrt auch wieder im Stadtteil unseres Hotels an kamen.
Nur noch ein bisschen in den namenlosen Straßen verlaufen und wir konnten uns aus unseren verschwitzten Sachen pellen. Abends hatten wir noch einen Termin im Zentrum für kulturelle Verständigung und wollten uns noch ein bisschen entspannen.
Auf dem Dach des Hotels gibt es einen kleinen Pool und Strandliegen. Da haben wir uns eine halbe Stunde in den Whirlpool gelegt - angewandte Dekadenz…
Die Idee, anschließend mit dem Taxi zu dem Zentrum zu fahren hat sich ein bisschen gerächt - in der Bestätigungsmail für die Veranstaltung war keine Adresse angegeben und unser Taxifahrer kannte das Zentrum nicht - tolle Wurst…
So konnte er uns nur grob in der Gegend abkippen und wir fragten uns lustig durch kreuz und quer durch die historische Architektur bis wir dann - gerade noch rechtzeitig - zu dem kulturellen Dinner mit Scheich und der Möglichkeit zu kritische Fragen zu stellen eintrafen.

Das Kulturelle Abendessen - hier während eines Erdbebens aufgenommen

Unser Scheich war leider indisponiert und ließ sich durch eine ‚Scheichin‘ vertreten die uns mit den Regeln der hiesigen Gastfreundschaft und dem Ablauf eines Essens vertraut machte und uns dann zu unseren kritischen Fragen befragte. Ich mach jetzt mal nen Bogen um die ganzen Details aber nach Ende des Abends hätte ich sofort nach Dubai übersiedeln können - so schön und plausibel hat sich das alles angehört.
Ich hoffe, ich bekomme zuhause noch die ganzen Argumente zusammen wenn mich mal einer danach fragt…
Da wir schon mal im historischen Kern der Stadt waren haben wir noch einen Spaziergang am Creek gemacht und sind in den Souk für Bekleidung, Stoffe und Tant geraten. Um ein Haar währe ich zum Beduinen mutiert…

11.02.2017: Die Sache mit dem Trip nach Dubai

Heute geht es also los auf die für mich unzutreffenste Reise meines bisherigen Lebens. Ich fliege mit Eva nach Dubai. Es ist weniger der Umstand das ich mit Eva reise als das Reiseziel an sich.
Von selbst währe ich nie auf die Idee gekommen da hin zu fahren. Das ich jetzt in einem A-380 sitze und den Vereinigte Arabischen Emiraten entgegen schwebe hat mir, bzw. uns Evas Vater eingebrockt.

während des Flugs nach Düsseldorf

Er hatte für Eva und sich, wie er es immer nannte,  eine Luxus-Reise gebucht. Als er das tat war er bereits vom Lungenkrebs angezählt - leider hatte er den Zeitpunkt der Reise so spät gewählt das er bereits vor drei Monaten seine letzte Reise antrat.
Eva hatte sich zu seinen Lebzeiten gegen die Reise gestäubt - als es aber daran ging sie aufzukündigen kam in ihr das Gefühl auf das sie eine Verpflichtung hätte auch ohne ihn zu fahren. Quasi an seiner Stelle das zu erleben was ihm nicht vergönnt war.

Machs gut. kleiner Koffer

Tja, und dann gab es noch den freien Platz bei dieser zwei-Personen-Veranstaltung. Jetzt bin ich also Evas Vater und fliege für eine Woche an einen Ort wo das Licht für Fotografie feindlich hell ist und wo man viele Dinge nicht fotografieren sollte - es sei denn, man hofft auf eine Urlaubsverlängerung mit SM-Komponente…

So sieht Reisefreude aus

Es verspricht also spannend zu werden - ich habe mich für diesen Trip für einen ‚Fallback‘ entschieden und die Film-fressenden Begleiter eingepackt. Die Gelegenheit für das eine oder andere Sandkorn zu einer tragenden Rolle bei einer Kamerasäuberung zu kommen, aber auch der Grund weswegen viele Zeugnisse dieser Reise erst nach meiner Heimkunft, Entwicklung und Scan der Filmstreifen hier Eingang finden können.
Vielleicht ein Grund für den Einen oder Anderen hier noch ein zweites mal vorbei zu Schauen.

Nach einem wahrlich luxoriösen Flug von sechs Stunden landete der Flieger gegen halb ein Uhr Morgens Ortszeit in Dubai international Airport. Der Pilot ließ es sich nicht nehmen nach dem Kontakt mit der Landebahn im Zickzack zu bremsen - echter Nervenkitzel nach jeder Menge Entertainment und Stewardessenbespassung.

Ich habe Wall-E für mich entdeckt

Noch eine Kleingkeit in einem recht weitläufigen Flugplatz verlaufen und eine zügige Taxifahrt zum Hotel - jetzt liege ich auf einem Bettchen in einem klimatisierten Zimmer - draußen ist es so warm das ich mich erst mal von meiner Jacke getrennt habe...

02.10.2016: Dinge die ohne linke Hand nicht ganz so gut gehen

Tja, wie's der Zufall so wollte ist vor einem Monat in meinem Atelier die Leiter unter mir zusammen gebrochen - vermutlich fand sie mich zu fett...

Der Sturz aus knapp 3 Meter Höhe bot mir die Möglichkeit mir den linken Unterarm zu brechen. Mein Bekanntenkreis bedauert es sehr das ich statt eines kleidsamen Gipses auf dem jeder unterschreiben kann eine Platte an den gebrochenen Knochen gesetzt bekam.

Deko die keiner sieht - die Platte in meinem linken Unterarm

Leider bin ich trotz der Operation aktuell nicht gut einsetzbar und daher musste auch die diesjährige Fotosafari durch Deutschlands Osten (dieses mal die untere Hälfte) komplett flach fallen - ich kann mit der Hand wohlwollend eine Tasse Kaffee halten aber Fahrrad fahren geht so gar nicht.

So verbringe ich jetzt mehr Zeit beim Pysiotherapeuten und mache albern anzusehende Bewegungsübungen mit meiner Hand...

05.08.2015 - Thiessow - Göhren - Putbus - Garz - Zudar - Greifswald: 82 (60) Kilometer

In der Nacht hatte es zu Stürmen begonnen und es kam immer wieder zu kräftigen Schauern. Trotzdem ich bei meinem Wurfzelt nicht die Heringe und Verzurrungen angebracht hatte sondern nur in den Ecken von innen mein Gepäck abgelegt hatte hat die Kiste gut gehalten und Das Wasser ist da geblieben wo es hingehört - nämlich draußen in den Sachen die ich nach dem Duschen zum Trockenen aufgehängt hatte :-/
Da ich mir heute was Schönes gönnen wollte - eine Fahrt mit dem rasenden Roland - konnte ich meine nun zwei mal gewaschene Wäsche nicht wie sonst auf meinem Gepäck zum Trocknen drapieren. Ich stopfte sie erst mal zum Zelt in die Hülle damit sie nicht in der Bekleidungstasche Dummheiten anrichten.

Die Lokomotive 'Rasender Roland' beim Umsetzen an die Zugspitze

Ich bin zeitig genug vom Campingplatz gekommenum indem ersten durchgehenden Zug nach Puttbus einen Platz für mich und mein Fahrrad zu bekommen. Der Rasende Roland ist eine Schmalspurbahn mit Dampflocks die nun seit über 100 Jahren auf Rügen verkehrt. Als Lokomtiven kommen hier wahre Kraftpakete zum Einsatz - die Maschinen mit vier bis fünf angetriebenen Achsen sind gut für den Einsatz in der, wie wir inzwischen wissen, sehr hügeligen Gegend. Die Betitelung ist ein wahrer Euphemismus - die Spitzengeschwindigkeit dieser Züge dürfte bei etwa vierzig Stundenkiometer liegen - mehr ist mit den kleinen Rädern nicht zu machen - die Geräuschentwicklung lässt das alles aber wesentlich schneller klingen...
Ich mag diese russigen Veranstaltungen irgendwie sehr gern. Dampflocks haben so ein tolles Arbeitsgeräusch - sie machen aus ihrer Anstrengung kein Geheimnis.
Die Fahrt in dem Zug ist der Grund für die zwei Distanzen für heute. AbPutbus binich dannwieder aus eigener Kraft gefahren und habe die speziellen Reize Rügens noch ein mal in vollen Zügen genossen.
Nicht, das ich meckern möchte, aber bie den Radwegen Rügens drängt sich doch sehr der Eindruck auf das sie von Menschengeplant sind die nicht selbst Rad fahren und das das vornehmliche Ziel ist das die Radfahrer nicht auf den zu engen Landstraßen zwischend den Autos herumschlingern.
Nun sind diese Radwege in der Konsequenz doch recht speziell. EIn Radweg neben einer Bundesstraße kann sich jederzeit in Luft auflösen und den Radfahrer in den Autoverkehr zwingen, der einer Bundesstraße in NRW vom Verkehr her alle Ehre macht. Diese Straßen sind dann auch als Radwege ausgeschildert, will heißen: das ist dann auch so gemeint.
Es gibt auch Radwege die durch die Felder führen und jederzeit an irgendeinem Punkt die Lust verlieren können weiterhin Radweg zu sein - sie entschließen sich dann für eine Zweit-Karriere als Wanderweg oder Trampelpfad.

Auf Tuchfühlung mit dem Sand - ein besonderer Spas

Solche Wege variable Deckbeläge: Teer, Betonplatten vom Typ 'Transitstrecke', Schotter, von wohlmeinenden Landwirten eingebrachte Ziegelsteine, Fließsand oder auch Schlamm (beide Letzteren in ordentich dick)
Ichhabe keine Probleme damit über Bauer Walters Ackerwege zu fahren - wenn ich vorher weiss das es darauf hinauslaufen wird. Es macht mir auch nichts aus Wahnsinns-Steigungen oder -Gefälle meistern zu müssen wenn die Hinweise dieser Wege darüber Auskunft geben. Genau so gern lasse ich mich von LKW ins nächste Gebüsch kegeln - hat ja was von Zuhause...
...Aber zu behaupten das Rügen eine Fahrrad-freundliche Insel ist halte ich für gewagt - es sei denn damit ist gemeint das die Bewohner der Insel Fahrräder nicht beschimpfen...
Nun bin ich allein unterwegs und muss die Konsequenzen solcher interessanten Wegeplanung alleine ausbaden. Ich kann für Eltern mit Kindern auf Kinderrädern oder in Fahrradanhängern solche Radtouren nicht empfehlen. Die Gefahr das die Technik der Räder versagt oder das Kind die Kontrolle über sein Rad verliert ist auf diesen Wegen sehr groß. Einen Anhänger kann man in dem Treibsand und auf den Wirtschaftswegen mit den Betonplatten-Spuren schlicht nicht bewegen - er versäuft oder läuft ungünstig als Bremser in der Spur. Die Mitfahrer im Anhänger bekommen jeden Schlag ab ohne ihn vorahnen zu können - und es ist alle 2 Meter ein neuer Schlag.

Der natürlich Lebensraum der gefürchteten Spurrille

Heute hate ich Betonplatten die durch breite Diagonal-Rillen das Rad mit jeder Platte neu zum Rand zwangen - ähnlich wie Straßenbahnschienen. Danach gab es Sand und Schlamm bis 20 cm Tiefe und tolle Pfützen - wobei die Pfützen noch das undramatischste waren. Solche Wege verlangen einem derartig viel Konzentration ab das man die schöne Landschaft schlicht nicht wahrnehmen kann.
Als ich an der Fähre in Zudar ankam sah mein Rad aus als wenn ich in Schlamm gebadet hätte.

Der natürlich Lebensraum der gefürchteten Spurrille

Auf den letzten Metern dort hin wurde ich von einem Radwanderer aus Dortmund Eichlinghofen eingeholt - das machen also Dortmunder in ihrem Urlaub. Bis zur Fähre fachsimpelten wir über das Radreisen mit Tourenrad oder Liegerad und was einem so auf Rügen passieren kann - ich bin froh das ichnicht als Einziger solche EIndrücke habe.
Unsere Wege trennten sich auf dem Festland - er wollte auf den nahen Campingplatz und ich noch bis nach Greifswald. Der Radweg vom Anleger nach Greifswald ist im Wesentlichen die alte Bundesstraße. während der Autoverkehr über eine parallel verlaufende Schnellstraße donnert kann der Radfahrer von Welt zusammen mit ein paar Anliegern die Reize einer von großen Kastatien beschatteten mit ordentlichem Kopfsteinpflaster belegten Straße genießen. Das Pflaster ist aktuell in einem so guten Zustand das es im Vergleich zu den Buckelpisten auf Rügen eine wahre Wohltat ist - ich konnte gut mit meinem Schiff 20 Stundenkilometer erreichen und den wenigen Schlaglöchern bequem ausweichen.
Nachmitags um halb vier war ich an der Jugendherbege angekommen - vermutlich der letzten auf meiner Reise - hatte mich etwas renoviert und war auf dem Weg in die Altstadt. Nach meinem Spaziergang durch die Stadt kann ich sagen: man kann sich hier wohl fühlen. Der Tipp der Herbergs-Rezeption mit einem Besuch des Alten Hafens war wirklich gut.

04.08.15 - Prora - Binz - Sellin - Baabe - Thiessow: 42 Kilometer

Die Möwen auf Prora sind ziemlich laut. Ich muss mal die der Leitung der Jugendherberge darauf ansprechen... Ich wollte vor meiner Abfahrt noch das Informations- und Dokumentationszentrum Prora besuchen das neben der Jugendherberge in einem unrenovierten Teil des Gebäuderiegels untergebracht ist.

Sie bieten dort eine Führung über das Gelände an die ich wahr nahm. Als der heute Weltkrieg begann war für den Gebäudekomplex Baustopp. Zu dem Zeitpunkt standen 4,5 Kilometer lang die Häuser für die Unterbringung der Urlauber im Rohbau. Die Gemeinschaftsjäuser waren nur teilweise als Fundamente angelegt. Eine geplante Veranstaltungshalle für 20.000 Menschen und die Uferpromenaden/Anleger für die KDF-Schiffe waren nie begonnen worden. So wurden die Gebäude nur teilweise als Lazarett genutzt und gegen Ende des Krieges für die Unterbringung von Flüchtlingen. Nach dem Krieg wollte man die Häuser wieder beseitigen und hatte auch schon mit der Sprengung eines Gebäuderiegels begonnen als der Kalte Krieg begann und man die militärische Nutzbarkeit der Gebäude erkannte.

Zuerst war dort die Kasernierte Volkspolizei stationiert - als die Armee in der DDR gegründet wurde verwandelte sich die Volkspolizei in die NVA. Anfänglich waren dort Panzer und Artillerie für Training und Manöver stationiert. Da man sie schweren Geräte aber nur über das Nadelöhr Rügendamm von der Insel herunter bekam wurden die Einheiten so verlegt das sie grenznaher waren. Diverse Einheiten waren dort stationiert - unter anderem Kampfschwimmer und andere Spezialeinheiten die in den Ruinen trainierten. Später waren dort auch die Bausoldaten stationiert - als die Zahl derer die den Dienst mit der Waffe verweigerten so stark anstieg das man sie nicht mehr gut in Zuchthäuser stecken konnte würde dieser 'Ersatzdienst' geschaffen wo die Verweigerer in militärischen Bauprojekten eingesetzt wurden. Der Standort entwickelte sich zu einer Keimzelle des Zivilen Widerstands da dort Andersdenkende aus der ganzen DDR konzentriert wurden.

Viele Menschen die die Wende mit gewaltfreiem Widerstand herbei führten waren zuvor als Waffenverweigerer in Prora stationiert. Ach der Wende wurde Prora entmilitarisiert und die Gebäude standen eine ganze Zeit lang leer. Jetzt wird in den noch erhaltenen Gebäuden wird nun fleißig renoviert und umgebaut. Während die Jugendherberge noch umfangreiche Denkmalschutz-Auflagen erfüllen musste geht man es auf der neuen Baustelle deutlich lockerer an. Hier entstehen Eigentum-Appartments für den gehobenen Bedarf - der aktuelle Quadratmeterpreis liegt bei ca. 6000 Euro. Die Süddeutsche titelte: 'hier wird ein Baudenkmal der Nazi-Ideologie durchgentrifiziert' - und tatsächlich maulen die Bewohner der schon fertigen Appartements bereits herum das da Leute an 'ihrem' Strand herumliegen und versuchen den Badegäste den Zugang zum Strand zu verweigern . Die Sache hat Potential...

Währenddessen beklagt das Informationszentrum  dasdie öffentliche Hand die Renovierung des Gebäudeteils verschleppt in dem das Dokumentationszentrum seine Arbeit tut. Es hat den Anschein das man damit liebäugelt auch dieses Geböude zu verkaufen. Übrigens sind auch die gesprengten Ruinen für ordentlich Geld verkauft worden - dieses mal an ein Konsortium in Lichtenstein - wenn der Profit winkt geht plötzlich alles... Der Tag war schon ordentlich voran geschritten als ich mich auf den Weg nach Thiessow machte. Ich hatte mich zuvor noch im Dokumentationszentrum nach einem Radweg in die Richtung erkundigt - bis Binz sollte er ganz schön sein, dann aber nicht mehr so toll. Die Auskunft war sehr richtig. Was genau 'nicht mehr so toll' heißt habe ich dann herausfinden können. Der Weg von Binz nach Sellin führt über einen ziemlichen Hügel auf dessen Spitze zur Belohnung das Jagtschloss Granitz thront. Bis da hin gilt es aber gute zwei Kilometer Steigung im Bereich um 20% zu überwinden. Es gab unterwegs immer mal wieder Wegweiser die konkurrierende Wege nach Sellin anboten, eine Radfahrerin aus der Gegend versicherte mir das sie alle über den Gipfel führen. Der Hügel ist ein Biosphärenreservat, die Vögel wollten sich heute aber nicht zeigen. Der Abstieg hatte auch seine Qualitäten. Während es von Binz aus noch geteert hoch ging gab es jetzt Kieselsteinpflaster, Schotter und feinen Sand im bunten Wechsel und auch gerne gemischt bei 20% Gefälle - der Sand auch gern so dick das die Reifen komplett einsinken. So froh ich war das ich nicht diese Steigung nach oben genommen hatte, so mulmig war mir bei dem Gedanken das mir das schwer beladene Rad beim Abstieg abschmiert. Zum Glück ist nichts passiert. Mit mir haben auch Familien mit kleinen Radanfängern und Kinderanhängern ihr Glück versucht - beneidet habe ich sie darum nicht. Der restliche Weg war landschaftlich sehr schön - ich hatte vor gehabt Hühnengräber zu besuchen die es dort geben sollte. Mangels Ausschilderung habe ich sie nicht gefunden. Als ich in Thiessow auf dem Campingplatz ankam war der eigentlich voll ausgebucht. Einen Radreisenden wollten sie aber nicht wegschicken. Es fand sich für mich und mein Zelt ein lauschiges Plätzchen zwischen Toilettenhaus und Kinderspielplatz. Wegen dem zweiten habe ich viele Wörter lernen können die ich bisher noch nicht kannte, deren Anwendung aber eher schwierig ist - Reisen bildet ;-)

03.08.2025 - Stralsund -> Prora (Rügen) : 67 Kilometer

Wenn am Abend zuvor auf dem Jugendherbergs-Gelände feste gefeiert wurde (und es wurde überall feste gefeiert) dann hat man morgens um sieben die Kantine fast für sich allein. Ein unverstellter Weg zum Buffet und herrlich depressive Ruhe - toll! Die Herberge liegt sieben Kilometer von Stralsund entfernt. Ein gut ausgeschilderter Radweg führt in die Altstadt. Bevor ich über den Rügendamm fahre gönne ich mir noch ein bisschen Stralsund am morgen. Ich besuche die Marienkirche und St Nikolai. Beide sind Beispiele für die Backsteingotik - und sie waren offen :-) In beiden Kirchen kann man sehen das sich die Baumeister ihrer Sache nicht so sicher waren bzw. Das in der Zeit zu der die Kirchen gebaut wurden auch schon mal das eine oder andere gotische Gotteshaus eingestürzt ist. So sind in den Rundbögen hölzerne Zugelemente eingebaut worden. Sie sollten anscheinend verhindern das sich der Bogen durch sein eigenes Gewicht auseinander drückt.

Stralsund, Alter Markt und St. Nikolai

In St. Nikolai gibt es ein Kuriosum: unter der Orgel hängt ein vertrockneter Katzenhai. Er war bei einer Flut bis auf den Marktplatz vor der Kirche gespült worden. Man nahm das falls als Anzeichen und hat ihn in die Kirche gehängt.

Wenn man mit dem Rad nach Rügen will führt der Weg immer noch traditionell über den Rügendamm. Wenn man dort angekommen ist und glücklich den Radweg gefunden hat der Richtung Osten der Bundesstraße folgt kann man sehr komfortabel mit dem Rad fahren. Das aber nur bis Samten -'dann ist Schluss mit dem eigenen Weg. Bis kurz vor Prora habe ich mich schön mit dem Verkehr auf der hoffnungslos überfüllten Bundesstraße herum geschlagen - oder den Verkehr sich mit mir, es kommt ganz auf den Blickwinkel an. Rügen gilt als fahrradfreundliche Insel und die von mir gewählte Strecke ist auch als Radweg beschildert. Bei dem Verkehr auf der Strasse hat es aber eher etwas mit Kamikaze zu tun denn mit Fahrspass. In Bergen habe ich noch neue Bremsklötze für meine Scheibenbremse erstanden - wie sich beim Austausch am anderen morgen heraus stellte war der Kauf auch dringend nötig. Die Situation im Laden war lustig. Ich wusste den Namen meiner Bremse nicht (irgendein Frauenname) und die alte Dame die mich bedient hat vertrat nur ihren Sohn der gerade unterwegs war. Ich durfte dann im Sortiment fei wählen und wir hatten viel Spass dabei. Die Frau hat sich richtig gefreut das es nich Leute gibt die mit dem Rad weite Reisen unternehmen und hat mir noch viel Glück auf meinem Weg gewünscht.

Nun, ich habe die Jugendherberge in Prora jedenfalls glücklich erreicht und habe mich für den Zeltplatz eingecheckt. Die Herberge liegt in einem sanierten Teil das ehemaligen 'Kraft durch Freude' Erholungsheims das nie als solches genutzt wurde. Ich wollte mir die restlichen Gebäude mal ansehen und habe mir die Füße am Strand vertreten. Erstaunlicherweise wird in den restlichen Blöcken der Anlage feste gebaut und renoviert. Was ist da denn nur im Gange? Heute werde ich dieses Rätsel nicht mehr lösen können. Dafür ist der Strand dort sehr schön und wird auch von vielen Leute genutzt. Ich habe noch einen netten Klön-Abend mit der Truppe aus dem Nachbarzelt gehabt bevor ich pennen ging.